Mediziner am Mikroskop
Dr. Markus Montag beurteilt am Mikroskop anhand der Helligkeitsverteilung der Eihülle, wie gut das Ei für eine künstliche Befruchtung geeignet ist. (Foto: Frank Luerweg, Uni Bonn)
> Künstliche Befruchtung: Höhere Erfolgsrate
Ungewollt kinderlose Paare können
hoffen. Bislang geht nur für jedes dritte Paar, das sich zu
einer ICSI (intracytoplasmatischen Spermieninjektion) entscheidet,
der Kinderwunsch in Erfüllung. Ein neues mikroskopische
Verfahren verbessert die Erfolgsrate: In einer Studie führte die
künstliche Befruchtungsmethode doppelt so häufig zum
Erfolg.


Eine ICSI ist für viele Paare der
letzte Versuch, doch noch ein Kind zu bekommen. "Die Methode
empfiehlt sich, wenn der Mann zu wenig Samenzellen produziert",
erläutert der Bonner Reproduktionsbiologe Dr. Markus Montag. Aus
dem Hodengewebe können die Ärzte meist noch einzelne
funktionstüchtige Spermien gewinnen, die sie dann in die Eizelle
einspritzen. Die Partnerin muss vor einer ICSI Hormonpräparate
zu sich nehmen. Sie bewirken, dass in den Eierstöcken mehrere
Eizellen gleichzeitig heranreifen - normalerweise ist es nur eine pro
Monat.



"In jede dieser Zellen injizieren
wir ein Spermium", erklärt Montag. "Dann dauert es gut
26 Stunden, bis die Zellkerne von Ei- und Samenzelle
verschmelzen und ein Embryo entsteht. In dieser Zeitspanne müssen
wir uns entscheiden, welche der befruchteten Eizellen wir in die
Gebärmutter einsetzen." Denn das deutsche
Embryonenschutzgesetz erlaubt es, maximal drei befruchtete Eizellen
pro Versuch zu implantieren. "Wir beschränken uns sogar nur
auf zwei, um die Geburt von Drillingen auszuschließen",
betont Montag. Bei Mehrlingsschwangerschaften erhöht sich das
Risiko für Aborte und Fehlbildungen.



Welche der befruchteten Zellen die
Mediziner letztlich implantieren, blieb bislang meist dem Zufall
überlassen. Doch heute weiß man, dass nicht alle Eizellen
dieselbe Qualität haben. Mit einem speziellen Verfahren können
die Bonner Forscher die zwei geeignetsten Kandidaten aussuchen. "Wir
betrachten dazu die Eihülle unter dem Polarisationsmikroskop",
sagt Montag. "Sie erscheint dort als leuchtend orange-roter
Ring. Je heller dieser Ring ist und je gleichmäßiger er
leuchtet, desto höher die Chance, dass daraus ein Kind
entsteht." Grund: Die Eihülle scheint immer dann eine
besonders gleichmäßige Struktur zu haben, wenn die Zelle
bei ihrer Reifung gute Bedingungen angetroffen hat.



Normalerweise führt jede dritte
ICSI zum Erfolg. Setzten die Mediziner in ihrer Studie jedoch zwei
"gute" Eizellen in die Gebärmutter zurück, stieg
diese Quote bei über 50 Prozent. Bei einer "guten"
und einer "schlechten" Eizelle lag die Erfolgsrate immer
noch bei 40 Prozent, bei zwei "schlechten" nur bei
20 Prozent. "Allerdings sind 'gute' Eizellen rar",
betont der Reproduktionsbiologe. "Nur bei zwei von zehn Zellen
ist die Eihülle kräftig und gleichmäßig orange
gefärbt."



Unter natürlichen Bedingungen
erfolgt die Befruchtung im Eileiter. Danach beginnt sich die Eizelle
zu teilen, während Kontraktionen des Eileiters sie zur
Gebärmutter befördern. Knapp 2-3 Tage dauert diese
Reise; bei der Einnistung in der Gebärmutterschleimhaut am Tag 6
nach der Befruchtung besteht das werdende Kind aus mehreren hundert
Zellen. Während der gesamten Wanderung schützt die Eihülle
den Embryo.



WANC 06.02.08

 
 
 
 
 
 
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