Anscheinend schützt die Pille eher vor einigen Krebsarten, als dass sie das Erkrankungsrisiko erhöht  (Foto: Bayer AG)
Anscheinend schützt die Pille eher vor einigen Krebsarten, als dass sie das Erkrankungsrisiko erhöht (Foto: Bayer AG)
> Die Pille: Erhöhte Krebsgefahr bestätigt sich nicht

Die Sorge, durch die Einnahme von oralen Kontrazeptiva das Risiko für eine Krebserkrankung zu erhöhen, war lange Zeit groß. Vor allem gab es immer wieder Untersuchungen, die eine Zunahme des Brustkrebses bei Frauen erkannten, die die Antibabypille verwendeten. Doch jetzt mehren sich die Hinweise, dass sich das Risiko zumindest für einige Krebsarten auf lange Sicht eher vermindert. 


„Krebsrisiko durch Antibabypille? - Verhütung mit Krebsrisiko.“ So tituliert die Website fem.com ihren Artikel und beschreibt, dass die Pille neben eher harmlosen Nebenwirkungen auch schwerwiegende Folgen haben könne. Hier zu zähle auch „ein erhöhtes Krebsrisiko“. Fem.com warnt: „Verhütung mit der Antibabypille ist somit alles andere als harmlos.“


Dass Medikamente grundsätzlich nicht harmlos sind, müsste sich mittlerweile herum gesprochen haben. Doch bei manchen stellt sich heraus, dass sie nicht so viele Nebenwirkungen haben, wie befürchtet. Das scheint sich jetzt bei oralen Kontrazeptiva zu bestätigen. Bereits 2011 schrieb das Deutsche Krebsforschungszentrum, dass Pillen mit Östrogenen und Gestagenen die Gefahr an Gebärmutter- und Eierstockkrebs zu erkranken eher senken und dass Studien zu dem Schluß kommen, dass das der Schutz - auch bei Brustkrebs - andere Risiken unter dem Strich überwiegt. 


Aus dem Jahr 2015 stammt eine Studie, die besagt, dass von 1000 Frauen, die nie eine Antibabypille eingenommen haben, 23 vor ihrem 75. Geburtstag an Gebärmutterkrebs erkanken, bei denen, die fünf Jahre lang die Pille genommen haben, sind es 17 und bei denen, die zehn Jahre lang die Pille genommen haben, sind es 13. Als ein um das Zwei- bis Achtfache erhöhtes Risiko fanden die Wissenschaftler vor allem für eine Thrombose.


Die neue Studie der Universität von Aberdeen ist deshalb so besonders, weil sich eine große Zahl von Frauen (46.022) über einen langen Zeitraum - bis zu 44 Jahre - beobachtete. Etwa die Hälfte verhütete mit oralen Kontrazeptiva. Insgesamt ergab das eine Beobachtungszeit von 888.895 Jahren bei den Pillennutzerinnen und 388.095 Jahre bei den Nicht-Nutzerinnen. Bei den Pillennutzerinnen wurden 4661 Fälle mit mindestens einer Krebserkrankung diagnostiziert, bei den Nicht-Nutzerinnen 2341. 


Es stellte sich heraus, dass sich die Gefahr für eine Darmkrebserkrankung bei Frauen, die mit einer Antibabypille verhütete, um 19% verminderte, bei Gebärmutterkrebs um 34%, bei Eierstockes um 33%, bei Lymphomen oder Leukämien um 26%. In der Studie wird dargestellt, dass ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für Lungenkrebs nur bei Raucherinnen auftrat.  Ein erhöhtes Risiko für Brust- und Gebärmutterhalskrebs fand man bei aktuellen und ehemaligen Pillennutzerinnen. Innerhalb von fünf Jahren nach Absetzen der Pille glich sich ein erhöhtes Risiko aber aus. 


Ein gesteigertes Risiko für eine neue Krebserkrankung im fortgeschrittenen Alter konnte bei Pillennutzerinnen nicht nachgewiesen werden. Insgesamt belegen die Auswertungen, dass im ersten Jahrzehnt der Beobachtung ein leichter Trend für eine etwas erhöhte Sterblichkeit bei den Pillennutzerinnen auftrat, der sich aber nach etwa 20 Jahren umkehrte. Nach rund 40 Jahren lag die Sterberate der Anwenderinnen insgesamt um 12% unter der der Nicht-Anwenderinnen. 


Das Deutsche Ärzteblatt schränkt die Geltung der Studienergebnisse allerdings etwas ein: „Wegen der veränderten Zusammensetzung der oralen Kontrazeptiva dürften die Ergebnisse der Studie jedoch nicht ohne weiteres auf heutige Anwenderinnen übertragbar sein.“


cs 30.3.2017/ Quelle: ajog

 
 
 
 
 
 
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