HIV-Infektionen steigen rasant

Die Zahl der HIV-Infektionen in Deutschland ist um 20 % gestiegen. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass viele wegen der besseren Behandelbarkeit die Gefahren der Krankheit falsch einschätzen und deshalb die Risikobereitschaft wächst und der Schutzgedanke abnimmt.

Der aktuelle Halb-Jahresbericht 2005 des Robert-Koch-Instituts zeigt einen Anstieg bei den neu erkannten HIV-Infektionen von 20 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum im letzten Jahr. Dabei ist die Gruppe der Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten mit 60 Prozent die Hauptbetroffenengruppe bei den neu diagnostizierten HIV-Infektionen. Auch bei Personen mit heterosexuellen Übertragungswegen ist ein Anstieg festzustellen.

Bereits seit dem Jahr 2001 ist eine deutliche Zunahme an Geschlechtskrankheiten zu beobachten, die eine Gefahr im Sinne eines Schrittmachers für HIV/Aids sind. Gleichzeitig hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Rahmen ihrer jährlichen Repräsentativbefragung „Aids im öffentlichen Bewusstsein“ schon seit Jahren auf ein stagnierendes Schutzverhalten und auf Wissenslücken gerade bei den jüngeren Bevölkerungsgruppen hingewiesen. Diese Entwicklung hat sich im letzten Jahr noch verschärft, weil erstmalig ein rückläufiges Schutzverhalten nachweisbar ist.

Europaweit haben sich die HIV-Neuinfektionen von 1996 bis heute verdoppelt, wie jüngst die UNO erklärt. Sie mahnt angesichts der steigenden Zahlen zu einem verstärkten Kampf gegen Aids. „Auch in Deutschland ist es höchste Zeit, wieder das öffentliche Bewusstsein für die Gefahren von HIV/Aids zu schärfen und die öffentliche Aufklärung zu stärken“, erklärt Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Pott: „Vor allem der rasante Anstieg der Infektionszahlen in Zentral- und Osteuropa führt zu einer wachsenden Gefahr für Deutschland. Aufgrund der steigenden Mobilität nimmt das Risiko auch in Deutschland zu, auf Menschen zu treffen, die bereits infiziert sind. Angesichts einer steigenden Neuinfektionsrate dürfen sich die Themen Aids und Aidsprävention nicht auf Afrika und Asien beschränken. Aidsprävention muss wieder ein breites politisches und gesellschaftliches Anliegen in Deutschland sein.“

Die Ursachen für den jetzt zu beobachtenden Anstieg an HIV-Neuinfektionen sind vielfältig. So wird der HIV-Test vor allem von der Hauptbetroffenengruppe, d.h. von Männern, die mit Männern Sex haben, verstärkt und früher in Anspruch genommen. Diese „Diagnosewelle“ führt zu einer vermehrten Zahl frühzeitiger Diagnosen.

Die bessere Behandelbarkeit verleitet gerade in der am stärksten betroffenen Gruppe der Männer, die Sex mit Männern haben, dazu, eine Infektion mit dem HI-Virus nicht mehr ernst genug zu nehmen. Der konsequente Schutz durch Kondome wird vernachlässigt. Auf diese erhöhte Risikobereitschaft reagiert die BZgA, indem sie die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) bei der Weiterentwicklung und Neukonzeption zielgruppenspezifischer Präventionsangebote unterstützt. 


Der beispielhafte Präventionserfolg der vergangenen Jahre ist inzwischen gefährdet. Aids gerät in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend in den Hintergrund. Die Kommunikation über Aids geht zurück, die Medien informieren weniger und die Menschen werden aufgrund anderer medienwirksamer Themen nicht mehr erreicht. Dies alles führt dazu, dass das Problembewusstsein in der Bevölkerung gravierend nachgelassen hat. Betrachteten vor zehn Jahren noch 60 Prozent der Deutschen Aids als eine der gefährlichsten Krankheiten, sieht das heute nur noch ein Drittel so.

WANC 06.10.05





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/06_10_aids.php
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