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Vorwürfe von Behandlungsfehlern kommen vor allem in Zusammenhang mit der Durchführung von Operationen (Foto: DAK/Scholz)
> Behandlungsfehler: Mehr Rechte für Patienten
Jede zehnte medizinische Behandlung in der Europäischen Union soll Fehler haben. Das sagt die EU-Kommission. Sie fordert eine Besserstellung der Patienten.

 „In rund zehn Prozent der Fälle entsteht in der EU bei medizinischen Behandlungen Schaden. Medizinische Fehler sind eine echte Herausforderung für die europäischen Gesundheitssysteme“, sagte die EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou der Tageszeitung «Die Welt». Für Vassiliou bedeutet das, die Rechte der Patienten zu stärken. „Wir erwarten, dass die Mitgliedstaaten eine Reihe von Empfehlungen umsetzen, um die Sicherheit von Patienten zu verbessern. Dazu gehört auch, dass im Falle von medizinischen Behandlungsfehlern Klagen erleichtert werden und eine Entschädigung sichergestellt wird.“

Die Kommission präsentierte Zahlen, wonach allein in den Krankenhäusern der Gemeinschaft jährlich in 15 Millionen Fällen Fehler bei medizinischen Behandlungen auftreten.

In Deutschland erfasst die Bundesärztekammer die Zahl der Behandlungsfehler. Demnach gingen bei den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern im Jahr 2007 insgesamt 10.432 Begutachtungsanträge von Patienten ein, 152 mehr als im Jahr 2006 (+1,5 %). Die "Statistische Erhebung der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen für das Statistikjahr 2007" verzeichnet die meisten Behandlungsfehlervorwürfe im Bereich der Durchführung von Operationen, am zweithäufigsten nannten die Patienten die Diagnostik mit bildgebenden Verfahren.

Im Jahr 2007 schlossen die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen insgesamt 7.049 Begutachtungsverfahren ab. Bei 1.717 dieser Sachentscheidungen wurde ein Behandlungsfehler oder Risikoaufklärungsmangel festgestellt, der ursächlich für einen Gesundheitsschaden war.

Die Zahl der Gesundheitsschäden, die Patienten aufgrund von Behandlungsfehlern in Kliniken erleiden, beläuft sich auf rund130.000 pro Jahr. Offiziell sind 160 Todesfälle in deren Folge dokumentiert.

Allerdings beziffert das nach Ansicht von Experten nur die Spitze des Eisberges. Die Dunkelziffer liege um ein Vielfaches höher. Allein die Todesfälle in Folge von ärztlichen Fehlern schätzen Patientenorganisationen in Deutschland auf 17.000.

WANC 25.11.08, Quelle: Die Welt, EU-Kommission

 
 
 
 
 
 
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