Patientenzufriedenheit: Bestnoten für Ärzte

92 Prozent der Versicherten finden Ihren Arzt Klasse. Ist das nicht schön? Die große Harmonie stören nur ein paar Unzufriedene, die sich über Wartezeiten und Behandlung beschweren. Doch das ist die Minderheit, weil viele sich auch gar nicht trauen, ihren Missmut dem Arzt mitzuteilen. Und wenn, dann sind es mehr jüngere als ältere Patienten. Die Reaktion der Ärzte auf solche Unruhestifter ist eher unangenehm – über die Hälfte der Aufmüpfigen hat schlechte Erfahrungen gemacht.
 
Deutschlands Ärzte bekommen von den Patienten Bestnoten: Sowohl das Vertrauensverhältnis zum Arzt als auch dessen Fachkompetenz werden landauf, landab sehr positiv dargestellt. Das hohe Vertrauen geht dabei genau wie das fachliche Lob für die Mediziner quer durch alle Bevölkerungsschichten. Zwischen gesetzlich und privat versicherten Personen besteht bei dieser qualitativen wie zwischenmenschlichen Bewertung hoher Konsens, wobei Haus- und Fachärzte hier wie dort gleichermaßen gute Noten bekommen.

Ihr Vertrauensverhältnis zum Arzt charakterisieren 92% aller Befragten mit „sehr gut“ (50%) oder „gut“ (42%). Nur 5% sprechen von einem „weniger guten“ (4%) oder „überhaupt nicht guten“ (1%) Verhältnis. Bezugspunkt ist hier und im Folgenden immer der zuletzt besuchte Arzt der zurückliegenden zwölf Monate. Das Vertrauen bewegt sich bei männlichen und weiblichen, jungen und alten, formal hoch, mittel und niedrig gebildeten Befragten auf ähnlich hohem Niveau. Die Nationalität der Patienten spielt ebenfalls kaum eine Rolle.

49% der gesetzlich und 56% der privat versicherten Bürger beschreiben ihr Vertrauensverhältnis als sehr gut. Ganz erheblich gestört ist die Patienten-Arzt-Beziehung nur an einer einzigen Stelle: Dort, wo die fachlichen Fähigkeiten des Arztes angezweifelt werden, beklagen 61% gleichzeitig ein gestörtes Vertrauensverhältnis.

Insgesamt bestehen an den fachlichen Fähigkeiten des Arztes kaum Zweifel: Nur 4% der Befragten stufen die medizinisch-therapeutischen Leistungen des Arztes bei ihrem letzten Praxisbesuch mit „weniger gut“ (3%) oder „überhaupt nicht gut“ (1%) ein. Das Gros von insgesamt 93% der Bürgerinnen und Bürger attestiert dagegen „sehr gute“ (46%) oder „gute“ (47%) Arbeit, 3% wollen oder können dies nicht beurteilen. Auch hier gilt entsprechend der oben beschriebenen Muster hohe Zufriedenheit in allen sozialen und demographischen Gruppen. Selbst im Detail sind die geschlechts-, alters- oder bildungsspezifischen Unterschiede gering bis marginal.

Je häufiger Patienten Arztpraxen aufsuchen, desto öfter sprechen sie von zuletzt sehr guten Leistungen. Bei einer Verschlechterung der eigenen Gesundheit urteilen die Befragten jedoch reservierter über das Können des Arztes. Und wenn kein Vertrauen zum Arzt vorhanden ist, werden dessen fachliche Qualitäten weit überproportional häufig in Frage gestellt. Ist umgekehrt Vertrauen vorhanden, beurteilt fast jeder Zweite den Arzt fachlich mit „sehr gut“.

Da könnte man fast denken, dass alles eitel Sonnenschein wäre. Doch es gibt tatsächlich auch Kritik. Zwar haben 90 Prozent aller Befragten überhaupt keine Probleme mit Wartezeiten empfunden. Trotzdem sind Unterschiede bei der Terminvergabe festzustellen. Bekommen 30 Prozent aller gesetzlich Versicherten sofort einen Termin, sind es bei den privat Versicherten 39 Prozent. Fast doppelt so viele gesetzlich wie privat Versicherte warten über drei Wochen auf einen Termin.
 
17% der Befragten waren bei einem Arztbesuch in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal mit dem Arzt so unzufrieden, dass sie sich beschweren wollten. Vor zwei Jahren lag dieser Wert bei 15%. Doch wenn Patienten einen Grund zur Beschwerde haben, wird diese überwiegend nicht kommuniziert: 66% (2006: 64%) aus der Gruppe, die ein Beschwerdemotiv hatten, haben auf die Beschwerde verzichtet, 34% (2006: 36%) haben sich dagegen tatsächlich beschwert. Dies entspricht insgesamt einem Anteil von 6% aller Patientinnen und Patienten, die im letzten Jahr beim Arzt waren.

Einen Grund zur Beschwerde hatten nach eigenen Angaben sichtbar mehr jüngere Befragte im Alter unter 40 Jahren als die Generation 60 plus. 19% der Berufstätigen und
12% der Rentner wollten sich beschweren. Unter GKV-Angehörigen liegt dieser Anteil bei 18%, unter privat Versicherten waren 14% so unzufrieden, dass sie eine Beschwerde in Erwägung gezogen haben. Ein Beschwerdemotiv hatten ferner 14% der Befragten, die im letzten Jahr ausschließlich bei einem Hausarzt waren, sowie 19% derjenigen mit ausschließlichem Facharztkontakt. Unabhängig dieser Differenzierung steigen die Klagen mit der Anzahl von jährlichen Arztbesuchen insgesamt. 26% der Bürger in einer gesundheitlich nicht guten, aber jeweils 15% derjenigen in guter oder sehr guter Verfassung wollten sich über einen Arzt beschweren.

Wenn Patienten ihre Unzufriedenheit mit dem Arzt kundtun, sind die Erfahrungen bei Beschwerden eher negativ: 52% aller Befragten, die ihre Beschwerdeabsicht in die Tat umgesetzt haben, berichten von schlechten Erfahrungen, bei 25% gab es eine positive Rückmeldung, bei 18% gab es weder in die eine noch die andere Richtung eine Reaktion und 5% machen hierzu keine Angaben. Damit hat sich das Feedback von unzufriedenen Patienten verstärkt: Vor zwei Jahren haben noch 40% der Befragten negative und 33% positive Erfahrungen gemacht, wenn sie sich aus Unzufriedenheit über einen Arzt beschwert haben.

WANC 21.08.08/ Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung, Forschungsgruppe Wahlen





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http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/21_08_patientenzufriedenheit.php
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