Freilandeier: Gefährdet Dioxinbelastung die Gesundheit?

Bei einigen Freilandeiern liegt die Belastung mit Dioxin über den Höchstwerten. Nach Ansicht des Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) liegt aber keine akute Gesundheitsgefährdung vor. Die Hamburger Verbraucherzentrale vermutet sogar gezielte Meinungsmache.

Seit Jahresbeginn gilt für Eier von Hühnern aus Freilandhaltung der gleiche Dioxin-Höchstgehalt, der schon vorher für Eier aus Käfighaltung gegolten hat. Danach dürfen ab sofort nicht mehr als drei Nanogramm Dioxine in einem Kilogramm bzw. drei Pikogramm in einem Gramm Eifett enthalten sein (ein Ei enthält rund 10 % Fett).

Dieser Höchstgehalt wird offenbar zum Teil überschritten. Eine akute Gesundheitsgefährdung stellt der gelegentliche Verzehr dieser Eier nach Ansicht des BfR nicht dar. Im Vergleich zu anderen tierischen Lebensmitteln wie Milch, Fleisch oder Fisch erhöhen die Eier die tägliche Gesamtaufnahme an Dioxin nur unwesentlich. Da die Dioxinaufnahme des Menschen aber noch immer über dem von der Weltgesundheitsorganisation angestrebten gesundheitlichen Vorsorgewert liegt, hält das BfR weiterhin alle Maßnahmen für erforderlich, die die Gesamtbelastung effektiv minimieren können.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat den Handel und die Erzeuger von Freilandeiern zu schärferen Kontrollen aufgefordert. "Jeder einzelne in der Kette vom Hersteller bis zum Händler muss sicherstellen, dass nur unbelastete Lebensmittel in den Laden kommen", sagte Thomas Isenberg, Fachbereichsleiter Gesundheit und Ernährung. "Die Verbraucher haben ein Anrecht auf schadstofffreie Lebensmittel."


Dioxine kommen überall vor. Sie entstehen bei Verbrennungsprozessen und sind auch heute noch als Altlasten aus früherer industrieller Produktion im Boden von Bedeutung. Die Gruppe der Dioxine umfasst eine Vielzahl von Substanzen mit sehr unterschiedlichem gesundheitsschädigenden Potential. Einige können Krebs auslösen. Weltweit wird deshalb eine Minimierung der Belastung angestrebt. Die Weltgesundheitsorganisation beziffert die Aufnahmemenge, die aus Vorsorgegründen täglich nicht überschritten werden sollte, mit 1 Pikogramm Dioxinäquivalenten pro Kilogramm Körpergewicht und Tag (1 pg/kg KG und Tag), die duldbare tägliche Aufnahmemenge mit 1 bis 4 pg/kg KG und Tag. Dioxinäquivalente umfassen nicht nur die Polychlorierten Dibenzodioxine, sondern auch die Dibenzofurane und Polychlorierten Biphenyle, die fast immer gemeinsam vorkommen.


Untersuchungen von Muttermilch und Lebensmitteln zeigen, dass sich die Dioxinbelastung in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert hat. Noch immer aber liegt die durchschnittliche, tägliche Aufnahmemenge bei fast 2 pg/kg KG und Tag und damit nach wie vor über dem von der WHO angestrebten Vorsorgewert.


Hühner aus Freilandhaltung können Dioxine beim Picken aus dem Boden aufnehmen. Dioxine finden sich dann unter anderem in den Eiern und hier, wegen ihrer Fettlöslichkeit, bevorzugt im Eifett. Die Dioxinbelastung der Eier hängt offenbar stark von der regionalen Belastung des Bodens ab. Die meisten Eier von freilaufenden Hühnern unterscheiden sich in ihren Dioxingehalten nur unwesentlich von denen aus Käfighaltung. Es gibt aber auch Eier, in denen deutlich höhere Belastungen mit Dioxinen nachgewiesen wurden. Spitzenwerte lagen bei 20 und mehr ng pro kg Eifett.


Bereits im April 2004 hat das BfR zum Risiko durch Dioxine in Eiern Stellung genommen. Damals hatte das Institut von einer Verlängerung der Ausnahmeregelung für Eier aus Freilandhaltung abgeraten. Zwar sah das BfR im gelegentlichen Verzehr von Eiern, die mehr als 3 ng Dioxin pro kg Eifett enthalten und damit den zulässigen Höchstgehalt überschreiten, kein gesundheitliches Risiko für den Verbraucher. Gleichwohl hat das Institut darauf hingewiesen, dass es die einheitliche Anwendung der Höchstmenge auf alle Eier für erforderlich hält, um die Gesamtbelastung durch Dioxine weiter zu minimieren.

Als "gezielte Meinungsmache gegen Freilandeier" bewertet die Verbraucherzentrale in Hamburg die Dioxinmeldungen bei Freilandeiern: "Es wurde eine generelle Lobpreisung von Käfigeiern konstruiert, obwohl die bundesweite Datenlage ein anderes Bild zeigt. 8,6% der Freilandeier überschritten die neuen Dioxingrenzwerte, aber auch 9,1% der Käfigeier, so eine Veröffentlichung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit für die Jahre 1999 bis 2003. Bei Bioeiern gab es übrigens keine Grenzwertüberschreitungen."

Nach Ansicht der Hamburger Verbraucherzentrale zeigen die Zahlen, "
was Käfigeierlobbyisten gerne verschweigen: Käfigeier können auch belastet sein. Ursache sind häufig belastete Futtermittel. Ein Trend ist bei Freilandeiern jedoch zu erkennen: In vielen Bundesländern ist die Dioxinbelastung von Eiern in den letzten Jahren zurückgegangen. Keine aktuellen Höchstwertüberschreitungen gab es beispielsweise in Hessen, Schleswig-Holstein, Brandenburg oder Nordrhein-Westfalen. Ausreißer: Untersuchungen aus Kehl (Baden Württemberg) in einer industriell genutzten Zone und eine einzige Probe von sieben aus Niedersachsen."


WANC 19.01.05





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/19_01_freilandeier.php
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