Die Pille danach: Warum Sie Ihren Arzt fragen sollten

Ungeschützten Sex gehabt? Zwar raten alle schon allein wegen der damit einhergehenden Infektionsgefahren davon ab - passiert aber doch. Und jetzt Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft? Die„Pille danach“ verhindert eine Schwangerschaft in diesen Fällen. Sie hat im übrigen nichts mit der "Abtreibungspille" zu tun. Fachärzte mahnen, die Pille danach nicht einfach aus dem Internet zu bestellen, sondern sich beraten zu lassen.

Ärzte verschreiben die Pille danach mittlerweile rund 400.000 mal im Jahr. Medizinisch nennen sich die verfügbaren Medikamente „postkoitale Kontrazeption“. Diese Art von  Verhütungsmitteln werden also nach dem Koitus eingenommen. Und tun dann was? Sie  verzögern den Eisprung, in dem sie in das Hormonsystem (Hirnanhangdrüse/Eierstöcke) eingreift. Genau genommen hemmen sie die Produktion des Luteinisierenden Hormons (LH), das den Eisprung auslösen kann und die Gelbkörperbildung fördert, und sorgen damit für eine Verschiebung des Eisprungs. Und zwar um etwa fünf Tage. Das reicht, um die Befruchtung nicht zu ermöglichen, weil Spermien im weiblichen Genitaltrakt nur drei bis maximal fünf Tage überleben können. 

Damit ist die Pille danach keine Abtreibungspille. Denn diese leitet den Frühabort eines befruchteten Eies ein oder verhindert, dass sich ein befruchtetes Ein in die Gebärmutterschleimhaut einnisten (medizinisch Nidation) kann.

Experte Professor Dr. med. Thomas Rabe aus Heidelberg erklärt, dass  in Deutschland derzeit zwei Wirkstoffe zur postkoitalen Kontrazeption zugelassen sind. Und zwar das Gestagenderivat "Levonorgestrel" als auch der Progesteronrezeptor-Modulator "Ulipristalacetat". Beide sind wirksame und sichere Substanzen, betont Rabe.

Allerdings scheint der eine etwas besser zu wirken als der andere. Mittlerweile liegen nämlich wissenschaftliche Studien mit 3.368 Frauen vor. Dabei zeigte Ulipristalacetat eine Wirksamkeit von etwa 75 bis 84%, Levonorgestrel von 52 bis 69 %. Allerdings scheint die Wirkung ganz besonders vom Zeitpunkt der Einnahme abhängig zu sein. Nach den Erfahrungen der Ärzte, können die Mittel umso mehr ungewollte Schwangerschaften verhindern, je früher sie eingenommen werden.


In Deutschland können beide Arzneimittel nicht ohne Rezept in der Apotheke erworben werden. Levonorgestrel ist dagegen in vielen europäischen Ländern frei erhältlich. Beide Mittel lassen sich auch über das Internet bestellen. Doch Ärzte warnen genau davor. Denn die Mittel Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Menstruationsbeschwerden wie Schmierblutungen oder Unregelmäßigkeiten der Monatsblutung hervor rufen. Der Rat des Arztes sei auch wichtig, um mögliche Kontraindikationen und erheblichen gesundheitlichen Schaden auszuschließen. So sollten beide Medikamente nicht bei schweren Lebererkrankungen oder bei einer bereits bestehenden, bislang noch nicht bekannten Schwangerschaft eingenommen werden.

Berliner Ärzteblatt 10.04.2013/ Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/pille-danach-10-04-13.php
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