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Arzneimittelrisiko: Jedes Medikament, das helfen kann, kann auch schaden (Foto: TK)
> Arzneimittelrisiken: Verborgen, verschwiegen, vergessen

Bei einem von fünf Medikamenten werden
wichtige Sicherheitsprobleme vor der Zulassung nicht entdeckt. Darauf
weist das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im
Gesundheitswesen (IQWiG) hin. Unerwünschte Wirkungen lassen sich aber
nicht vollständig vermeiden und manche fallen auch erst nach längerer
Anwendung auf. Das Problem: Oft wird über die möglichen Nebenwirkungen
nicht oder nicht ausreichend informiert.
Von unerwünschten Wirkungen oder Nebenwirkungen spricht man, wenn ein
Medikament einen Schaden verursacht. Bei einer Impfung kann
beispielsweise die Injektionsstelle rot werden und jucken. Manchmal
reagiert der ganze Körper auf eine Behandlung, etwa mit Übelkeit oder
Schwindel. Möglich ist auch, dass sich die behandelte Krankheit nicht
bessert, sondern verschlimmert und neue Symptome auftreten. Wer sich mit den möglichen unerwünschten Wirkungen eines Arzneimittels
beschäftigt, ist oft verunsichert. Lohnt sich eine Therapie angesichts
der im Beipackzettel genannten möglichen Risiken überhaupt? „Jedes
Medikament, das helfen kann, kann auch schaden - wichtig ist, dass man
die möglichen Risiken kennt", stellt Prof. Dr. Peter Sawicki, der
Leiter des IQWiG, fest. Während ältere Medikamente in der Regel gut
untersucht sind und man deren erwünschte und unerwünschte Wirkungen
weitgehend kennt, ist dies bei neueren Medikamenten meist nicht der
Fall. „Für Menschen mit ernsthaften Erkrankungen, die sich nicht gut
behandeln lassen, ist es aber wichtig, dass sie rasch Zugang zu neuen
Medikamenten erhalten", so Sawicki. „Doch Patientinnen und Patienten
müssen wissen, dass sie ein gewisses Risiko in Kauf nehmen, wenn sie
sich für ein neues Arzneimittel entscheiden. Vor allem seltene oder
erst nach längerer Anwendung auftretende unerwünschte Wirkungen eines
Medikamentes werden oft erst bekannt, wenn ein Präparat schon
erhältlich ist. Aber auch häufigere Nebenwirkungen können anfangs
übersehen werden." Auf der anderen Seite können Medikamente und andere Behandlungsmethoden
Beschwerden oft deutlich lindern und die Lebensqualität verbessern.
Daher spricht einiges dagegen, sich nur aus Furcht vor möglichen
unerwünschten Wirkungen gegen eine Behandlung zu entscheiden. „Die
Folgen einer unterlassenen Behandlung können viel schwerwiegender sein
als die unerwünschten Wirkungen einer Therapie", gibt Sawicki zu
bedenken. Außerdem würden die meisten Nebenwirkungen wieder verschwinden, wenn
man das Medikament absetzt. Aber auch nicht immer. Und manchmal sind
die Nebenwirkungen auch lebendbedrohend. Die Angst davor hält viele
Patienten/innen – das sind 60 Prozent derjenigen, die Medikamente nicht
wie verordnet einnehmen - davon ab, Medikamente überhaupt einzunehmen.
Die Zeitschrift der Klinikarzt veröffentlichte dazu folgenden Bericht:
“Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAWs) treten bei 5% aller
medikamentösen Therapien auf. Darüber hinaus beruhen etwa 2-20% aller
stationären Aufnahmen auf solche Medikamentennebenwirkungen, und jeder
zehnte Patient erleidet während seines Krankenhausaufenthaltes eine
unerwünschte Arzneimittelwirkung. ……” Sawicki: „Um die für sich persönlich beste Versorgung zu erhalten, ist
es wichtig, sich gut zu informieren und den möglichen Nutzen und
Schaden einer Therapie gegeneinander abzuwägen." Schöne Illusion?
Patienten kritisieren immer wieder, dass die Aufklärung über
Nebenwirkungen durch Ärzte oft sehr mangelhaft ist oder sogar
unterbleibt. Eine schweizerische Studie (Horten Zentrum) förderte
beispielsweise zu Tage, dass im Gespräch zwischen Arzt und Patient der
Name des neuen Medikaments zwar in 74% der Gespräche erwähnt, über
mögliche Nebenwirkungen aber nur in 35% der Fälle gesprochen wurde. WANC 18.12.09/ Quelle: IQWiG
 
 
 
 
 
 
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