Medikamente: Zu wenig Infos über Risiken und Nebenwirkungen

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen
Sie ihren Arzt, heißt es in der Fernsehwerbung. Doch die Wirklichkeit
sieht für viele ältere chronisch kranke Patienten anders aus. In einer
Umfrage zeigten sich viele Patienten unzufrieden mit den Infos, die sie
von ihrem Arzt zur Verträglichkeit der verordneten Medikamente erhalten
hatten. Heraus kam auch, dass unzufriedene Patienten häufiger die
Einnahme der Tabletten vergessen.
Chronisch Kranke müssen in der Regel mehrere Medikamente einnehmen. Oft
sind es ältere Menschen, die medizinische Informationen schlecht
verstehen oder sie nicht im Gedächtnis behalten. Eine regelmäßige
Arzneimittelberatung durch den Hausarzt ist für diese Gruppe besonders
wichtig, schreibt Cornelia Mahler von der Abteilung Allgemeinmedizin
und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Heidelberg. In einer Studie hatten die Forscherin und ihre Kollegen eine Gruppe von
über 800 älteren AOK-Versicherten (Durchschnittsalter 70 Jahre)
befragt, wie sie das Medikamentengespräch in der Arztpraxis beurteilen.
Mit den anwendungsbezogenen Informationen waren die meisten Patienten
zufrieden. Die Ärzte hatten ihnen erklärt, wie das Medikament heißt,
wofür es hilft, wie es wirkt, wie lange sie es einnehmen müssen und
wann ein erneutes Rezept erforderlich wird. Weniger zufrieden waren die Patienten mit den Informationen zu den
möglichen Risiken und Nebenwirkungen der Medikamente. Sie bemängelten,
dass die Ärzte ihnen zu selten sagen, ob Nebenwirkungen möglich sind
und mit welcher Häufigkeit sie auftreten und was dann zu tun ist. Viele
Senioren vermissten beispielsweise den Hinweis, dass das Medikament
schläfrig macht oder ihr Sexualleben beeinträchtigt. Auch über die
Probleme, die bei der gleichzeitigen Einnahme mehrerer Medikamente
auftreten können, fühlten sich viele chronisch kranke ältere
AOK-Versicherte unzureichend informiert. Zur Unzufriedenheit trug bei, wenn die Ärzte es versäumt hatten, einen
schriftlichen Medikamentenplan aufzustellen, wenn sie die Patienten
nicht regelmäßig nach der Verträglichkeit der verordneten Medikamente
oder nach der gleichzeitigen Einnahme anderer Mittel gefragt hatten. Die Untersuchung zeigt, dass ältere Patienten verstärkt über
arzneimittelbezogene Probleme informiert werden möchten, erklärt
Mahler. Ärzte sollten deshalb ein strukturiertes Medikamentengespräch
mit dem Patienten führen. Die Studie zeigt ferner: Zufriedene Patienten nehmen ihre Medikamente
zuverlässiger ein. Zwar war die Therapietreue der Senioren in der
Studie insgesamt hoch. Die Hälfte der Patienten gab jedoch zu, die
Tabletteneinnahme hin und wieder zu vergessen. Einige legten sogar aus
eigenem Antrieb Medikamentenpausen ein. Laut Mahler waren dies häufig
jene Patienten, die sich nicht ausreichend von ihrem Arzt informiert
fühlten oder bei denen der Arzt sich nicht nach der Verträglichkeit der
verordneten Medikamente erkundigt hatte. 20.08.09/Quelle: C. Mahler et al.:
Informationen zur Medikation – wie
bewerten chronisch kranke Patienten das Medikamentengespräch in der
Arztpraxis?
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009; 134 (33): S.
1620-1624





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/20_08_medikamene_aufklaerung.php
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