Transfette sind die wirklich gefährlichen Fette

Wenn Ernährungswissenschaftler die Rollen zwischen Gut und Böse verteilen, dann fällt ihnen das bei Fett leicht: gute Fette sind die ungesättigten, schlechte Fette sind die gesättigten. Diese einfache wie einprägsame Einteilung bekommt nun einige Fragezeichen. Denn neue Untersuchungen belegen, dass nicht die gesättigten Fettsäuren die bösen sind, die das Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Typ-2-Diabetes erhöhen. Kanadische Wissenschaftler sehen den wahren Schuldigen für alle diese Krankheiten in den Trans-Fettsäuren. 


Ernährungsrichtlinien empfehlen den Anteil gesättigter Fettsäuren auf weniger als 10% der täglichen Kalorienaufnahme zu beschränken. Das bedeutet, viel weniger Butter, Kuhmilch, Fleisch, Lachs, Eigelb und einige Pflanzenprodukte, wie Palmöl, zu verzehren. Doch nun scheint uns eine neue Auswertung der Daten von mehreren tausend Studienteilnehmern eine etwas andere Geschichte zu erzählen. Nicht der Verzehr von gesättigten Fettsäuren erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern die Trans-Fettsäuren.


Trans-Fettsäuren finden sich in vielen frittierten Produkten und Backwaren, wenn teilgehärtete Fette eingesetzt wurden. Dazu gehören zum Beispiel Pommes frites, Cracker, Zwieback, Kekse und Kartoffelchips. Auch minderwertige Magarinen enthalten häufig einen hohen Anteil von Trans-Fettsäuren.


Die Wissenschaftler fanden heraus, dass gesättigte Fettsäuren weder das allgemeine Sterberisiko noch die Risiken für eine Herz-Kreislauf-Erkankung, eine koronare Herzkrankheit, einen Schlaganfall oder Typ-2-Diabetes erhöhen. Bei dem Vergleich, bei dem 1 gleiches Risiko bedeutet, lagen diejenigen, die gesättigte Fettsäuren zu sich nahmen beim allgemeinen Sterberisiko bei 0,99, bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei 0,97, bei koronarer Herzkrankheit bei 1,06, bei Schlaganfall bei 1.02 und bei Typ-2-Diabetes bei 0,95. Wissenschaftler bewerten solche statistischen Zusammenhänge zum Zusammenhang zwischen gesättigten Fettsäuren und den verschiedenen Risiken als "sehr gering". 


Diese Datenauswertung haben die Wissenschaftler auch für den Konsum von Transfetten durchgeführt. Beim allgemeinen Sterberisiko lag das Risiko bei 1,34, bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei 1,28, bei koronarer Herzkrankheit bei 1,21, bei Schlaganfall bei 1,07 und bei Typ-2-Diabetes bei 1,10. Das bedeutet, dass das Risiko beim Verzehr von Trans-Fettsäuren in Bezug auf das allgemeine Sterberisiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und koronare Herzkrankheit um 21% bis 34% höher liegt, als wenn man keine Transfette ißt.


In anderen Studien gab es ähnliche Ergebnisse. Lag der Konsum von Transfetten täglich bei etwa 5 Gramm, dann stieg das Risiko für eine koronare Herzerkrankung um 25%.


Obwohl die Risikoerhöhung in den drei Fällen nicht unerheblich erscheint, bewerten die Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Verzehr von Transfetten und Risiken als "mäßig". Dieser Einschätzung liegen vielleicht die Form der Studien, es handelt sich um Beobachtungsstudien, und die Form der Berechnung zugrunde. Das Deutsche Ärzteblatt meint deshalb: "Gewiss erscheint nur, dass ein „zu viel“ in jedem Fall schadet." 


Anmerkung: Mittlerweile ist auch umstritten, ob ungesättigte Fettsäuren wirklich so vorteilhaft sind, wie bisher immer wieder propagiert wurde. Eine Studie aus dem letzten Jahr (Ann Intern Med. 2014;160(6):398-406. toi:10.7326/M13-1788) stellt in Frage, dass ein hoher Anteil ungesättigter Fettsäuren tatsächlich das Risiko für koronare Herzerkrankungen (KHK) vermindert. Schon damals ließ sich für den vermehrten Verzehr gesättigter Fettsäuren kein bedeutend erhöhtes KHK-Risiko nachweisen.


17.08.2015/ Quelle: BMJ





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/transfettsaeuren-17-08-15.php
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