Demonstration
Ärzte im Streik: Annäherung in den Verhandlungen (Foto: Marburger Bund)
> Klinikärzte: Es wird weiter gestreikt

Am gestrigen Dienstag sind die zähen
Verhandlungen zwischen der Ärztegewerkschaft Marburger Bund und der
Tarifgemeinschaft deutscher Länder erneut gescheitert. Jetzt wollen die Ärzte
an den Unikliniken ihre Streiks weiter ausdehnen. Ein Spitzengespräch soll die Lösung
bringen.


Am Abend des 9. Mai, wurden die Tarifverhandlungen zwischen Marburger
Bund (MB) und der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) wieder einmal unterbrochen.
Das ist inzwischen schon mehrfach geschehen, das letzte Mal
vor einigen Tagen, als nach 26 Stunden die Gespräche ergebnislos ausgesetzt
wurden. Der MB sagt auf Bitte der Arbeitgeber und moniert, dass diese aus nicht
näher bekannten Gründen nicht bereit waren, ein offizielles Tarifangebot bzw.
Eckpunkte zu unterbreiten. Gestern fand der Abbruch statt, weil die
Arbeitgeber angeblich mit keiner Handlungsvollmacht ausgestattet waren.



Im ZDF-Morgenmagazin bewertete der MB-Vorsitzende Dr. Frank
Ulrich Montgomery das Verhalten der TdL als „unprofessionell.“ Nun sollein Spitzengespräch zwischen Montgomery und dem
TdL-Verhandlungsführer Hartmut Möllring ein Lösungsversuch auf politischer
Ebene unternommen werden.



Wie es weiter gehen wird, ist derzeit noch
offen. Obwohl Montgomery optimistisch bleibt, dass ein Vertrag schon bald
zustande kommt. Während der Verhandlungen der letzten Tage sollen beide Seiten
aufeinander zu gegangen sein, sodass ein Kompromiss in greifbare Nähe gerückt
war. Wie weit die Kompromisslinie inzwischen verschoben ist, hat das
Handelsblatt aus Verhandlungskreisen erfahren. Danach hat sich der Ärztebund
von seiner Anfangsforderung nach 15% mehr Lohn nun auf zwei Sprünge in der
Größenordnung von 4 und 3 % herunterhandeln lassen.



Als vereinbart gilt anscheinend außerdem, dass die Länder frühere
Kürzungen, etwa beim Weihnachtsgeld, wieder rückgängig machen. Weitgehend einig
ist man sich wohl auch über eine flächendeckende strukturelle Erfassung - und
damit auch Bezahlung - der Arbeitszeit der Ärzte. Ein Teilnehmer der
Verhandlungen sagte dem Handelsblatt aber, dass solange die Tariferhöhung nicht
klar seien, auch dies wieder aufgerollt werden könnte. Völlig offen sei auch
noch die Laufzeit des Vertrages.



Derweil weiten die Ärzte ihre Streiks aus. Am 9. Mai
haben in über 20 Unikliniken und Landeskrankenhäusern bundesweit rund 12.000
Ärzte ihre Arbeit niedergelegt. Allein 6.000 streikende Ärzte kamen zu einer
zentralen Großdemonstration nach Würzburg.



Die angekündigte weitere Verschärfung der Ärzte-Streiks soll
am kommenden Montag (15. Mai) eingeleite werden. Ab diesem Zeitpunkt werden die
Streiks nicht mehr nur tageweise, sondern wochenweise stattfinden. Das
bedeutet, dass an den bestreikten Kliniken nur noch akute Notfälle versorgt
werden.



WANC 10.05.06

 
 
 
 
 
 
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