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Die Deutschen gehen häufig zum Arzt, sehr oft sind die Besuche eigentlich überflüssig (Foto: istockphoto/webphotographeer)
> Patienten: Unnötige Arztbesuche

Die Deutschen suchen durchschnittlich
18-mal pro Jahr den Arzt auf. Das ist mehr als in fast allen westlichen
Ländern. Ein Report hat ermittelt, dass etwa acht Arztbesuche
überflüssig sind, weil dahinter keine ernsthafte Erkrankung steckt.
Und: Zwar liegt die Zahl der Arztkontakte sehr hoch, doch die Zeit, die
pro Besuch zur Verfügung steht, ist zeimlich kurz.
Insgesamt sind auf behandlungsintensive und häufig vorkommende
Krankheiten und Ereignisse wie beispielsweise Pflegebedürftigkeit rund
zehn Kontakte zurückführen. Viele Kontakte entfallen auf Patienten mit
Hypertonie, Herzschwäche und Depressionen. Auffällig bleibt laut BARMER
GEK der hohe Sockel von fast acht Arztkontakten pro Jahr, die auf
Patientenkontakte aus vermeintlich geringen Anlässen entfallen. Die
Analyse zeigt auch: Lediglich 1,4 Kontakte entfallen auf
Laborleistungen (0,3 Kontakte) und die Ausstellung von Rezepten (1,1
Kontakte). Über die Hälfte aller Arztkontakte fallen bei Hausärzten an. 57 Prozent aller Patienten beanspruchen Leistungen von vier oder mehr
unterschiedlichen Ärzten unterschiedlicher Fachdisziplinen. Allerdings
wird innerhalb einer Arztgruppe meist nur ein Arzt kontaktiert. So
hatten 74 Prozent der Patienten Kontakt zu nur einem Allgemeinarzt. Bei
Gynäkologen liegt der Anteil bei 48,7 Prozent. Am geringsten liegt die Zahl der Behandlungsfälle bei Männern im Alter
zwischen 25 und 29 Jahren. Frauen in dieser Altersgruppe liegen bei 8,4
Fällen. Im Alter dreht sich das um. Männer über 80 Jahre haben 11,5
Behandlungsfälle pro Jahr, bei Frauen dieses Alters sind es 10,6. Im Vergleich mit anderen Ländern liegen die arztbezogenen Kontaktzahlen
relativ hoch, stellt der Report fest. Nur in Japan gibt es noch
annähernd vergleichbare Werte. Allerdings ist die Zeit pro
Patientenkontakt im Vergleich mit anderen Ländern „zum Teil
ausgesprochen kurz“. So dauert in unseren Landen ein Patientenkontakt
7,8 Minuten. In allen übrigen Ländern werden Zeiten von 11,1 bis 19,1
Minuten ermittelt. Die Folgerung: „Dabei lässt sich vermuten, dass
längere Kontakte zumindest einen Teil der bisherigen Kontakte
überflüssig machen und zu einer höheren Zufriedenheit aller Beteiligten
betragen könnten.“ Die Kasse beklagt, dass Mehrfachkranke im morbiditätsorientierten
Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) nicht angemessen berücksichtigt
werden. Claudia Schulte, Abteilungsleiterin
Unternehmensstrategie/Risikomanagement der BARMER GEK, gibt ein
Beispiel: Die durchschnittlichen Ausgaben eines Versicherten mit vier
Erkrankungen betragen 6.400 Euro, denen allerdings nur Zuweisungen aus
dem Morbi-RSA von 5.950 Euro gegenüberstehen. Diese systembedingte
Schieflage gelte es deshalb, im Sinne einer besseren
Verteilungsgerechtigkeit zu beseitigen, fordert die Barmer GEK RMER GEK. Der Bericht, „Gesundheitswesen aktuell 2010“ hat eine sprunghaft
steigende Zahl chirurgischer Eingriffe bei krankhafter Adipositas
erfasst. Mit 312 bariatrischen Operationen (Magenbypass etc.) in 2009
haben sich die Eingriffe bei Versicherten der Kasse seit 2006 mehr als
verdreifacht und Kosten in Höhe von 1,6 Millionen Euro verursacht. Doch
die Adipositaschirurgie sei eine Hochrisikochirurgie. Betroffene
müssten genau ausgewählt werden und der Eingriff solle nur in
zertifizierten Spezialkliniken erfolgen. WANC 16.09.10, Quelle: Gesundheitswesen aktuell 2010
 
 
 
 
 
 
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