Report Sexually transmitted infections in Europe 2011
Report Sexually transmitted infections in Europe 2011
> Sexuell übertragene Infektionen: Am häufigsten Chlamydien

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC, European Centre for Disease Prevention and Control) hat einen Bericht vorgelegt, aus dem hervor geht, dass in Europa Chlamydien die am häufigsten sexuell übertragene Infektion sind. Die Daten stammen aus 25 europäischen Mitgliedsstaaten und beziehen sich auf das Jahr 2011.

Der Report berichtet von 346.911 Fällen einer Chlamydieninfektion. 86% aller Fälle werden aus den vier Ländern Dänemark, Norwegen, Schweden und Großbritannien gemeldet. Es trifft mehr Frauen als Männer,73% der Betroffenen sind im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. In den Ländern, die ihre Fälle konsequent melden, hat die Zahl der Fälle teilweise stark - um 130% - zugenommen. Allerdings sei das wohl mehr auf besser Diagnosemöglichkeiten und eine umfassendere Beobachtungsmethoden denn auf wirklich ein Mehr von Erkrankungen zurück zu führen.

Chlamydien sind leicht übertragbar. Sie können sich aber gut tarnen, manchmal dauert es einige Jahre, bis sich die Infektion zeigt. Das geschieht dann durch Jucken, Brennen und Schmerzen beim Urinieren sowie einen eitrig-schleimigen Ausfluss. Chlamydien können zu schmerzhaften Entzündungen der Harnwege, Nebenhoden, Gebärmutterhals, Eileiter und Eierstöcke führen. Unbehandelt kann es zur Unfruchtbarkeit kommen.

Die zweithäufigste sexuell übertragbare Infektion ist die Gonorrhoe, umgangssprachlich Tripper, mit 39.179 gemeldeten Fällen. Frauen bekommen diese Erkrankung dreimal häufiger als Männer. 42% aller Fälle betreffen jungen Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Gonorrhoe verzeichnet einen Anstieg um 31%, der vor allem auf eine zunehmende Übertragung von Mann zu Mann zurückzuführen ist.

Gonorrhoe äußert sich durch Schmerzen beim Wasserlassen und einem milchig-eitrigen Ausfluss. Wird die Infektion zu spät behandelt können Gelenkentzündungen, chronische Entzündungen der inneren Geschlechtsorgane und Verklebungen der Samenleiter bzw. Eileiter auftreten, die zu einer dauerhaften Unfruchtbarkeit führen können.

Die am dritthäufigsten sexuell übertragbare Infektion ist Syphilis. Sie wurde 20.004-mal gemeldet. Männer sind dreimal häufiger betroffen als Frauen, junge Menschen machen etwa 20% aus. Syphilis nimmt um 9% zu, vor allem in den Ländern Deutschland, Irland, Luxemburg, Malta, Rumänien und Slowenien.

Syphilis macht sich in vier Stadien bemerkbar. Im 1. durch kleine, schmerzlose Geschwüre im Genitalbereich und massiven Schwellungen der Lymphknoten. Im 2. durch Hautausschläge, Schleimhautentzündungen, Haarausfall und Lymphknotenschwellungen am ganzen Körper. Begleitet wird das manchmal durch Kopf- oder Halsschmerzen, Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Abgeschlagenheit und Appetitverlust. Im 3., das ist dann drei bis fünf Jahre nach der Erstinfektion, hat sich der Erreger über den gesamten Körper verteilt und in Knochen und Organen harte Knoten gebildet. Diese sogenannten Kummen können in der Hauptschlagader (Aorta) platzen und zum Tode führen. Im 4. kommt es zu neurologischen Störungen, Lähmungen, Hör- und Sehverlust, Persönlichkeitsveränderungen und Halluzinationen. Das ist nach 10 bis 20 Jahren der Fall und kann ohne Behandlung zum Tod führen.

Der Bericht kritisiert, dass in vielen europäischen Ländern sexuell übertragbare Krankheiten immer noch nicht ausreichend erfasst werden. Und dass die Form der Erfassung in den einzelnen Staaten so unterschiedlich ist, dass sie kaum miteinander zu vergleichen sind.

Berliner Ärzteblatt 13.09.2013/ Quelle: Sexually transmitted infections in Europe 2011

 
 
 
 
 
 
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