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Wer wenig Geld hat, zahlt mit seiner Gesundheit dafür (Foto: Stock photo)
> Wer arm ist, stirbt früher

Dass sich Armut auf die Gesundheit
auswirkt, wird mittlerweile durch zahlreiche Studien bestätigt. So
stellen sich viele Erkrankungen, Gesundheitsbeschwerden und
Risikofaktoren bei Personen, die in Armut leben, vermehrt ein. Außerdem
schätzen Arme ihren allgemeinen Gesundheitszustand und ihre
gesundheitsbezogene Lebensqualität schlechter ein. Das Robert
Koch-Institut (RKI) hat nun festgestellt, dass arme Menschen einer
erhöhten vorzeitigen Sterblichkeit unterliegen.
Dass RKI stellt fest, was viele Sozialpolitiker am liebsten
verschweigen. Seit Längerem sei „eine Auseinanderentwicklung der
Lebensverhältnisse und Ausweitung der Armutsbetroffenheit“ zu
beobachten. Im Zeitraum von 1998 bis 2008 habe der Anteil der Personen,
die in Armut leben oder durch Armut bedroht sind, von 11 % auf 14 %
zugenommen. Dabei sind laut RKI zwei Entwicklungstendenzen besonders
auffällig. Zum einen sei das Armutsrisiko in den Bevölkerungsgruppen,
die ohnehin am stärksten gefährdet sind, überproportional angestiegen,
z. B. Langzeitarbeitslose und Personen mit geringer beruflicher
Qualifikation. Zum anderen sei eine soziale Entgrenzung der Armut zu
beobachten, die bis weit in die ehemals gut gesicherte
gesellschaftliche Mittelschicht hineinreiche. Zu beobachten sei aber auch, der Zusammenhang zwischen Einkommen und
Gesundheit sowie Lebenserwartung. Für den Zeitraum 1995 bis 2005
bestehe für Frauen und Männer, deren Einkommen unterhalb der
Armutsrisikogrenze liegt, ein im Verhältnis zur hohen Einkommensgruppe
um das 2,4- bzw. 2,7-fach erhöhtes Mortalitätsrisiko. Die mittlere Lebenserwartung bei Geburt liegt bei Frauen aus der
Armutsrisikogruppe rund acht Jahre unter der von Frauen aus der hohen
Einkommensgruppe. Bei Männern beträgt die Differenz sogar elf Jahre.
Auffallend sei dabei, dass sich auch zwischen den mittleren
Einkommensgruppen Unterschiede zeigen, so dass von einer graduellen
Abstufung der Lebenserwartung gesprochen werden kann. In der ferneren Lebenserwartung ab einem Alter von 65 Jahren zeichnen
sich die Einkommensunterschiede ebenfalls deutlich ab. So haben Frauen
mit niedrigem Einkommen mit 65 Jahren noch eine Lebenserwartung von
16,2 Jahren, Männer von 12,3 Jahren. Frauen mit einen sehr hohen
Einkommen dürfen dagegen noch auf 22,5 Jahre hoffen, bei Männern sind
es 19,7 Jahre. Der Zusammenhang zwischen Einkommen und Lebenserwartung lässt sich auch
auf regionaler Ebene beobachten. Eine aktuelle Untersuchung anhand der
96 Raumordnungsregionen in Deutschland belegt, dass die mittlere
Lebenserwartung bei Geburt in den Regionen mit niedriger
Armutsrisikoquote am höchsten ist. Bei Männern beträgt die Differenz
zwischen den Regionen mit den höchsten und niedrigsten
Armutsrisikoquoten etwa fünf, bei Frauen etwa drei Jahre. Die Gesundheit von Armut bedrohten leidet vor allem unter
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und
Stoffwechselstörungen. Sozial benachteiligte Menschen ab 45 Jahre
zeigen ein vermehrtes Auftreten z. B. von Herzinfarkt, Schlaganfall,
Angina pectoris, Hypertonie, Diabetes mellitus, chronische Bronchitis,
chronische Lebererkrankung, Osteoporose, Arthrose und Depression. Bei
Frauen ist außerdem ein Zusammenhang zwischen Armutsrisiko und Asthma
bronchiale sowie erhöhten Blutfettwerten festzustellen. Bei Männern
treten neben den zuvor genannten Erkrankungen auch Herzinsuffizienz,
Arthritis und chronische Niereninsuffizienz in der Armutsrisikogruppe
gehäuft auf. Außerdem haben Frauen und Männer mit einem Armutsrisiko
ein erhöhtes Risiko für Lungen-, Magen- und Darmkrebs haben. Wen wundert es, dass sich Armut auch auf das Gesundheitsverhalten
auswirkt. Wer wenig Knete hat, ernährt sich ungesünder – isst also
weniger frisches Obst, Gemüse, Fisch und mageres Fleisch. Armut lässt
Menschen allerdings öfter zum Arzt gehen, aber nur selten Maßnahmen zur
Gesundheitsförderung wahrnehmen. 18-jährige sowie ältere Frauen und Männer aus der Armutsrisikogruppe
rauchen etwa 1,3-mal häufiger als gleichaltrige Frauen und Männer aus
der hohen Einkommensgruppe. Dass sie in den letzten drei Monaten vor
der Befragung keinen Sport getrieben haben, wird von ihnen sogar mehr
als zweimal so oft angegeben. Bei Frauen aus der niedrigen
Einkommensgruppe ist das Risiko für Adipositas im Vergleich zu
denjenigen aus der hohen Einkommensgruppe um den Faktor 3,3 erhöht. Bei
Männern beträgt dieses Verhältnis 1,6:1 WANC 06.12.2010, Quelle: GBE kompakt – 5/2010
 
 
 
 
 
 
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