Mehr Sex = weniger Gefahr für Prostatakrebs?

Die Antwort auf diese Frage kann verwirren: Kann häufiger Sex das Risiko vermindern, an Prostatakrebs zu erkranken? Die Antwort darauf lautet: Ja oder Nein. Während der Bundesverband Deutscher Internisten auf seiner Website wußte: "Viel Sex erhöht Risiko für Prostata-Krebs" und der Focus schrieb: "Prostatakrebs durch aktives Sexleben", meldete die Welt mit Bezug auf eine Studie der der Universität in Montreal: "Sex mit vielen Frauen schützt vor Prostata-Krebs". Doch nun scheint es wahrscheinlicher zu sein, dass Männer, die häufiger ejakulieren, weniger häufig an Prostatakrebs erkranken. 


Anscheinend können solche Studienergebnisse selbst medizinische Experten, nämlich Urologen, durcheinander bringen. Denn auf dem US-amerikanischen Urologenkongress im vergangenen Jahr haben Wissenschaftler aus Boston Daten einer bereits 2004 veröffentlichten Untersuchung neu ausgewertet. Und siehe da: Die Ergebnisse - oder vielleicht besser deren Auslegung - waren etwas andere als die in der Vergangenheit ermittelten. 


Aber alles nacheinander: Von 1992 bis 2000 wurden 29.342 Männer im Alter zwischen 46 und 81 dazu befragt, wie häufig sie im Monat Ejakulationen hatten. Diese Befragung wurde alle zwei Jahre wiederholt. Nach Abschluß der Studie und Auswertung der Daten im Jahr 2004 kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass eine erhöhte Häufigkeit von Ejakulationen das Risiko für Prostatakrebs nicht erhöhte. 


Rund zehn Jahre später wurden die akutalisierten Daten erneut ausgewertet. Allerdings wurden dieses Mal die Angaben von 31.925 berücksichtigt. Bei 3.403 Männern war ein Prostatakarzinom diagnostiziert worden, 304 Fälle endeten tödlich.


Bei einem Vergleich der 20-29jährigen Männer mit mindestens 13 zu denen mit nur 4-7 Ejakulationen pro Monat stellte sich eine Risikoverminderung um 20% und für die 40-49jährigen um 27% heraus. Gemessen auf die gesamte Lebenszeit errechnete sich eine Gefahrenminderung für Prostatakrebs um zwischen 8% und 32%. 


Es gibt andere Studien, die ähnliche Ergebnisse publizieren. So hat eine in Australien durchgeführte Untersuchung (Cancer Epidemiology, 2014) ergeben, dass mehr als 20 weibliche Sexualpartner im Leben gehabt zu haben, das Risiko für Prostatakrebs verminderte. Begründung: Die höhere Zahl der Sexualpartner führt zu mehr Samenergüssen.


Warum häufige Samenergüsse möglicherweise Prostatakrebs verhindern, weiß man nicht genau. Es gibt die Vermutung, dass bei seltenen Ejakulationen krebsfördernde Sekrete in der Prostata verbleiben, die damit die Erkrankungsgefahr erhöhen. Warum es auch ganz anders sein kann, beschreiben die Internisten. Sie vermuten, dass durch häufigen Sex der Testosteron-Spiegel steigt und sich damit das Krebsrisiko erhöht. Außerdem könnten Männer mit größerer sexueller Aktivität öfter an Geschlechtskrankheiten leiden und die damit einhergehenden entzündlichen Vorgänge im Körper das Krebsrisiko verschlechtern. 


04.05.2016/ Quelle: J. Urol.





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/ejakulation-prostata-03-05-16.php
powered by webEdition CMS