Computeranalyse
Computer hilft bei der MRSA-Bekämpfung: Prof. Harmsen entwickelte ein automatisiertes Frühwarnsytem (Foto: UKM)
> Frühwarnsystem gegen multiresistente Keime

Die
Bekämpfung multiresistenter Krankheitskeime gehört heute weltweit zu
den größten Herausforderungen in Krankenhäusern. Besondere
Kopfschmerzen bereiten die so genannten MRSA-Bakterien
(Methicillin-resistente Staphylokokken), da es für sie mittlerweile
kaum noch Möglichkeiten der Therapie mit Antibiotika gibt. Ein
Frühwarnsystem soll die Ausbreitung dieser lebensgefährlichen Keime
und damit eine Gefährdung von Patienten verhindern.


In Europa gibt es
starke Unterschiede im Vorkommen von MRSA. Der Anteil dieser Bakterien
beträgt in Großbritannien mittlerweile 60 Prozent, in Deutschland wurde
in den letzten Jahren ein steiler Anstieg von drei auf etwa 25 Prozent
beobachtet. In den Niederlanden und Skandinavien hält sich die Rate
seit Jahren durch strikte Hygienemaßnahmen und Typisierung stabil unter
drei Prozent. Neben verlängerten und schwereren Krankheitsverläufen
bedeutet das Auftreten von MRSA äußerst arbeitsaufwändige und für das
Krankenhaus sehr teure Konsequenzen, im Extremfall die Schließung
ganzer Stationen.



Forscher um Prof. Dr. Dag Harmsen am
Universitätsklinikum Münster (UKM) haben eine spezielle Software
entwickelt, die eine automatisierte Analyse von Blut oder
Wundabstrichen auf charakteristische Gensequenzen zur genetischen
Typisierung ("genetischer Fingerabdruck") unterschiedlicher
MRSA-Bakterienstämme erlaubt. In das Programm integriert ist eine
Datenbank mit epidemiologischen Informationen, das heißt mit sämtlichen
Angaben über das bisherige Auftreten und die Gefährlichkeit von
MRSA-Stämmen. Die Ergebnisse der molekulargenetischen Analyse werden
dabei automatisch mit der Datenbank abgeglichen. Bei dem Verdacht eines
Ausbruchs wird automatisch ein Alarm ausgelöst.



Im Gegensatz zum
bisherigen Vorgehen liefert das automatisierte System, das
molekulargenetische Analyse mit medizinischer Hintergrundinformation
verknüpft, nicht nur wesentlich exaktere Ergebnisse, sondern ist auch
deutlich schneller und kostengünstiger als klassische
Überwachungsverfahren. Im Hinblick auf die weltweit weiter zunehmende
Verbreitung von MRSA-Bakterien könnte das in Münster entwickelte
Frühwarnsystem dazu beitragen, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten
und die Zahl der damit einhergehenden Todesfälle zu reduzieren.



WANC 12.01.06

 
 
 
 
 
 
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