> Richtig ernähren: Das Problem mit den Empfehlungen

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt Empfehlungen, wie man sich gesund ernähren soll. Als Grundsätze dienen zehn Regeln. Eine davon ist: wenig Fett und fettreiche Lebensmittel. Eine andere: reichlich Getreideprodukte und Kartoffeln. Neue Erkenntnisse lassen aber Zweifel an diesen Empfehlungen aufkommen.


Als Zusammensetzung der Nährwerte gibt die DGE folgendes Verhältnis an: 10 bis 15 % Protein, 30 % Fett und 55 bis 60 % Kohlenhydrate. An diesem Verhältnis scheiden sich die Geister. Kritiker meinen, diese Aufschlüsselung sei für gesunde Menschen gemacht. Doch ob die Einteilung selbst für diese die optimale ist, wird mittlerweile ebenfalls mit einigen Fragezeichen versehen.


Ernährungsexperten machen in einer Petition deutlich, dass die Empfehlungen für die Mehrheit der Menschen, die in Ernährungsberatungen geschult werden sollen, nicht zutreffe. Denn bei denen sei der Stoffwechsel meist nicht in Ordnung und viele würden unter Übergewicht sowie Bewegungsmangel leiden. Schon allein deshalb sei eine fettarme und kohlenhydrat-reiche Ernährung der falsche Ansatz. Bei Fettstoffwechselstörungen ist laut Ernährungswissenschaftlern eine Nährstoffzusammensetzung von 20 % Eiweiß, 40 % Fett und 40 % Kohlenhydrate eher ratsam. 


Inzwischen haben Studien gezeigt, dass sich durch eine Reduktion der Nahrungsfette z.B. die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle kaum verringert. Auch mehr Kohlenhydrate sorgten bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen nicht für mehr Gesundheit. Im Gegenteil: Weniger Herzinfarkte, Schlaganfälle und sonstige kardiovaskuläre Vorfälle - und zwar 30% weniger - traten bei denjenigen Personen auf, die viel Olivenöl und -fettreiche- Nüsse (Mittelmeerdiät) verzehrten. Fettreduzierte Milchprodukte und höchstens zwei Eßlöffel Olivenöl am Tag hatten diesen Effekt nicht. 


Als nicht weniger problematisch sehen viele Ernährungsberater die Beschränkung des Eiweißanteils auf 10 bis 15% an. Vor allem ältere Menschen benötigten mehr Eiweiß, um dem  Abbau von Muskelmasse entgegen zu wirken. Die lang gehegte Angst, der Verzehr von Eiern erhöhe das Cholesterin und damit die Gefahren für das Herz, sei entkräftet. Selbst regelmäßiges Essen von Eiern erhöhe offenbar nicht das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.


Ähnlich vorsichtig sollte man den Empfehlungen zu Fleisch umgehen. Sicher - frisches Gemüse und Obst sorgen für weniger Krankheiten. Doch meist verhalten sich Gemüseesser generell gesundheitsbewußter. Sind Fleischesser ebenso gesundheitsbewußt - also rauchen nicht, bewegen sich ausreichend und trinken in Maßen Alkohol - dann sind sie nicht kranker als die Gemüsefreunde. 


Was also tun, wie ernährt man sich richtig? Jeder sollte erkennen: Eine perfekte Ernährung gibt es nicht. Aber abwechslungsreich zu essen, ist kein Fehler. Bevorzugen sollte man laut Ernährungsexperten Lebensmittel mit geringer Energiedichte wie Gemüse, Obst und Salat, reichlich Proteine aus Fisch, Fleisch oder Milchprodukten und mit gesunden Fetten aus Olivenöl, Nüssen oder Fisch. Vorteilhaft sei eine lange Kohlenhydratpause im Tagesverlauf: Kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel am besten in Form von Vollkornprodukten und am besten nur morgens und mittags oder nur mittags und abends verzehren.


26.1.2017/ Quelle: Deutsches Ärzteblatt

 
 
 
 
 
 
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