Anti-Baby-Pille: Doch kein Dickmacher?

Anti-Baby-Pille und Gewichtszunahme
ist ein Thema, das Generationen von Frauen beschäftigt. Bisher schien
festzustehen, dass die Pille dick macht. Auch die Gründe dafür lassen
sich finden: Das in der Pille enthaltene Östrogen kann zu einer
stärkeren Wassereinlagerung oder zu mehr Unterhautfettgewebe führen.
Bei einer Kombination von Östrogen und Gestagen, wie sie in den meisten
Pillen steckt, werde der Appetit erhöht. Doch anscheinend stimmt das
alles nicht. Eine neue Studie will belegen, dass das Vorurteil falsch
ist.
Die Pille macht nicht dick. Schon vor drei Jahren machte das Institut
für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) darauf
aufmerksam: Eine Gewichtszunahme durch die Antibabypille sei
wissenschaftlich nicht belegt. Grundsätzlich hätten hormonelle
Verhütungsmittel zwar das Potential, das Gewicht zu erhöhen. Doch in keiner der Studien wurde ein deutlicher Zusammenhang zwischen
hormoneller Verhütung und Gewichtszunahme gefunden. Zudem zeigte sich
kein Zusammenhang zwischen der Höhe der Dosis und der Gewichtszunahme.
Die IQWiG-Wissenschaftler zogen deshalb den Schluss, dass hormonelle
Verhütungsmittel sehr wahrscheinlich nicht zu einer starken
Gewichtszunahme führen. In Einzelfällen, so die Einschätzung, könne es
allerdings zu einer Gewichtszunahme kommen. Jetzt haben Forscher am Oregon National Primate Research Center der
Oregon Health & Science University (OHSU) eine neue Studie
durchgeführt. Auch diese belegt, dass der allgemeine Glaube, wonach die
Anti-Baby Pille für Gewichtszunahme sorgt, falsch zu sein scheint. Wie
bedeutend diese Erkenntnis sein kann, betont Alison Edelman, Arzt und
Forscher im Departement für Gynäkologie und Geburtshilfe der OHSU: “Das
ist aber ein extrem wichtiges Thema, weil die Angst vor Gewichtszunahme
einer der Hauptgründe ist, weshalb Frauen auf die Kontrazeption
verzichten und sich so einem erhöhten Risiko einer unerwünschten
Schwangerschaft aussetzen.” Weil derartige Studien am Menschen schwierig durchzuführen sind, haben
die Wissenschaftler Rhesus-Affen am Oregon National Primate Research
Center beobachtet. Rhesus-Affen waren als Studienobjekt naheliegend,
weil deren Reproduktionszyklus praktisch identisch mit demjenigen der
Menschen ist. Zu Beginn der Studie waren die Hälfte der Tiere
fettleibig (adipös) und die andere Hälfte war normalgewichtig. Während
der acht Monate dauernden Behandlungsperiode erhielten die Tiere ein
orales Kontrazeptivum (Anti-Baby Pille), dessen Dosierung so gewählt
wurde, dass es mit handelsüblichen Produkten für Frauen vergleichbar
war. Die Forscher verfolgten die Gewichtsentwicklung, notierten die
Nahrungsaufnahme und den Aktivitätsgrad und massen die
Körperzusammensetzung (Fettmasse vs. fettfreie Körpermasse) der Affen.
Zum Ende der Studie zeigte sich, dass die Affen aus der
normalgewichtigen Gruppe ihr Gewicht nicht verändert hatten. Die Affen
aus der adipösen Gruppe hingegen verloren beträchtlich an Gewicht
(8,5%) und Körperfett (12%). Zwischen den zwei Gruppen konnte keine
Veränderungen in der Nahrungsaufnahme, dem Aktivitätsgrad oder der
Muskelmasse festgestellt werden. “Die Resultate unsere Studie machen den Anschein, als seien die Ängste
bezüglich einer Gewichtszunahme im Zusammenhang mit der Anti-Baby Pille
unbegründet,” sagte Judy Cameron aus der Forschergruppe. “Die Pille
könnte gar einen gegenteiligen Effekt haben, je nachdem was für ein
Ausgangsgewicht die Frau hat. Übergewichtige Frauen, die ihre
Nahrungsaufnahme stabil halten könnten in einem solchen Szenario sogar
an Gewicht verlieren. Der wahrscheinlichste Grund, warum sich der
Glaube an eine Gewichtszunahme mit der Anti-Baby Pille so hartnäckig
hält, ist vermutlich, dass die normale, altersbedingte Gewichtszunahme
der Anti-Baby Pille zugeschrieben wird. Wir sind uns bewusst, dass
unsere Arbeit mit Primaten nicht vollumfänglich auf den Menschen
übertragen werden kann. Aber wir glauben damit ein gutes Argument in
der Hand zu haben, um sagen zu können, dass sich die Frauen nicht mehr
solche Sorgen zu machen brauchen wie bis anhin.” Von der Behauptung einer Gewichtszunahme im Zusammenhang mit
Antibabypillen hält das Arznei-Telegramm allerdings nichts. In Bezug
auf diese Aussage warnt es: “Bei der behaupteten „Möglichkeit zur
Gewichtsabnahme“ geht es allenfalls um wenige hundert Gramm. Solche
Äußerungen zielen auf den Lifestylebereich und erscheinen geeignet,
einem gestörten Körperselbstbild und Essstörungen bei jungen Frauen
Vorschub zu leisten.“ WANC 24.01.11, Quelle: Human Reproduction, Deaf News Magazine, arznei-telegramm





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/24_01_anti-baby-pille.php
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