Hormonelle Verhütungsmittel - ob neuere oder ältere Präparate - sind nicht ohne Risiko für eine Brustkrebserkrankung  (Foto: Bayer HealthCare AG)
Hormonelle Verhütungsmittel - ob neuere oder ältere Präparate - sind nicht ohne Risiko für eine Brustkrebserkrankung (Foto: Bayer HealthCare AG)
> Die Pille steigert das Brustkrebsrisiko - je nach Alter der Frau und Dauer der Einnahme

Die hormonelle Empfängnisverhütung ist nicht risikolos. Da machen auch die aktuellen Kontrazeptiva keine Ausnahme. Den entscheidenden Einfluß auf das Brustkreserkrankungsrisiko haben aber vor allem die Dauer der Einnahme und das Alter der verhütenden Frau.

Dass es einen Zusammenhang zwischen hormoneller Verhütung und dem Entstehen von Brustkrebs gibt, haben viele Studien zu belegen versucht. Es gibt aber genauso gut Untersuchungen, die diesen Zusammenhang nicht belegen konnten. Die Universität Oxford hat mit ihrer jetzt vorliegenden Studie geprüft, ob es einen Unterschied zwischen neuen (seit 1995) und alten Präparaten gibt.

Die Auswertung von Daten, die über einen Zeitraum von 10,9 Jahren gesammelt wurden, von 1,8 Mio. Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren ergab 11.517 Fällen von neu aufgetretenem Brustkrebs. Frauen, die die Pille einnahmen, hatten im Vergleich zu den Frauen, die niemals Kontrazeptiva verwendet hatten, ein um durchschnittlich 20% erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.

Doch die Unterschiede in den einzelnen Patientengruppen war groß. Frauen, die die Pille weniger als ein Jahr genutzt hatten, waren um etwa 9% gefährdeter, eine Brustkrebserkrankung zu erleiden. Bei Frauen mit einer Einnahme von zehn Jahren und länger, lag dieses Risiko aber bei 38%. Frauen, die die Pilleneinahme aufgegeben haben, tragen noch rund fünf Jahre ein erhöhtes Erkrankungsrisiko, danach geht es zurück.

Bezogen auf das Alter war das Brustkrebsrisiko junger Frauen gering - und zwar bis zum Alter von unter 35 Jahren. Die meisten Krebsfälle traten aber dem 40. Lebensjahr auf. Es zeigte sich, dass das Risiko mit den verschiedenen oralen Hormonpräparaten variierte und auch die neueren Präparate nicht frei von Gefahren waren. Sagt Prof. Helmut Schatz von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie: „Die Studie belegte, dass keine Formulierungen risikolos sind, auch nicht die neueren. So war etwa sowohl bei oralem Levonorgestel als auch Intrauterin-Systemen mit Levonorgestrel-Freisetzung das Risiko in gleicher Weise erhöht.“

Rät Schatz: „Man muß auch das Brustkrebsrisiko mit dem Nutzen der oralen Kontrazeptiva vergleichen. Abgesehen von der Empfängnisverhütung profitieren davon auch Frauen mit Dysmenorrhoe (Regelschmerzen) oder Menorrhagie (starke Regelblutung) und das Risiko für Karzinome der Ovarien, des Endometriums oder für kolorektale Krebsformen im späteren Leben ist verringert. Man hat sogar eine leichte Reduktion des gesamten Krebsrisikos durch orale Kontrazeptiva errechnet. Dennoch sprechen das erhöhte Risiko für ein Mammakarzinom insbesondere der Frauen in ihren 40er-Jahren sowie weitere Risiken wie für Herzinfarkte und Schlaganfälle bzw. Thromboembolien dafür, vor allem für diese Altersgruppe nach anderen, nicht-hormonellen, reversiblen Kontrazeptionsformen zu suchen.“

15.1.2018 cs/ NEJM

 
 
 
 
 
 
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