Saugende Zecke
Zecke: Verkürzen durch den Klimawandel ihre Winterruhephase (Foto: Baxter)
> Klimawandel: Bringt auch gesundheitliche Risiken

Die klimatischen Veränderungen
können zur Verbreitung von Krankheitsüberträgern
führen. Dadurch steigen die Gefahren, sich eine
Infektionskrankheit einzufangen. Europäische Fachleute raten zur
verstärkten Beobachtung, um frühzeitig Gefahren zu erkennen
und handeln zu können.


Das Klima ist wesentlich für das
Überleben und die Verbreitung von Krankheitserregern mit
verantwortlich – auch für die Anzahl der im Freiland lebenden
Überträger (Vektoren), beispielsweise Mücken, Zecken
oder Nagetiere. So lautet das zentrale Ergebnis einer internationalen
Tagung mit rund 140 Fachleuten, die das Umweltbundesamt (UBA)
organisierte.



Für die menschliche Gesundheit
haben von Tieren übertragene Krankheiten eine besondere
Bedeutung, weil im Freiland lebende Überträger (Vektoren)
unmittelbar auf klimatische Veränderungen reagieren. Mit dem
Klimawandel steigt das Risiko, dass neue und teilweise gefährlichere
Krankheiten in Deutschland heimisch werden könnten.



Im Freiland lebende Überträger
werden zudem über globale Transportwege in entfernte Regionen
verschleppt. Treffen beispielsweise Mücken, Zecken oder
Nagetiere am Ankunftsort auf für sie passende klimatische
Bedingungen, Biotope und Wirte, so können sich die Überträger
vermehren und verbreiten. Daher ist es nach Meinung von
Experten/innen wichtig, auch in Deutschland systematisch im Freiland
lebende Überträger zu überwachen. Nur so lassen sich
mögliche Gefahren frühzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen
entwickeln.



Es gibt Anzeichen, dass einheimische
Mücken- und Zeckenarten bereits auf die sich ändernden
klimatischen Bedingungen reagieren. So verkürzen Zecken, die
unter anderem Borreliose sowie Hirnhaut- und Gehirnentzündungen
übertragen, regional ihre Winterruhephase. Infolge des letzten,
milden Winters gab es dieses Jahr in Deutschland mehr Zecken. Mücken
konnten zeitiger im Frühjahr erscheinen oder schneller ihre
Entwicklung abschließen. Regional kam es diesen Sommer häufiger
zu Mückenplagen. Eine in Deutschland neuerdings vereinzelt
nachgewiesene Schmetterlingsmückenart überträgt die
ursprünglich im Mittelmeerraum heimische Leishmaniose. In
Deutschland erworbene Leishmanioseerkrankungen bei einem Kind und bei
einigen Hunden zeigen, was geschehen kann, wenn bisher hier nicht
heimische Vektoren und Krankheitserreger klimatisch passende
Bedingungen vorfinden.



Auch für die Ausbreitung der
Blauzungenkrankheit bei Wiederkäuern hat der beobachtete
Klimawandel eine wichtige Bedeutung bei der Ausbreitung von
Nordafrika nach Süd- und Südwesteuropa. Die
Temperaturabhängigkeit der Erreger sowie Verschleppungen, die
mit Tiertransporten entstehen, gelten als wesentliche Ursachen dafür,
dass sich die Erreger seit dem letzten Jahr in Belgien, den
Niederlanden, in Deutschland und in England verbreiteten.



Um mögliche Gefahren frühzeitig
zu erkennen und Gegenmaßnahmen entwickeln zu können,
halten es Klima- und Insektenforscher, Zoologen sowie Mediziner aus
14 europäischen Ländern für notwendig, die
Vektorvorkommen systematisch zu überwachen. Die nationalen
Überwachungsprogramme für übertragbare Krankheiten
befassen sich bisher überwiegend mit den Erkrankungen des
Menschen. Überwachungsprogramme für Überträger -
wie Mücken oder Zecken - gibt es nur in einzelnen europäischen
Ländern. In Deutschland fehlen sie.



WANC 17.10.07

 
 
 
 
 
 
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