Lycopin: Der Wirkstoff in Tomaten soll Gefäßen helfen

Tomaten sind gesund. Inzwischen weiß man auch, was diese Wirkung ausmacht: das Lycopin, das in Tomaten - im übrigen auch in Hagebutten - in hoher Konzentration gefunden wird und das als Radikalenfänger bezeichnet wird. Findige Wissenschaftler haben jetzt eine Pille entwickelt, in der 7mg  Lycopin konzentriert sind. Das soll der Vasodilatation - also der Erweiterung der Blutgefäße - förderlich sein und Herzinfarkte sowie Schlaganfälle vermeiden helfen. Die vorgelegte medizinische Studie lässt aber Fragen offen.

Untersucht wurde die Wirkung der Tomatenpille an 36 Patienten mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und 36 gesunden Männern und Frauen. Jeweils die Hälfte erhielten 7mg  Lycopin oder eine Pille ohne jeden Inhaltsstoff. Nach zwei Monaten wurden verschiedene Werte im Blut der Testpersonen gemessen. Es stellte sich heraus, dass die Dehnbarkeit der Blutgefäße bei den Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen positiv veränderte. Auf andere Risikomerkmale wie beispielsweise den Blutdruck hatte der Pflanzenstoff weder bei den Patienten noch bei den gesunden Menschen einen messbaren Einfluss.

Dass Lycopin die Funktion der Blutgefäße verbesserte, war für die Wissenschaftler allerdings Grund genug, die Tomatenpille positiv zu bewerten. Denn, so Dr. Joseph Cheriyan von der Universität Cambridge, unzureichende Gefäßfunktionen seien die Ursache vieler Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Dass das Essen von Tomaten das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann, haben schon andere Studien belegt. Eine im Jahr 2012 veröffentlichte Studie (Neurology 2012; 79: 1540-1547) zeigte, dass der Verzehr von Tomaten das Risiko eines Schlaganfalls deutlich vermindern kann. Allerdings: In der Studie wurden ganze Tomaten gegessen, keine konzentrierten Auszüge in Tablettenform. Und das ist vielleicht der Knackpunkt: Isolierte, konzentrierte Wirkstoffe wirken nach Ansicht von Medizinern eben anders, als Obst und Gemüse. Sie gehen davon aus, dass das Mix der Inhaltsstoffe die positiven gesundheitlichen Wirkungen ausmacht.

Auch das Deutsche Ärzteblatt äußert leichte Bedenken an der Beweiskraft der Studie. Für Lycopin würden "jegliche Daten zu klinisch überzeugenden Endpunkten wie die Vermeidung von Herzinfarkten, Schlaganfällen oder peripheren Gefäßverschlüssen" fehlen.

Berliner Ärzteblatt 11.06.2014/ Quelle: PlosOne





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/lycopin-11-06-14.php
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