Rotwein soll Entzündungen hemmen

Rotwein enthält einen Naturstoff und der heißt Resveratrol. Wissenschaftler der Universitäten Mainz, Jena und Wien haben nun untersucht, dass Resveratrol Entzündungen hemmt, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen können. Derartige Erkenntnisse gibt es schon länger. Doch es gibt genauso Untersuchungen, die dem Pflanzenstoff keine solche Eigenschaften beimessen.

Resveratrol verleiht den "roten" Weintrauben ihre dunkle Farbe. Doch der pflanzliche Farbstoff findet sich nicht nur in den Hülsen der Weintrauben, obwohl das Vorkommen insbesondere in den kleinen Pinot-Noir-Trauben am höchsten ist. Der Stoff aus der Gruppe der Polyphenole findet sich auch in hellen Weintrauben, Erdnüssen, Kakaopulver sowie in Himbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren.

Wie gesundheitsfördernd Resveratrol tatsächlich ist, ist umstritten. Besonders die Hersteller von Resveratrol-Pillen verweisen auf Erkenntnisse, dass der Stoff den Menschen vor Umweltgiften, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arteriosklerose, Demenz und Krebs schützen und den Alterungsprozess verlangsamen soll. Forscher der University of Wisconsin-Madison und der Universität Harvard konnten in ihren Tests eine Lebensverlängerung nicht feststellen, positive Auswirkungen auf Herz, Knochen und Augen stellten sich jedoch durchaus ein. Allerdings nicht bei Einnahme der Pillen, sondern beim Trinken eines Glases Rotwein am Tag. Gerade bei dauerhafter Einnahme von Resveratrol-Pillen haben Mediziner der Universität Saarbrücken Nebenwirkungen gefunden: Elektrolytstörungen, Entzündungen im Hals-Nasen-Rachen-Raum, Hautrötungen, Kopf- und Muskelschmerzen, Müdigkeit und Nebenhodenentzündungen.

Die Ergebnisse des neuesten Forschungsprojektes sollen die Wirkzusammenhänge von Resveratrol entschlüsseln. Konkret fanden die Wissenschaftler heraus, dass der Naturstoff an das Regulatorprotein KSRP bindet und es dabei aktiviert. KSRP verringert die Stabilität der Boten-RNA (mRNA) für eine Vielzahl von entzündlichen Mediatoren und hemmt so deren Bildung. Damit lässt sich also ein Teil der schützenden Wirkung und die Hemmung der Bildung von Entzündungsfaktoren erklären. Und diese Entzündungen können Prozesse vorantreiben, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen und zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen.  Die Wissenschaftler räumen deshalb dem  Naturstoff Resveratrol "bei entzündlichen Erkrankungen, die mit einer starken Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems einhergehen, ein großes therapeutisches Potential" ein.

Anmerkung: Auch die neue Studie klärt nicht, wie gesundheitsfördernd Resveratrol tatsächlich ist. Vor allem sagt sie nichts zu Langzeitwirkungen und Langzeitrisiken. Dr. Richard D. Samba, Prof. an der Johns Hopkins Universität für Medizin, rät deshalb von Resveratrol-Präparaten ab. Gegen ein Glas Rotwein hat der Wissenschaftler dagegen nichts einzuwenden.

Berliner Ärzteblatt 24.11.2014/ Quelle: Nucl. Acids Res.





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/resveratrol-24-11-14.php
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