Malariapatientin
Malariapatientin: Aus Äthiopien (Foto: WHO/P. Virot))
> Frauengesundheit: Fortschritte lassen auf sich warten

Der Fortschritt in der Frauengesundheit
ist bislang unausgeglichen, ungerecht und unbefriedigend. Erfolge in
einigen Ländern zeigen aber, dass Veränderungen dennoch
möglich sind.


Drs. Kirrin Gill, Rohini Pande, Anju
Malhotra und Kollegen vom International Center for Research on Women
in Washington sind davon überzeugt, dass die für eine
verbesserte Frauengesundheit notwendigen Investitionen nur einen
Bruchteil der globalen Ausgaben darstellen. Doch diese Investitionen
würden sich ihrer Meinung nach bezahlt machen.



Wichtig erscheint den Wissenschaftlern
die Zeitspanne, in der Frauen Kinder gebären und aufziehen:
„Während dieser Zeit schenken Frauen Kindern nicht nur das
Leben und ziehen sie groß, sondern sind in vieler Hinsicht
aktive Mitglieder der Gesellschaft - als Arbeiterinnen,
Führungskräfte und Hauptfiguren im sozialen Wandel und der
Entwicklung - und haben das größte Potenzial, nicht nur
für ihr eigenes Leben zu sorgen, sondern auch für eine
breitere Entwicklung.“



Die Forscher bemerken, dass weltweit
jährlich mehr als eine halbe Million Mütter sterben und für
die gesamte Lebensspanne betrachtet enorme Schwankungen eines
schwangerschafts- oder geburtsbezogenen Todesrisikos zwischen den
verschiedenen Ländern auftreten. Es gebe Hinweise, wonach Status
und Machtposition der Frauen in solchen Bereichen wie Bildung,
Arbeitsleben, Entscheidungsfindung, Gewalt durch Partner und
reproduktive Gesundheit die Frauengesundheit beeinflussen, darunter
Zugang und Nutzen von Hilfsdiensten während Schwangerschaft und
Geburt.



„Die Frauengesundheit hat
grundlegende Auswirkungen auf das Überleben und Morbidität
von Neugeborenen und Kindern sowie erhebliche Konsequenzen für
das langzeitige Wohlbefinden von Kindern - insbesondere Mädchen
- auf Grund ihrer Effekte auf Bildung, Wachstum und Versorgung“,
betonen die Wissenschaftler. Sie fügen hinzu: „Mütterliche
Todes- und Krankheitsfälle sind auf Grund ihrer direkten hohen
Gesundheitskosten, dem Einkommensverlust, dem Verlust anderer
ökonomischer Mitwirkender, gestörter familiärer
Beziehungen und sozialem Stress für die Familien sehr
belastend.“



In Ländern wie Sri Lanka erzielte
und im Detail analysierte Fortschritte zeigen, dass sich die
Müttersterblichkeit von 1600 pro 100 000 Lebendgeburten
in den 1940er Jahren auf 58 pro 100 000 Lebendgeburten
im Jahr 2005 verringerte. Dazu stellen die Forscher fest: „Die
fortwährende Behinderung des Fortschritts in der
Frauengesundheit in den vergangenen zwei Jahrzehnten in verschiedenen
Regionen der Erde ist beunruhigend, insbesondere der langsame
Fortgang in Südasien und den Ländern im südlich der
Sahara gelegen Afrika, welche durchweg die weltweit schlechtesten
Daten zur Frauengesundheit präsentierten.“



Der Zusammenhang zwischen
Müttersterblichkeit, Armut und dem Status der Frauen sei kein
Zufall. Länder, die ihre Investitionen in Bildung und
Beschäftigung für Frauen verbessert hätten, würden
auch mehr für gesundheitliche Hilfen für Frauen ausgeben.
Die Beispiele von Ländern wie Thailand und Malaysia deuteten
daher an, dass die MDG-5-Zielsetzung mit angemessener finanzieller
Hilfe und politischer Verantwortung erreichbar sei.



Gefordert wird eine verstärkte
Erforschung, inwieweit eine hohe Müttersterblichkeit Status und
Produktivität der Frauen, Haushaltsführung und ökonomischen
Fortschritt beeinflusst. „Weitere Hinweise allein werden jedoch
nicht ausreichen, um einen zukünftigen Fortschritt zu sichern.
Ebenso sind gemeinschaftliche Anstrengungen notwendig, um die
öffentliche Wahrnehmung bezüglich der Ernsthaftigkeit und
der verfügbaren Lösungen dieses Problems zu verändern
sowie um eine Vereinigung von Interessensvertretern zu schaffen,
welche die Frauengesundheit verbindlich verbessern sollen. Erst
entsprechende Investitionen in Frauengesundheit werden es den Frauen
ermöglichen, ihr Potenzial als Mütter, Individuen,
Familienmitglieder und Bürgerinnen auszuüben.“



WANC 17.10.07 Quelle: Kirrin
Gill and others. Women deliver for development. Lancet 2007; 370:
1347

 
 
 
 
 
 
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