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Belügen Patienten ihre Ärzte - die Mediziner glauben es (Foto: DAK)
> Was Ärzte über ihre Patienten denken

Nicht allzu viel scheinen Ärzte von
ihren Patienten zu halten. Sie bemängeln, dass zwei Drittel der
Patienten nicht ehrlich zu ihnen ist. Auch sonst scheint so manches
Verhalten der Patienten, den Ärzten gegen den Strich zu gehen: die
Kritik an den Wartezeiten, mangelnde Hygiene, Alkoholkonsum und Druck
zur Verschreibung.
Patienten sollen vor allem dann unehrlich sein, wenn es um die Frage
nach den Lebensgewohnheiten geht. 66 Prozent der Mediziner gehen davon
aus, dass sie eine falsche Antwort erhalten. Nur 34 Prozent der Ärzte
glauben, dass die Patienten ehrlich auf Themen wie Essgewohnheiten,
Alkoholkonsum, Rauchen oder Sport antworten. Der Ärger der Ärzte, dass die Patienten nicht wie gefordert ihre
Lebensgewohnheiten ändern, hält sich aber in Grenzen. 46 Prozent der
Ärzte sind enttäuscht, dass ihre Behandlungsratschläge nicht befolgt
werden. Aber 54 Prozent ist es offenbar egal, wenn ihre Heilungstipps
nicht befolgt werden. In der neuen Ausgabe von Reader's Digest schildern zahlreiche Ärzte
ihre Alltagserfahrungen im Umgang mit Patienten. Vor allem die Ungeduld
scheint dabei zunehmend ein Ärgernis zu sein. "Es ist schon auffällig,
dass bei Sonderangeboten stundenlang vor Öffnung des Ladens
angestanden, aber beim Arzt oft nur sehr ungeduldig gewartet wird",
schreibt zum Beispiel ein Mediziner aus Innsbruck. Etwas mehr Geduld,
so der Tenor der meisten Ärzte, wäre gut. "Wartezeiten sind für alle unangenehm. Sie entstehen aber nicht durch
unsere Unfähigkeit, die Praxis zu organisieren, sondern dadurch, dass
es jemandem so schlecht ging, dass ich ihm unvorhergesehen viel Zeit
widmen musste. Das nächste Mal könnten auch Sie davon profitieren",
meint ein Internist aus Esslingen. Unabhängig von Notsituationen wünschen sich viele Ärzte, dass ihre
Patienten besser vorbereitet zum Behandlungstermin kommen: "Bringen Sie
Ihre Medikamente mit oder eine aktuelle Liste der Mittel, die Sie
einnehmen. So vermeiden Sie Probleme", wirbt ein Arzt aus
Baden-Württemberg. Ein anderes Problem sind offenbar immer wieder Eltern, die mit dem
Wechsel zu einem anderen Arzt drohen, wenn nicht das gewünschte
Medikament verschrieben wird. "Es gibt Eltern, die erst zufrieden sind,
wenn sie mit einem Medikament - meist Antibiotika - aus der Praxis
gehen", meint ein Kinderarzt aus Baden-Württemberg. Ein häufig wieder kehrendes Ärgernis ist offenbar auch die mangelnde
Hygiene. "Ich würde mir wünschen, dass die Patienten einfach öfter die
Zähne putzen. Denn wenn ich als Augenärztin einen Patienten untersuche,
sitzt der sehr nah vor mir", betont eine Expertin aus München. Ähnlich
argumentiert ein Internist aus Oberschwaben: "Manchmal bin ich in
Versuchung zu sagen: ,So wie Sie hier erscheinen, würde ich mich nicht
ins Bett legen.' So mancher kommt ungewaschen und mit beschmutzter
Wäsche - und das nicht etwa bei einem Notfall, sondern zu einem
vereinbarten Termin." Vor allem stark alkoholisierte Menschen sind für Ärzte zumeist ein
Graus: "Was mir in meinem Job gar keinen Spaß macht, ist die Versorgung
von Alkoholleichen", sagt ein Rettungsmediziner aus Bayern. Nicht zuletzt spielt die Psychologie eine wichtige Rolle, wenn es um
das gute Verhältnis zwischen Arzt und Patient geht. "Wenn Sie Ihren
Kindern die Angst vor dem Zahnarzt nehmen wollen, sollte Sie nicht
ständig betonen: ,Du musst keine Angst haben, es wird nicht wehtun'",
schreibt eine Zahnärztin aus Karlsruhe. Damit werde unnötigerweise die
Angst von Vater oder Mutter auf die Kinder projiziert. Und auch der Ruf nach dem Chefarzt, der als vermeintlich bester
Operateur der Klinik gilt, macht kaum Sinn. Meist sind diese Ärzte viel
am Schreibtisch, in der Forschung oder unterwegs bei Vorträgen. "Ein
Oberarzt oder langjähriger Assistent ist deshalb oft die bessere Wahl",
rät ein Anästhesist aus Tübingen. WANC 16.12.08, Quelle: Readers Digest, DocCheck
 
 
 
 
 
 
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