Gesundheitlich Vorteile von Fischöl: Leere Versprechungen?

Die Hersteller von Nahrungsergänzungsmittels mit Fischöl versprechen viel. Fischöl-/Omega-3-Fettsäure-Kapseln sollen gegen chronische Entzündung wie Arthritis, Parodontitis, Diabetes, Arteriosklerose, Tinnitus, Asthma, Multiple Sklerose sowie Alzheimer und Parkinson wirken und deshalb z.B. vor Schlaganfall und Herzinfarkt schützen. Doch diese Versprechungen scheinen sich zunehmend als leere Versprechungen zu erweisen. Eine zunehmende Zahl von Studien belegt, dass Kapseln mit isoliertem Fischöl nichts für die Gesundheit bringen.

Um es gleich vorweg klar zu stellen: Fischöl bzw. Omega-3-Fettsäuren können der Gesundheit tatsächlich helfen, was auch Studien durchaus belegen - wenn sie in Form von fettem Fisch (Makrele enthält 2525 mg Omega-3-Fettsäuren /100 g, Lachs enthält 2285 mg Omega-3-Fettsäuren /100 g, Thunfisch enthält 4923 mg Omega-3-Fettsäuren /100 g, Sardine (in Öl) enthält 3551 mg Omega-3-Fettsäuren /100 g, oder anderen Lebensmitteln, die natürlicherweise reich an Omega-3-Fettsäuren sind, aufgenommen werden. Zu solchen Lebensmitteln gehören z.B. Rapsöl enthält 8584 mg Omega-3-Fettsäuren /100 g, Walnüsse enthalten 10172 mg Omega-3-Fettsäuren /100 g, Leinöl enthält 52800 mg Omega-3-Fettsäuren /100 g. Ein hoher Konsum von Fischöl kann das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall vermindern.  

Doch wenn es um Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren geht, dann schaffen es Studien nicht, diese positiven Wirkungen zu belegen. So weißt die Verbraucherzentrale auf „eine große aktuell veröffentlichte Studie unter Federführung der Universität Oxford“ hin, die gezeigt hat, „dass Nahrungsergänzungsmittel mit bis zu 2 g Omega-3-Fettsäuren pro Tag weder Herzinfarkt noch Schlaganfall vorbeugen. Ob höher dosierte Mittel wirken, wird noch erforscht.“ Die Verbraucherzentrale warnt, „dass die Menge von 5 g täglich nicht überschritten werden soll“, weil sonst die Blutungszeit verlängert und somit das Blutungsrisiko erhöht werden könnten. Und mahnt vor Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen sowie zur Vorsicht der Einnahme in Zusammenhang mit anderen Medikamenten. Als sinnvolle Höchstmenge beschreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) „nicht mehr als 1,5 g Omega-3-Fettsäuren aus allen Quellen“.

Der Deutschlandfunk bezieht sich auf einen Bericht der Stiftung Warentest, der „den gesundheitlichen Nutzen von Fischölkapseln im Jahr 2005 für eindrucksvoll belegt“ erklärte. Er hält diesem Artikel das Ergebnis der US-Gesundheitsbehörde entgegen, die nicht neue Studien beauftragte, sondern die vorliegenden Daten „nur“ sauber auswertete. Und in einer Bewertung dieser Ergebnisse heißt es, dass der gesundheitliche Nutzen von Fischöl eben nicht belegt sei. Das National Institute of Health wird folgendermaßen zitiert: „Omega-3-Supplemente haben keinen Schutz vor Herzkrankheiten gezeigt."

Dass Nahrungergänzungsmittel mit Fischöl nicht vor einem Herzinfarkt oder Schlaganfall schützen können, verdeutlicht auch eine kürzlich veröffentlichte Studie (ASCEND trial). Darin wurde 15.480 Diabetespatienten ohne Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwischen 2005 und 2011 entweder eine Kapsel mit 1g Fischöl täglich oder eine Kapsel ohne Wirkstoffe verabreicht. In der Beobachtungszeit von durchschnittliche 7.4 Jahren erlitten 8,9% der Patienten in der Gruppe mit der zusätzlichen Gabe von Fischöl und 9,1% der Patienten in der Gruppe mit Placebo einen ersten ernsthafen Herzvorfall (serious vascular event).  

Für Wissenschaftler sind diese Unterschiede zu gering, um daraus einen Nutzen abzuleiten. Die Mediziner kommentieren die Ergebnisse so: „In unserer Studie verringern Fischöl-Nahrungsergänzungsmittel nicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. ….Es gibt also keine Begründung, derartige Fischöl-Supplemente zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu empfehlen.“

31.8.2018 cs / Quelle: ESC Congress 2018, New England Journal of Medicine





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/fischoel-herz-31-8-2018.php
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