Energy-Drinks: Zucker- und Koffeinbomben

"….. verleiht Flügel." Schön wärs. Und weil es nicht so ist, hat eine US-Verbraucherwebsite im Jahr 2014 den Hersteller wegen Falschwerbung verklagt und sogar Recht und 13 Mio. US-Dollar erhalten. Dennoch: Energy-Drinks versprechen Höchstleistungen. Vor allem verspricht der Konsum der Drinks aber jede Menge Zucker - und möglicherweise Schäden für die Gesundheit. 


Was in den Energydrinks wirklich drin ist, das unterscheidet sich in der Konzentration und den Zusatzstoffen von Hersteller zu Hersteller. Doch die Hauptbestandteile sind relativ ähnlich: Zucker, Koffein, Wasser, Kohlensäure, Taurin, Glucuronolacton, Inosit.


Dabei gibt es Zucker reichlich. Die Stiftung Warentest hat bei einem Test von 25 Energy-Drinks bei den meisten etwa so viel Zucker wie in Cola gefunden. Ein Liter Cola bringt es durch­schnitt­lich auf 106 Gramm. Die zuckerhaltigsten Energy-Drinks im Test mit fast 140 Gramm Zucker pro Liter. Das entspricht etwa 46 Stück Würfelzucker. Unrealistisch? Eher nicht. Eine Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hat gezeigt, dass an einem Abende Diskobesuch leicht 1 Liter Engery-Drinks - oft gemischt mit Alkohol - getrunken wird. Auf Musikfestivals werden in extremen Fällen innerhalb von 24 Stunden bis zu 5 Liter dieses Getränkes verzehrt.


Mit einem Koffeingehalt von bis zu 32 Milligramm pro 100 Milliliter liegen viele Sorten im Bereich des maximal zulässigen Höchstwertes für Erfrischungsgetränke. In einer 250 ml Dose eines Energy-Drinks sind also 80 mg Koffein - das ist in etwa so viel wie in einer Tasse Kaffee – und 27 Gramm Zucker – das entspricht etwa neun Stück Würfelzucker - enthalten. 


Geregelt sind auch die anderen Inhaltsstoffe der Powerbrausen. Die Höchst­gehalte für Taurin betragen 4.000 Milligramm, für Inosit 200 Milligramm und für Glucuronolacton 2 400 Milligramm pro Liter. Welche Wirkungen diese Stoffe haben, ist höchst umstritten. Die Aminosulfonsäure Taurin wird häufig auch in Nahrungsergänzungsmitteln zugesetzt. Sie soll auf Nervensystem, die Fettverdauung und das Herz wirken. Der Nachweis, dass Taurin, wie oft propagiert, die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit verbessert, konnte in wissenschaftlichen Studien nicht erbracht werden.


Inosit trägt auch den falsch verständlichen Namen Muskelzucker und ist ein in der Natur vorkommende Alkohol. Der Stoff soll als Medikament Angstzustände, Depressionen und Zwangsstörungen bekämpfen. Was er in Energy-Drinks bewirkt ist nicht belegt - vor allem für eine Leistungssteigerung gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis. Glucuronolacton ist ein Stoffwechselprodukt aus Glucose (Zucker). Laut VIS Bayern, dem Verbraucherportal der Bayerischen Staatsregierung, übersteigt "die in Energy Drinks enthaltene Menge an Glucuronolacton die tägliche Zufuhr durch herkömmliche Nahrungsmittel um ein Vielfaches. Dieser Stoff wird von der EFSA derzeit als unbedenklich bewertetet. Unabhängige wissenschaftliche Studien über potentielle Folgen stehen allerdings noch aus. Eine Leistungssteigerung oder Aufputschwirkung wurde bisher nicht festgestellt."


Die AOK stellt deshalb fest: "Ob sie nun Flügel verleihen oder nicht: Tatsächlich wirken Energy-Drinks anregend." Doch das liege hauptsächlich am Koffein und auch am hohen Zuckeranteil, der zu einer kurzfristigen Leistungssteigerung führen könne. Denn Zucker gibt dem Körper Energie. Der Inhaltsstoff Taurin habe selbst hat keine derartige Wirkung, soll aber den Effekt der übrigen Bestandteile verstärken. Aber wie oben bereits beschrieben: Es gibt Studien, die das nicht bestätigen. Und auch die Stiftung Warentest kommt zu dem Schluss, dass Taurin – wie im Übrigen auch andere Inhaltsstoffe – letztendlich keine Wirkung besitzen. 


Was das für die Gesundheit bedeutet? Bei bestimmungsgemäßem Verzehr – maximal zwei Dosen pro Tag, Jugendliche nicht mehr als eine – sieht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) keine gesundheitlichen Risiken. Die AOK setzt ein Aber: "Der Verzehr größerer Mengen oder die Kombination mit Sport oder Alkohol können zu Nebenwirkungen führen, die nicht zu unterschätzenden sind: Kreislaufprobleme, Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle oder gar Nierenversagen können die Folge sein. Wichtig: Kinder, Schwangere oder Stillende sollten auf keinen Fall Energydrinks konsumieren." 


Die UGB - Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung  meint, dass die süßen Zusatzstoffcocktails aus ernährungsphysiologischer Sicht "eindeutig nicht empfohlen werden" können. Noch sei unklar, "wie sich größere Mengen Coffein, Taurin, Glucuronolacton und Myo-Inositol auswirken, insbesondere in der Kombination miteinander. Sicher ist, dass für allergiegefährdete Personen einige der Farbstoffe wie Chinolingelb (E104), Azorubin (E122) oder Brillantblau (E133) bedenklich sein können."


Was die Auswirkung von Energy-Drinks ansonsten betrifft, so geht die Universität Freiburg davon aus, dass Energy-Drinks den Blutfluss ins Gehirn verringern könnten. Es gibt Wissenschaftler, die meinen, dass sich die Blutwerte verschlechtern. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt vor gesundheitlichen Risiken wie Herzrasen, Bluthochdruck, Übelkeit, Erbrechen und Krämpfen. Insbesondere die Kombination von Energy-Drinks und Alkohol ist nach Ansicht der 


Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA bedenklich. Sie hat zu Herzproblemen bis zu Herzstillstand geführt. Noch gefährlicher werde es wenn unter solchen Energy-Alkohol-Drinks Sport betrieben werde. Dann seien die Risiken um einiges höher.


15.11.2016/ Quelle: AOK, BfR, UGB, VIS





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/energy-drinks-15-11-16.php
powered by webEdition CMS