Wer sich streitet, gesundet langsamer

Streitereien verlangsamen die Wundheilung drastisch. Feindseligkeit führt zu übersteigerten chemischen Reaktionen im Körper, sodass Wunden viel länger zum Abheilen benötigen.

Der
Stress, dem ein verheiratetes Paar während einer 30-minütigen Streiterei
ausgesetzt ist, kann die Wundheilung um mindestens einen Tag verzögern.
Zu diesem Ergebnis ist eine Studie des Ohio State University College of Medicine.
Sind Feindseligkeiten in einer Beziehung an der Tagesordnung, kann
diese Verzögerung noch weiter ausgedehnt werden. Aus diesem Grund sind
drastische Auswirkungen auf die Wundheilung bei chronischen
Erkrankungen wie Geschwüren der Haut zu erwarten.



Die
Forscher verursachten bei 42 an sich glücklich verheirateten Paaren
kleine Wunden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zwischen 22 und
77 Jahren alt. Jeder Partner wurde am Unterarm mit einem Biopsiegerät
verletzt, das acht Hautstücke mit einem Durchmesser von acht
Millimetern entfernte. Bevor sich eine Kruste bilden konnte, wurde mit
einem anderen Gerät über jeder Wunde eine schützende Blase geschaffen,
aus der die Flüssigkeiten entnommen werden konnten, die normalerweise
diese Bläschen füllen.



Bei dem ersten Versuch, wurde jeder der
Partner abwechselnd über einen Aspekt befragt, den er oder sie gerne an
sich verändern würde. Der andere Partner wurde ersucht, mit
aufmunternden Bemerkungen zu unterstützen. Diese Diskussionen wurden so
angelegt, dass es zu keinem Konflikt kam.



Einige Monate später
wurde in einer zweiten Sitzung jeder der Partner gebeten, eines der
ständigen Themen der Beziehung wie das Geld oder die Schwiegereltern zu
thematisieren. Der in der Folge entstehende Stress wurde mit Bluttests
und Fragebögen festgestellt. Die meisten Wunden waren nach dem ersten
Termin innerhalb von fünf Tagen geheilt. Die eine halbe Stunde
dauernden Streitereien beim zweiten Termin verzögerten die Wundheilung
um einen Tag.



Es zeigte sich zusätzlich, dass die Wunden bei
Paaren, die sich feindseliger gegenüberstanden, langsamer heilten. Bei
ihnen dauerte die Wundheilung nach der ersten Verletzung
durchschnittlich sechs Tage. Nach der zweiten waren es sogar sieben
Tage. Janice Kiecolt-Glaser, die die Studie gemeinsam mit ihrem Ehemann
Ronald Glaser leitete, erklärte, dass die Wunden bei feindseligen
Paaren nur mit 60 Prozent der Geschwindigkeit heilten, die bei Paaren
mit geringen Spannungen festgestellt werden konnten. Das Ausmaß der
Feindseligkeit wurde mit Videoanalysen und Fragebögen festgestellt.



Bei
den Flüssigkeitsproben konnten ebenfalls Unterschiede festgestellt
werden. Bei feindseligen Beziehungen wurde ein deutlicher Unterschied
bei einer entscheidenden Chemikalie festgestellt. Bei Interleukin-6
(IL-6) handelt es sich um ein Zytokin, das beim Ausgleichen der
Immunreaktion eine Rolle spielt. Erhöhte Werte regen den
Heilungsprozess an. Eine zu große Menge scheint ihn jedoch zu
beeinträchtigen. Sehr feindselige Paare verfügten über eine übermäßig
sensibilisierte IL-6 Reaktion. Ihre normalen IL-6 Werte waren allgemein
zu niedrig. In Folge eines Konfliktes kam es jedoch zu einer
übersteigerten Reaktion.



WANC 07.12.05/pte





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/07_12_wundheilung.php
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