Wer viel Alkohol trinkt, lebt kürzer

Die Weltgesundheitsorganisation WHO bemängelt den "gefährlichen Alkoholkonsum" in vielen Ländern. Insbesondere die sich unter Jungendlichen rasch ausbreitenden exzessiven Trinkgewohnheiten hätten bedenkliche Ausmaße angenommen. Und die WHO weist auf die schweren gesundheitlichen Folgen hin. Tatsächlich kostet Alkoholabhängigkeit viele Lebensjahre. Eine neue Studie belegt nun, um wie viel früher Alkohol das Leben raubt.

Die WHO sagt, dass weltweit 4% aller Todesfälle auf Alkoholkonsum zurück zu führen ist. Das ist ein Durchschnittswert. Trennt man nach Geschlechtern, so sind Männer zu 6,2% und Frauen zu 1,1% betroffen. Dramatisch: Weltweit sterben 320.000 junge Menschen im Alter von 15 bis 29 Jahren an übermäßigem Alkoholkonsum, das sind 9% aller Todesfälle in dieser Altersgruppe. Als Folgen des Alkohols, die zum Tode führen, hat die WHO Unfälle, Krebs, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Leberzirrhose ermittelt.

In der neuen Untersuchung wurden die Daten von 4070 Personen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren aus  der Region um Lübeck ausgewertet. Dabei wurden 149 Alkoholabhängige (119 Männer, 30 Frauen) identifiziert und über einen Zeitraum von 14 Jahren beobachtet. Dabei stellte sich heraus, dass Alkoholabhängige Frauen im Durchschnitt mit 60, alkoholabhängige Männer im Durchschnitt mit 58 Jahren starben. Das sind fast 20 Jahre weniger als das durchschnittliche Lebensalter der Deutschen: Frauen leben hierzulande 82, Männer 77 Jahre.

Das bedeutet, dass das Sterberisiko für alkoholabhängige Frauen um das 4,6-Fache und das der Männer um das 1,9-Fache im Vergleich zur "Normalbevölkerung" erhöht ist. Dabei zeigt sich Professor Ulrich John von der Universität Greifswald, der die Studie durchgeführt hat, von vier Ergebnissen besonders überrascht.

Zum ersten  scheint Alkohol das Leben viel stärker zu gefährden als Rauchen. Durch Rauchen hervorgerufene Krebserkrankungen führen meist erst im Alter von weit über 60 Jahren zum Tode. Zum zweiten war der Geschlechterunterschied deutlicher als erwartet. Frauen scheinen für durch Alkohol ausgelöste Krankheiten viel anfälliger zu sein, meint John. Sie sollten sich deshalb an die Ratschläge halten, viel weniger Alkohol (empfohlene höchste Tagesmenge bei Männern 24 Gramm und bei Frauen 12 Gramm Alkohol) zu konsumieren. Drittens scheinen Alkohol-Entzugs-Therapien die Lebenserwartung von Alkoholikern nicht zu verbessern. Wer eine derartige Therapie durchgemacht hatte lebte nicht länger wie jemand, der keine Behandlung erfahren hatte. Und viertens verschlechtern mögliche begleitende psychische Erkrankungen die Lebenserwartung nicht.

Berliner Ärzteblatt 17.10.2012/ Quelle: EurekAlert; WHO: Globaler Situationsbericht zu Alkohol und Gesundheit, 2011





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/alkohol_17_10_12.php
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