Langes Fahrradfahren kann bei über 50jährigen Männern das Risiko für Prostatakrebs steigern (Foto: Martin Büdenbender/ pixelio.de)
Langes Fahrradfahren kann bei über 50jährigen Männern das Risiko für Prostatakrebs steigern (Foto: Martin Büdenbender/ pixelio.de)
> Radfahren: Keine Gefahr für die Potenz, aber für die Prostata

Macht Radfahren impotent? Nein. Macht Radfahren zeugungsunfähig? Nein. Das meinen jedenfalls viele Mediziner. Eine neue Untersuchung offenbart nun aber, dass Radfahren - und vor allem häufiges - das Risiko für Prostatakrebs erhöhen kann.

Das gehört zu den Mythen, die sich lange halten. Die Annahme nämlich, dass Fahrradfahren der Potenz schadet. Genauso hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Fahrradfahren zeugungsunfähig macht. Viele wissenschaftliche Studie haben mittlerweile nachgewiesen, dass weder das eine noch das andere grundsätzlich stimmt. Auch Hinweise, dass sehr häufiges Radfahren - da spricht man von Strecken ab 200 Kilometern die Woche - zu einer Schädigung von Nerven und damit zu einer Krankheit, die sich erektile Dysfunktion nennt - führen könne, widerlegen Beispiele aus dem Bereich der Profiradler.

Was dagegen passieren kann - aber dafür ist mehr ein falscher Fahrradsitz als zu häufiges Radeln verantwortlich -, ist, dass im unteren Beckenbereich Blutgefäße und Nerven abgeklemmt werden. Dann entsteht ein taubes, schmerzhaftes Gefühl, dass aber fast immer aufhört, sobald man vom Rad steigt. Experten meinen, dass Gefahr für die Potenz und Zeugungsfähigkeit - wenn überhaupt - von einem falschen Sattel ausgeht. Meist sind Auswirkungen auf die Spermienqualität - im übrigen genauso wie ein heißes Bad - nur von kurzer Dauer.

Das selbst langes Radfahren weder der Potenz noch der Zeugungsfähigkeit schadet, hat jetzt auch die Studie der Universität London nachgewiesen. Beobachtet wurden 5282 Männer im Durchschnittsalter von 48,2 Jahren in der Zeit von 2012 bis 2013. In diesem Zeitraum wurden bei 444 Männern (8,4%) erektile Dysfunktion, bei 63 Männern (1,2%) Zeugungsunfähigkeit und bei 42 Männern (0,8%) Prostatakrebs diagnostiziert. Bei den über 50jährigen lag der Anteil bei 1,8%.

Die Auswertung der Daten ergab, dass die Dauer des Radfahrens - unterschieden wurde in weniger als 3,75, 3,76-5,75, 5,76-8,5 und über 8,5 Stunden/Woche - die Potenz der Männer nicht beeinflußte. Zwischen der Dauer des Radfahrens gab es keinen negativen Zusammenhang. Nur einen positiven: Die Männer, die zwischen 3,76-5,75 Stunden/Woche radelten, hatten sogar ein gesunkenes Risiko für Zeugungsunfähigkeit - und zwar um durchschnittlich 56%.

Einen direkten Zusammenhang zwischen Dauer des Radfahrens und Erkrankungsrisiko fanden die Wissenschaftler nur bei den über 50jährigen für das Entstehen von Prostatakrebs. Im Vergleich zu den Männern, die weniger als 3,75 Stunden/Woche auf dem Fahrrad saßen, war das Risiko für Prostatakrebs bei denen, die zwischen 3,76 und 5,75 Stunden/Woche radelten um das 2,94-Fache erhöht, bei denen mit 5,76 bis 8,5 Stunden/Woche um das 2,89-Fache und bei denen mit über 8,5 Stunden/Woche um das 6,14-Fache.

Berliner Ärzteblatt 30.07.2014/ Quelle: Journal of Men's Health

 
 
 
 
 
 
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