Vaginal-Gel senkt Risiko, sich mit HIV zu infizieren

Da scheint ein wirklicher
medizinischer Durchbruch gelungen zu sein. Wissenschaftler haben ein
Gel entwickelt, das das Risiko von Frauen, an HIV oder Genitialherpes
zu erkranken, dramatisch senken soll. Dabei handelt es sich um ein
Vaginal-Gel, das vor und nach dem Geschlechtsverkehr aufgetragen werden
muss. Der erfolgreiche Ansteckungsschutz funktioniert aber nur, wenn
das Gel auch nachhaltig verwendet wird.
“Das Tenofovir-Gel könnte bei der HIV-Prävention eine wichtige Lücke
schließen, weil es die Frauen, die ihren männlichen Partnern keine
Treue oder den Gebrauch eines Kondoms abringen können, unabhängig
macht,” betont Dr. Quarraisha Abdool Karim, Professor an der Columbia
University. Bisher müssten nämlich besonders in Südafrika die jungen
Frauen die Hauptlast der Folgen der Erkrankung tragen. Jetzt aber
könnten sich die Frauen unabhängig von der Zustimmung des Mannes gegen
eine HIV-Infektion schützen. Karim leitet die Studie, die die Wirkung des Vaginalgels untersucht.
Dieses enthält den den antiretroviralen Wirkstoff Tenofovir in einer
Konzentration von einem Prozent. Dieser Wirkstoff wird bereits in der
Bekämpfung von HIV als Teil des Medikamentencocktails eingesetzt.
Tenofovir hindert die HI-Viren daran, sich in menschlichen Zellen
auszubreiten. Als Gel bleibt das Medikament nicht an der Oberfläche,
sondern dringt über die Schleimhaut in Zellen ein und erreicht dort das
Virus direkt. Und zwar mit voller Power. Die Konzentration liegt etwas
1000mal höher als die einer Tenofovirpille, bei der der Wirkstoff durch
das Blut im Körper verteilt wird. An der Studie nahmen 889 Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren teil. Sie
stammen aus KwaZulu-Natal in Südafrika. Alle waren nicht mit HIV
infiziert, trugen aber ein hohes Risiko für eien Infektion. Die Frauen
erhielten ein Gel, das sie 12 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr und in
den 12 Stunden danach ein zweites Mal anwenden sollten. Etwa bei der
Hälfte enthielt das Gel den den antiretroviralen Wirkstoff Tenofovir.
Die Frauen verwendeten das Gel über einen Zeitraum von einem bis
zweieinhalb Jahre. Während der der Studie infizierten sich insgesamt 98 Frauen mit HIV.
Dabei stammten 38 aus der Gruppe, die das Tenovofir-Gel erhalten
hatten, 60 aus der, die das Gel ohne den Wirkstoff verwendet hatten.
Bei der Infektion mit Herpes, wurden 29 aus der Gruppe mit dem
Tenovofir-Gel und 58 aus der mit dem wirkstofflosen Gel krank. Die Wissenschaftler beziffern die Effektivität der Risikoreduzierung
des Vaginal-Gels bei der HIV-Infektion auf 38 Prozent. Bei der
Infektion mit Genitialherpes liegt sie bei 51 Prozent. Das sind
allerdings Durchschnittwerte. Denn die Studie belegte auch, dass die tatsächliche Schutzwirkung vor
HIV abhängig davon ist, ob die Frauen das Gel auch den
Anwendungsvorschriften entsprechend benutzten. Und wie häufig sie
auftrugen. Bei denjenigen Frauen, die das Gel bei mehr als 80 Prozent
der Geschlechtsakte angewendet hatten, sank das Infektionsrisiko um 54
Prozent, bei denjenigen, die es bei 50 bis 80 Prozent der Fälle
einsetzten, verminderte sich das Risiko um 38 Prozent bei unter 50
Prozent lag das Risiko um 28 Prozent niedriger. Jetzt soll das Gel möglichst schnell in größeren Mengen hergestellt
werden. Der Gel-Hersteller sagt, er habe die Rechte zur Produktion an
die südafrikanische Regierung weiter gegeben. Dadurch soll ein Preis
erreicht werden, der um die 20 Cent pro Anwendung liegt.

 Das Deutsche Ärzteblatt ist allerdings nicht übermäßig euphorisch, was
den Einsatz in anderen Ländern betrifft: “Die Effektivität dürfte
allerdings zu gering sein, um sie Frauen in den Industrieländern zu
empfehlen. Eine Zulassung würde es aufgrund der verhältnismäßig kleinen
Studie vermutlich nicht erhalten.” WANC 20.07.10, Quelle: Science (2010; doi: 10.1126/science.1193748),
CAPRISA - AIDS research institute of the University of KwaZulu-Natal
and Columbia University





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/21_07_hiv_tenofovir.php
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