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Pillen der neuen Generationen sollen ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel haben (Foto: Schering Wien GmbH)
> Die Pille: Neue Generationen gefährlicher?

Die Pillen der dritten und vierten
Generation sollen häufiger Blutgerinnsel hervorrufen, die
Lungenembolien auslösen können. Es gibt Studien, die ein erhöhtes
Risiko bestätigen. Die deutsche Aufsichtsbehörde prüft bereits, ob die
Beipackzettel auf erhöhte Risiken hinweisen müssen.
Seitdem die Antibabypillen der vierten Generation im Jahr 2000 auf den
Markt gekommen sind, starben allein in Deutschland sieben Frauen,die
solche Präparate eingenommen hatten, an einer Lungenembolie oder ihren
Folgen. Die Präparate stehen, genauso wie die der dritten Generation,
seit längerem unter dem Verdacht, ein höheres Thromboserisiko mit sich
zu bringen als frühere Antibabypillen-Präparate. Das behauptet das
ZDF-Wirtschaftsmagazin Wiso. Zwei neue Studien kommen demnach zu dem Ergebnis, dass durch die
Einnahme von Antibabypillen der dritten und vierten Generation ein
erhöhtes Thromboserisiko besteht. „Die dritte Generation beinhaltet den
Wirkstoff Desogestrel, die vierte Drospirenon und beide Stoffe bringen
ein viel höheres Risiko für Thrombose gegenüber der älteren, zweiten
Generation", sagte Professor Frits Rosendaal von der Universität Leiden
in den Niederlanden in WISO. Er hält die neueren Pillen deswegen für gefährlicher als die alten.
Nach seinen Erkenntnissen erhöht der Wirkstoff Drospirenon das Risiko
der Blutgerinnselbildung um das Fünffache. In einer anderen Studie, die
an der Universität Kopenhagen erstellt wurde, stellte Professor Ojvind
Lidegaard ein doppeltes Risiko durch diesen Wirkstoff fest. Der Pharmakonzern Bayer-Schering, weltweit Marktführer bei
Antibabypillen, zieht die Gültigkeit der Studien in Zweifel, weil sie
zu unterschiedlichen Risikoeinschätzungen kommen. „Diese Punkte sowie
weitere methodische Schwächen lassen die Validität der
Studienergebnisse zweifelhaft erscheinen", erklärte Bayer-Schering
schriftlich. Die deutsche Aufsichtsbehörde prüft wegen der Studien, inwieweit
Patientinnen in Beipackzetteln auf erhöhte Risiken hingewiesen werden
müssen. Ulrich Hagemann, Pressesprecher des Bundesinstituts für
Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), betonte: „Wir haben
unmittelbar nach Publikation dieser Studien auf EU-Ebene in einer
Arbeitsgruppe zur Arzneimittelsicherheit die Studien beraten und es
wird eine Schlussfolgerung geben, welche Textänderungen in der
Packungsbeilage zu machen sind." In Großbritannien und Norwegen wurden die Antibabypillen der dritten
Generation bereits vom Markt genommen. Die Schweizer Aufsichtsbehörde
Swissmedic will anscheinend am 21. Oktober die Ergebnisse ihrer
Überprüfungen sämtlicher Antibabypillen der jüngsten Generation
vorlegen. Anlass sind mehrere Vorfälle in der Schweiz. Eine damals 16-Jährige
erlitt nach nur vierwöchiger Einnahme der Drospirenon-Pille eine
doppelseitige Lungenembolie. Heute, knapp zwei Jahre später, ist sie
schwerbehindert, ein Pflegefall. In der Schweiz verstarb erst Ende
September eine andere Frau, die Antibabypillen der vierten Generation
einnahm, an einer schweren Lungenembolie. WANC 19.10.09/ Quelle: WISO
 
 
 
 
 
 
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