Pflegekräfte: Schlecht bezahlt und ständig überlastet
> Pflege in Deutschland: Katastrophale Situation


Die Pflege alter und kranker Menschen steckt in der Krise. Obwohl immer mehr Menschen pflegebedürftig werden, gibt es immer weniger Menschen, die sich um sie kümmern wollen. Das liegt an den belastenden Arbeitsbedingungen genauso wie an der miserablen Vergütung der Pflegekräfte.


Bis zum Jahr 2020 wird die Zahl der Pflegebedürftigen um 700.000 Menschen steigen. Nach Ansicht der Arbeiterwohlfahrt (AWO) reagiert die Politik derzeit nur unzureichend auf den dramatischen Anstieg. "Wir vermissen mittel- bis langfristige Lösungsansätze, die den Anforderungen an die künftigen Strukturen der ambulanten und der stationären Pflege gerecht würden", sagte der AWO-Bundesvorsitzende Manfred Ragati bei der Vorstellung des Sozialberichtes 2003/2004 "Zur Zukunft der Pflege in Deutschland".


Mit dem Sozialbericht legt die AWO Forderungen vor, die rechtzeitig und vorausschauend Lösungsvorschläge enthalten. Die Bundesregierung muss bereits heute mit Reformen beginnen, um den betroffenen Menschen eine ihrer Menschenwürde entsprechende Pflege zu ermöglichen. "Das geht weit über eine Reform der Pflegeversicherung hinaus. Die Alterspolitik und die Pflege haben ein Problem", betonte Ragati.


Schon jetzt fehlen ca. 40.000 Fachkräfte und wenn nichts geschieht, wird sich der Mangel verschärfen. Die ständige Überlastungssituation, die geringe gesellschaftliche Anerkennung und die Überbürokratisierung der Pflege verschärfen die strukturellen Probleme. "Es ist schwer, unter diesen Umständen genug Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen", stellte der AWO-Bundesvorsitzende fest.


Was die sozialversicherungsrechtliche und finanzielle Sicherung der Pflege betrifft, so ist nach den Worten von Klaus Dahlmeyer, Geschäftsführer der AWO im Bezirk Baden, die Pflegeversicherung ein Koloss auf tönernen Füßen. Trotz der im Sozialbericht geforderten stärkeren Inanspruchnahme der Krankenversicherung im präventiven und rehabilitativen Bereich sowie bei der Stärkung der ambulanten Versorgung seien einige der Forderungen nicht kostenneutral umzusetzen. Eine Verbesserung der Einnahmeseite der Pflegeversicherung ist deshalb unabdingbar.


Eine umfassende Reform der Pflegeversicherung muss innerhalb der nächsten Jahre vollzogen werden. "Es gehört zu einer ehrlichen Debatte, dass eine menschenwürdige und solidarische Absicherung des Pflegerisikos in den kommenden Jahrzehnten mehr finanzielle Mittel als bisher erfordern wird", erklärte Ragati.


WANC 03.06.04

 
 
 
 
 
 
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