Phosphate kommen in industriell hergestellten Lebensmitteln - wie beispielsweise Fertigpizza - häufig als Zusatzstoff zum Einsatz (Foto: w.r.wagner / pixelio.de)
Phosphate kommen in industriell hergestellten Lebensmitteln - wie beispielsweise Fertigpizza - häufig als Zusatzstoff zum Einsatz (Foto: w.r.wagner / pixelio.de)
> Die Gefahren von Phosphat für den Blutdruck

Die Erkenntnis, dass Phosphat Auswirkungen auf den Blutdruck haben kann, ist noch gar nicht so alt. Im Jahr 2014 haben Ärzte der Universität Wien heraus gefunden, dass phosphatreiches Essen den Blutdruck erhöhen und Gefäßverkalkungen verursachen kann. Jetzt bestätigt eine neue Untersuchung das Risiko durch den überwiegenden Verzehr verarbeiteter Lebensmittel sogar für gesunde junge Erwachsene.

Wird mehr Phosphat über die Nahrung aufgenommen, steigen Blutdruck und Pulsrate. Und das gilt auch bei gesunden jungen Erwachsenen, zeigt eine Studie unter Leitung der Universität Basel. Phosphate machen den Schmelzkäse streichfähig, halten Kaffeepulver rieselfähig und unterstützen die Konservierung in vielen Fleisch- und Fertigprodukten: Phosphate kommen in industriell hergestellten Lebensmitteln häufig als Zusatzstoff zum Einsatz. Stark phosphathaltige Lebensmittel sind darüber hinaus Parmesan, Cola und Backpulver.

Zwar enthalten auch natürliche Lebensmittel Phosphate, aber die heutigen Essgewohnheiten führen dazu, dass wir immer mehr Fertigprodukte zu uns nehmen. Über den Verzehr von verarbeiteten Lebensmitteln hat die Aufnahme der Salze in den letzten Jahren deutlich zugenommen, sodass sie heute in vielen Fällen über der in den USA empfohlene empfohlenen Tagesdosis von 700 mg liegt.

Zu viel Phosphat stimuliert die Produktion des Hormons FGF23. Ein hoher FGF23-Spiegel hat aber Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und die Verkalkung der Blutgefäße. „Wieviel Phosphat wir zu uns nehmen, ist also durchaus für unsere Gesundheit relevant“, erklärte Reinhold Erben, Leiter des Instituts für Physiologie, Pathophysiologie und Biophysik, Universität Wien.

FGF23 besitzt eine sogenannte natriumkonservierende Wirkung, es steuert also die Rückgewinnung von filtriertem Natrium in der Niere. Mäusen, denen FGF23 fehlt, scheiden vermehrt Natrium über den Urin aus. Die Folge ist ein zu niedriger Blutdruck. Sind die FGF23-Werte in den Tieren zu hoch, steigen die Natriumwerte und dann auch der Blutdruck. Außerdem kommt es durch die erhöhten FGF23-Werte zu einer Belastung des Herzens. „In PatientInnen mit chronischer Nierenerkrankung sind die Phosphatwerte wie auch die FGF23-Werte chronisch zu hoch und genau das führt häufig zu Herz-Kreislauf Erkrankungen“, weiß Erben. 



Das kann zu einem Risiko sogar für Gesunde führen, betont die Universität Basel, weshalb für Menschen mit chronischen Nierenproblemen seit Langem eine phosphatarme Ernährung empfohlen wird. Ein Forscherteam um Professor Reto Krapf hat das an 20 gesunden Versuchspersonen überprüft.



Die Hälfte der Personen erhielt während elf Wochen zu ihrer normalen Nahrung eine zusätzliche Dosis Natriumphosphat in Tablettenform. Dadurch erhöhte sich der Phosphatgehalt in ihrem Blut auf ein überdurchschnittliches, wenn auch in der Bevölkerung weit verbreitetes Niveau.

Die zweite Gruppe nahm ein Mittel ein, das Phosphat bindet und die Aufnahme in den Körper hemmt. Zusätzlich erhielten sie Kochsalz, um sie in Bezug auf die Gabe von Natrium der ersten Gruppe gleichzustellen.



Nach sechs Wochen untersuchten die Ärzte, wie sich die unterschiedliche Diät auf verschiedene Indikatoren der Herz-Kreislauf-Funktion wie Blutdruck und Puls auswirkt. Ein Vergleich der beiden Gruppen zeigte, dass die erhöhte Phosphataufnahme den systolischen und diastolischen Blutdruck bei jungen, gesunden Erwachsenen deutlich steigert – und zwar um 4,1 bzw. 3,2 Millimeter-Quecksilbersäule. Gleichzeitig nahm die Pulsrate im Mittel um 4 Schläge pro Minute zu.



Der Effekt war jedoch reversibel: Wurde die Phosphat-Gabe abgesetzt, hatten sich die Werte bei den Versuchsteilnehmern zwei Monate nach Abschluss der Studie wieder normalisiert.

 In einer zweiten Phase wurde getestet, wie sich die zusätzliche Gabe von Vitamin D auswirkt. Obwohl das Vitamin die Aufnahme von Phosphaten im Darm steigert, liess sich bei beiden Gruppen kein Einfluss auf die kardiovaskulären Werte feststellen.


24.8.2018 cs / Quelle: Journal of the American Society of Nephrology

 
 
 
 
 
 
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