Krankenhausvisite
28 Prozent der Krankenhäuser geben an, offene Arztstellen nicht mehr besetzen zu können (Foto: DAK/Scholz)
> Gehen uns die Ärzte aus?

Die Kassenärztliche
Bundesvereinigung (KBV) schlägt mal wieder Alarm: Es fehlen
Ärzte. Eine von ihr und der Bundesärztekammer (BÄK) in
Auftrag gegebene Studie, hat für die kommenden fünf Jahre
über 41 000 Ärztinnen und Ärzte gezählt, die
in den Ruhestand gehen. Ausreichender Nachwuchs sei jedoch nicht in
Sicht – weder im ambulanten noch im stationären Bereich.


Die Zahl der Hausärzte soll
abnehmen. Derzeit gibt es es knapp 53 000. Doch wenn die
Prognose der Studie zur Altersstruktur- und Arztzahlentwicklung
zutrifft, dann werden es bis 2017 nur noch gerade 49 000 sein.
„Wir laufen in einen eklatanten Ärztemangel hinein“, warnt
Dr. Andreas Köhler, Chef der KBV.



Eine Karte mit Versorgungsgraden soll
verdeutlichen, dass dieses Problem bereits viele Gebiete in
Deutschland betrifft: in Norddeutschland sind bereits acht Bezirke
hausärztlich unterversorgt (unter 90 Prozent) weitere 22
haben einen Versorgungsgrad von 90 bis 100 Prozent. Nur
37 Bezirke liegen beim Versorgungsgrad zwischen 100 und
110 Prozent und 47 Bezirke sind noch gesperrt, weil sie
einen Versorgungsgrad von über 110 Prozent auswiesen. In
den neuen Bundesländern liegen 13 Bezirke unter 90 Prozent
Versorgungsgrad, 21 Bezirke zwischen 90 und 100 Prozent,
43 Bezirke bei 100 bis unter 110 Prozent, 4 und
22 Bezirke sind gesperrt. Vor allem ländliche Gegenden sind
von der Unterversorgung betroffen.



Doch nicht nur die hausärztliche
Versorgung ist betroffen. Auch in einigen fachärztlichen Gruppen
ist der Mangel bereits angekommen. So ist die Zahl der Nervenärzte
von 5084 im Jahr 2002 auf 4855 im Jahr 2006 gesunken. Weitere
Fachärzte bei denen es bald eng werden könnte, sind
Augenärzte, Frauenärzte und Hautärzte.



Und im Krankenhaus sieht es nicht viel
besser aus: Momentan geben 28 Prozent der Kliniken an, offene
Stellen im ärztlichen Dienst nicht besetzen zu können (Ost:
55 Prozent, West: 24 Prozent).



„Uns bricht der Nachwuchs weg“,
warnt Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der BÄK.
„Der Anteil der Absolventen und jungen Ärzte sinkt Jahr für
Jahr, obgleich das Angebot an freien Stellen so groß wie nie
zuvor ist.“ In der Tat sinkt die Zahl der Studenten, die Medizin
belegen seit 1993 von 90 594 bis 2006 auf 78 106.
Zwischendurch hat sich die Zahl zwar immer wieder mal leicht erholt,
so waren 2006 mehr Medizinstudenten eingeschrieben als 2005, doch der
Trend ist da. Und auch Absolventen gibt es weniger: 2006 waren es
8724, 1993 noch 11 555.



Köhler mahnt: „Die
Rahmenbedingungen der ärztlichen Tätigkeit müssen
dringend verbessert werden, damit junge, gut ausgebildete Ärztinnen
und Ärzte in die Patientenversorgung gehen und dort auch
bleiben. Dazu brauchen wir attraktive Arbeitsbedingungen, weniger
Bürokratie und eine leistungsgerechte Bezahlung ärztlicher
Arbeit.“



Das hört sich zwar schlüssig
schmissig an, aber ob es die Wahrheit vollständig trifft?
Umfragen bei Medizinstudenten deuten darauf hin, dass der Frust über
das Studium nicht gerade gering ist. Aber auch herrschsüchtige
Chefärzte verdrießen dem Nachwuchs den Job. Zu denken
sollte es den Politikern geben, dass die zukünftigen Ärzte
lieber ins Ausland schielen, weil sie dort für weniger Arbeit
bei besseren Rahmenbedingungen auch noch besser bezahlt werden.



WANC 10.10.07

 
 
 
 
 
 
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