> Transfette: Nun kommen (endlich) die Verbote

Transfettsäuren (TFS, engl. trans fatty acids) sind gesundheitsgefährdend. Dennoch gibt es bisher keine Vorschrift, die die Kennzeichnung der gefährlichen Fette auf dem Etikett vorschreibt. Doch obwohl die durchschnittliche Aufnahme von Transfetten europaweit unter dem von Ernährungsexperten und der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen  Maximalwert von 1% der täglichen Nahrungsenergie rangiert - will die EU-Kommission den Anteil industrieller Transfette in Nahrungsmitteln rechtlich begrenzen. In den USA ist man einen Schritt weiter - dort sollen teilgehärtete Fette als wichtigste Quelle von TFS aus den Lebensmitteln verschwinden.


Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat wieder einmal Entwarnung signalisiert. Die durchschnittliche Aufnahme von TFS liege bei allen Altersgruppen unter dem Wert von 1%, urteilt das Institut in einer Stellungnahme (028/2013). Der errechnete Durchschnittswert  in der Population der 14 bis 80- Jährigen liege bei  0,66 % der Nahrungsenergie. Weil Durchschnitt aber Abweichungen nach oben und unten zulässt, will das BfR nicht ausschließen, dass 10% der Bevölkerung oberhalb der 1% zu sich nehmen. 


Ein jetzt von der EU vorgelegter Bericht bestätigt zwar, "dass die TFS-Aufnahmen in vielen europäischen Ländern zurückgegangen sind". Mitte der 1990er Jahre hatten die durchschnittlichen TFS-Aufnahmen in den  einzelnen EU-Mitgliedsstaaten bei Männern zwischen 0,5 und 2,1 % und bei Frauen zwischen 0,8 und 1,8 % der täglichen Energieaufnahme gelegen. Daten aus neun EU-Ländern würden belegen, dass die durchschnittliche tägliche TFS-Aufnahmemenge unter 1 % der täglichen Energiezufuhr gesunken sei. Aber: Bei einigen Bevölkerungsgruppen lag der Wert jedoch über den von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Mengen. Derartige Bevölkerungsgruppen sind laut Bericht z.B. Bürger mit niedrigem Einkommen sowie Studierende zwischen 18 und 30 Jahren oder allgemein Bürger dieses Alters. 


Der Bericht belegt auch, dass sich in Bezug auf die Transfette einiges bewegt hat. So enthalten die meisten Lebensmittel weniger als 2 g TFS/100 g Fett (das ist der niedrigste Höchstwert in den EU-Staaten mit begrenzenden Rechtsvorschriften). Eine Analyse von Lebensmitteln auf europäischen Lebensmittelmärkten zeigt, dass 77 % der Lebensmittel unter 0,5 g TFS/100 g Fett enthalten.Die Daten würden aber auch beweisen, "dass es auf dem europäischen Lebensmittelmarkt nach wie vor Erzeugnisse mit hohen TFS-Gehalten gibt (z. B. Kekse oder Popcorn mit Werten der Größenordnung 40-50 g TFA/100 g Fett). Dazu gehören auch nicht vorverpackte Lebensmittel wie TFS enthaltende Backwaren (> 2 g TFS je 100 g Fett)". Als Beispiele für Produkte, bei denen in den Mitgliedstaaten beträchtliche Mengen an TFS gefunden wurden, zählt der Bericht folgende Produkte auf: Frittierfett, auch für industrielle Zwecke, Blockmargarinen, Margarine zur Herstellung von Konditoreiwaren, Backwaren, Kekse, Waffeln, Süßwaren, auch mit Kakaobeschichtungen, wie z. B. überzogener Puffreis, Suppen und Soßen.


Die Gefahren dieser Produkte sind seit längerem bekannt: TFS erhöht vor allem das Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK). Das Risiko, an einer Herzerkrankung zu sterben, ist um 20% bis 32% höher, wenn bei gleicher Kalorienmenge 2 % der täglichen Energie als TFS aufgenommen werden anstatt als Kohlenhydrate, gesättigte Fettsäuren, einfach und mehrfach ungesättigte cis-Fettsäuren oder andere Arten von Fettsäuren. Hohe TFS-Aufnahmen verursachen vorsichtigen Schätzungen zufolge in der EU etwa 660.000 Todesfälle pro Jahr bzw. rund 14 % der Sterblichkeit insgesamt. 


Die EU gibt nun das Ziel aus, "dass die TFS- Aufnahmen im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung möglichst gering sein sollten". Um dieses zu erreichen, habe eine "verpflichtende TFS-Kennzeichnung unter Umständen nur begrenzte Auswirkungen".  Deshalb spricht sie sich für "auf EU-Ebene rechtlich festgelegte Höchstwerte für den Gehalt an industriellen TFS in Lebensmitteln" aus, weil damit "die umfangreichsten Reduzierungen" erzielt werden können. Als möglichen Höchstwert bringt die EU eine durchschnittliche Aufnahme von 0,01 bis 0,03 g industrieller TFS pro Tag ins Spiel.


Dieser Wert (0,01 bis 0,03 g) wurde in Dänemark als Höchstwert für industrielle TFS gesetzlich vorgeschrieben. Folge: TFS ist aus der dänischen Lebensmittelversorgung nahezu verschwunden. Und: In den drei Jahren seit der Einführung dieses Höchstwerts ist die Sterblichkeit aufgrund kardiovaskulärer Erkrankungen im Durchschnitt um jährlich rund 14,2 Todesfälle pro 100.000 Menschen zurückgegangen.


Dass Kennzeichnungspflichten, Aufklärung und Appelle allein vielleicht nicht ausreichen, scheint inzwischen die  US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) erkannt zu haben. Sie hat am 16. Juni 2015 entschieden, dass teilgehärtete Öle – die wichtigste Quelle für industrielle TFS in verarbeiteten Lebensmitteln – für menschliche Nahrungszwecke nicht „allgemein als unbedenklich anerkannt werden“. Die Lebensmittelhersteller haben drei Jahre Zeit, teilgehärtete Öle aus Lebensmitteln zu entfernen, sofern diese nicht von der FDA genehmigt wurden.


07.12.2015/ Quelle: BERICHT DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT UND DEN RAT über Transfettsäuren in Lebensmitteln und in der generellen Ernährung der Bevölkerung der Union {SWD(2015) 268 final}

 
 
 
 
 
 
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