Aids: Aufklären und vorbeugen

Aids greift immer weiter um sich. Obwohl es manche nicht wahr haben wollen. 40 Millionen Menschen vor allem in Afrika sind bereits infiziert. Immer mehr Frauen sind betroffen. Und am stärksten steigt die Infektionsrate in Ländern Asiens und Osteuropas. Nach einer Phase des Erschreckens und der Vorsicht macht sich mittlerweile schon wieder Sorglosigkeit breit. Doch für eine Entwarnung gibt es keinen Anlaß.

Die Zahlen sind alarmierend: Trotz aller Aufklärung infizieren sich jedes Jahr in Deutschland 2.000 Menschen neu mit der Immunschwächekrankheit Aids. 44.000 Menschen sind derzeit mit dem Aids-Erreger HIV infiziert, 23.500 Aids-Infizierte sind in Deutschland bereits an der Krankheit gestorben.

Nur wenn sich potentiell Infizierte frühzeitig auf eine Virus-Infektion testen lassen, können sie durch verantwortungsbewusstes Handeln dazu beitragen, den Erreger nicht auf weitere Menschen zu übertragen. Darauf macht das Infozentrum für Prävention und Früherkennung (IPF) anlässlich des Welt-Aids-Tages aufmerksam. Ein Heilmittel gegen Aids gibt es bisher nicht. Durch die Kombination verschiedener Präparate kann der Ausbruch der Krankheit aber um Jahre hinausgezögert und die Lebensspanne der Betroffenen verlängert werden.

Besonders unter jungen homosexuellen Männern macht sich mit den
Fortschritten der Therapie offenbar Sorglosigkeit breit. Gefährdet sind aber auch Männer und Frauen aus Ländern mit hoher Infektionsrate, Drogenabhängige und medizinisches Personal. Weltweit breitet sich die Epidemie weiter aus: 4,9 Millionen Menschen haben sich dieses Jahr neu mit dem HI-Virus infiziert, 100.000 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Aids-Toten ist mit 3,1 Millionen auf ein trauriges Rekordhoch gestiegen und 40 Millionen Menschen leben mit dem Virus. Das geht aus dem Welt-Aids-Bericht hervor, den die UNO am 23. November in Brüssel und London vorgelegt hat.

Die Infektion ist den Betroffenen nicht anzusehen. Auf eine kurze Phase mit untypischen Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Hautausschlag oder Lymphknoten-Schwellungen können Jahre ohne Symptome folgen. Erst im Lauf der Zeit entwickelt sich eine Immunschwäche, die zu tödlichen Infektionen auch mit harmlosen Erregern führen kann.

Das Virus ist vor allem im Blut sowie in Samen- oder Scheidenflüssigkeit von HIV-Infizierten enthalten. Die wichtigsten Ansteckungswege sind demnach ungeschützter Geschlechtsverkehr und das gemeinsame Benutzen von Fixerbesteck bei Drogenabhängigen. Kondome schützen nicht nur gegen den Aids-Erreger, sondern auch gegen die Verursacher vieler anderer sexuell übertragbarer Krankheiten. Nicht übertragen wird das Virus durch den täglichen Umgang an Arbeitsplatz, Schule oder Kindergarten.

Einen HIV-Test kann man beim Hausarzt oder in Gesundheitsämtern vornehmen lassen. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten bei einem begründeten Verdacht. Bei Gesundheitsämtern ist der Test dagegen meist kostenlos und auf Wunsch anonym. Der verbreitetste Test ist ein Bluttest, bei dem Antikörper gegen den Erreger nachgewiesen werden. Ein positives Ergebnis bedeutet, dass eine Infektion mit dem HI-Virus vorliegt. Der Test kann bereits ab drei Wochen nach der Infektion, meist aber nach vier bis fünf Wochen Antikörper nachweisen, denn so lange braucht das Immunsystem, um auf den Erreger zu reagieren.

Spezifischer eingesetzt werden Virentests, mit denen das Erbmaterial der Erreger nach entsprechender Vermehrung, meist mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion (PCR), etwa elf Tage nach der Infektion nachweisbar wird. Dies wird zum Beispiel bei Neugeborenen von HIV-infizierten Müttern und als zusätzlicher Test zur Überprüfung von Spenderblut und Blutplasmaprodukten angewandt. Wegen der großen Tragweite für die Betroffenen werden Testergebnisse grundsätzlich nur persönlich mitgeteilt, nicht schriftlich oder am Telefon. In Deutschland nicht zugelassen sind so genannte Heimtests, vor denen Hilfsorganisationen wegen mangelnder Zuverlässigkeit dringend warnen.

Therapie schenkt Lebensjahre
Insgesamt kümmert sich die Münchner Aids-Ambulanz im Klinikum rechts der Isar um 120 Betroffene, um manche schon über 12 Jahre lang. Inzwischen stehen eine Reihe von Therapien zur Verfügung, mit denen sich das Virus in Schach halten lässt. "Heilung ist damit jedoch nicht möglich", warnt Dr. Gabriele Birkenfeld vor Missverständnissen, "aber eine Lebenszeitverlängerung von circa 10 bis 15 Jahren". Wer beispielsweise im Alter von 20 Jahren die HIV-Diagnose erfährt, kann damit rechnen, mit circa 30 die ersten Symptome zu entwickeln und dann - mithilfe des Medikamenten-Cocktails - noch mindestens 10 bis 15 Jahre zu überleben. Kein Grund zur Sorglosigkeit. Doch die, so efürchtet irkenfeld, erbreitet sich immer mehr.

In einer Großstadt wie München sind überproportional viele Menschen infiziert, einer aus 1000 ist betroffen. Die Behandlung erfordert von den Patienten große Disziplin. So müssen bis zu zehn Tabletten täglich eingenommen werden. Eine Mixtur, die teilweise schwere Nebenwirkungen mit sich bringt wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Veränderungen der Körperformen, beispielsweise ein eingefallenes Gesicht. Erfolgt die Einnahme der Medikamente nicht regelmäßig, drohen Resistenzen. Denn Krankheitserreger, die nicht ständig bekämpft werden, finden Zeit, Mutationen zu entwickeln und werden so unempfindlich gegen die Medikamente.

Für viele ist der jährlich rund 15.000 Euro teure Anti-Aids-Cocktail inzwischen selbstverständlich. Jedoch nicht für die Millionen HIV-Infizierten in den ärmeren Ländern der Welt. Letztes Jahr verbrachte Birkenfeld als Mitarbeiterin von "Ärzte für die dritte Welt" sechs Wochen in Bangladesch. "Hier in Deutschland sehe ich vielleicht zehn HIV-Infizierte pro Tag, in den Slumgebieten der dritten Welt sind es täglich über 300."

WANC 01.12.04





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/01_12_weltaidstag.php
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