Vegetarier: Hoffnung auf ein längeres Leben

Vegetarier und Veganer leben länger. Die Botschaft, dass der Verzicht auf Fleisch mehr Lebensjahre verspricht, wird durch eine neue Studie aus den USA und Kanada bestärkt. Doch ob diese frohe Kunde tatsächlich ausschließlich auf einer vegetarischen Ernährung beruht, ist zumindest fraglich.

Es sind die Ergebnisse der sogenannten Adventisten-Gesundheitsstudie 2 (AHS-2), die Vegetarier fröhlich stimmen können. Seit 2002 werden rund 96.000 Adventisten, das sind Angehörige einer spezielle christlichen Glaubensgemeinschaft, aus den USA und Kanada beobachtet. Darin zeigte sich, dass männliche Vegetarier durchschnittlich 83,3 Jahre und die vegetarisch-lebenden Frauen 85,7 Jahre alt werden. Die durchschnittliche Lebenserwartung deutscher Männer liegt laut Statistischem Bundesamt derzeit bei 77,7 bei Frauen bei 82,74 Jahren. Doch das ist es nicht allein. Eine vegetarische Ernährung soll auch gesünder machen.

So hat die Studie ergeben, dass Veganer (Verzicht auch auf tierische Produkte wie Eier und Milch) im Durchschnitt 13,6 kg leichter als Nicht-Vegetarier sind  und einen um fünf Einheiten niedrigeren BMI als Nicht-Vegetarier haben. Das Risiko für ein metabolisches Syndrom (damit ist das gemeinsame Auftreten von Übergewicht, Bluthochdruck, zu hohen Blutfettwerten und Insulinresistenz als Vorstufe zum Diabetes gemeint) lag um rund 50% niedriger. Außerdem erkrankten Vegetarier und Veganer seltener an Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes und Darmkrebs.

Die Loma Linda Universität, an der die Studie durchgeführt wird, sagt, dass sich nicht nur das Weglassen von Fleisch positiv auswirkt. Gemüse, Obst, Nüsse und Hülsenfrüchte würden grundsätzlich das Risiko für Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes senken und die Gewichtskontrolle und Gehirnfunktion verbessern. Außerdem hätten Vegetarier eine gesündere Lebensweise.

Genau das ist der Punkt, an dem andere Wissenschaftler einhaken. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) hat beispielsweise in einer Studie ermittelt, dass das Risiko zu sterben, nicht vom Fleischkonsum abhängt. In der Studie wurden 1225 Vegetarier und Veganer mit 674 Nicht-Vegetarieren verglichen. Von den Teilnehmern waren am Ende der Studie, die von 1978 bis 199 dauerte, 28% verstorben. Das ist eine um die Hälfte verringerte Sterberate im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Allerdings: Auch die Nicht-Vegetarierer verzehrten nur kleine Mengen an Fisch und Fleisch. Bei allen Studienteilnehmern war das Risiko verringert, an Herzkreislauferkrankungen, Krebs, Atemwegserkrankungen oder Magen-Darm-Erkrankungen zu sterben. Was alle aber auszeichnete, war der gesundheitsbewusste Lebensstil.

Die Wissenschaftler des DKFZ kamen deshalb zu dem Ergebnis, ein mäßiger Fleischkonsum keine negativen Folgen hat, wenn man körperlich aktiv bleibe und Übergewicht meide. Und: Obwohl sich unter den Studienteilnehmern nur wenige Raucher befanden, erwies sich das Rauchen als stärkste Einflussgröße der Mortalität.


Berliner Ärzteblatt 18.10.2012/ Quelle: Loma Linda University, Cancer Epidemiol Biomarkers Prev.





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/vegetarismus_18_10_12.php
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