Arzt
Die meisten niedergelassenen Ärzte klagen über Einkommen, die kaum noch die Existenz sichern.
> Praxisärzte: Wie viel verdienen sie wirklich?

Niedergelassene Ärzte machen
mehr Umsatz und ihnen bleibt mehr Gewinn. Das belegen bisher noch
unveröffentlichte Daten des Statistischen Bundesamtes.
Spitzenreiter sind die Radiologen mit einem Reinertrag von 209.000
Euro.


Die Einkommen der Kassenärzte sind
entgegen aller Behauptungen ihrer Standesvertreter weiter gestiegen.
Wie das Wirtschaftsmagazin „Capital“ berichtet, erhöhte sich
der Umsatz je Kassenarzt nach den neuesten, noch unveröffentlichten
Daten des Statistischen Bundesamtes von 1998 bis 2003 um 8,1 Prozent
und dessen Reinertrag sogar um 11,9 Prozent.



Spitzenreiter sind laut „Capital“
die Radiologen, deren Praxen im Schnitt nach Abzug aller Kosten
einen Reinertrag von 209.000 Euro erzielten. Auf Platz zwei folgen
die Orthopäden mit 160.000 Euro. Allgemeinärzte
erwirtschafteten mit 104.000 Euro im Jahr zwar einen deutlich
geringeren Betrag, liegen damit aber immer noch deutlich über
dem Einkommen anderer Freiberufler.



Damit erscheint die wirtschaftliche
Lage der Kassenärzte besser, als sie oft schwarz an die Wand
gemalt wird. Das zeigen auch andere Statistiken aus dem
Gesundheitsbereich. Seit 1991 zahlen die gesetzlichen Krankenkassen
den Medizinern hunderte Millionen Euro mehr als im jeweiligen
Vorjahr. 2005 waren es beispielsweise 258 Millionen mehr als 2004.
Dabei zehrt die steigende Zahl der Kassenärzte das Plus nicht
auf, was selbst das Zentralinstitut der Kassenärzte errechnete.



Die Reinerträge schließen
auch die Einnahmen von Privatversicherten ein. Doch im Gegensatz zu
Behauptungen von Ärzte-Funktionären überweisen auch
die gesetzlichen Kassen pro Mitglied mehr Geld an die Ärzte. In
Westdeutschland lag der Kopfbetrag im Jahr 2001 bei 457,66 Euro je
Mediziner. Er stieg bis 2005 auf 510,25 Euro. Die Ausgaben der Kassen
in Ostdeutschland stiegen noch rasanter. Auch die Behauptung, dass
die Einnahmen von den Kassenpatienten nicht zum Leben reichten, ist
nach Ansicht von „Capital“ wenig glaubhaft. Das zeigten
Allgemeinärzte und Kinderärzte, bei denen immerhin 83
Prozent der Einnahmen von gesetzlich Versicherten stammen.



Der Streit um die wirtschaftliche
Situation der Ärzte schwelt schon lange. Während die
niedergelassenen Mediziner immer wieder ins Feld führen, zu
wenig zu verdienen und sich nur mit den Einnahmen durch
Privatpatienten über Wasser zu halten, glaubte unter anderem
auch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, dass es den Ärzten
so schlecht gar nicht gehen könne.



Laut einem von Ärztevertretern im
vergangenen Jahr selbst aufgestellten Verdienstvergleich liegt der
durchschnittliche Gewinn aus der Behandlung von Kassenpatienten im
Westen bei knapp 85.000 Euro und im Osten bei 78.000 Euro. Allerdings
zeigt die Aufstellung eine erhebliche Spanne. So verdienten den
Angaben zufolge Internisten in den alten Ländern 2003 mit
Kassenpatienten im Durchschnitt rund 104.000 Euro, Hausärzte
rund 78.000 Euro, Chirurgen rund 65.000 Euro und Hautärzte knapp
58.000 Euro.



Diese Einkommen werden dieser
Aufstellung zufolge jeweils ergänzt durch Einnahmen aus
Privatbehandlungen. Somit erziele der durchschnittliche westdeutsche
Internist aus seiner Praxistätigkeit insgesamt 137.000 Euro
Überschuss, der durchschnittliche Hausarzt rund 93.000 Euro, der
durchschnittliche Chirurg 97.000 Euro und der durchschnittliche
Hautarzt etwa 80.000 Euro.



WANC 19.08.06

 
 
 
 
 
 
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