Hilft ein wenig Alkohol der Gesundheit?

Natürlich hören das Alkoholliebhaber
und die Getränkeindustrie gerne: Eine neue Studie unterstreicht die
positiven Auswirkungen eines moderaten Alkoholkonsums auf die
Gesundheit bei älteren Menschen. Wer ein bis zwei Drinks am Tag zu sich
nahm, lebte länger als abstinent lebende Menschen und starke Trinker.
Ganz unumstritten ist der positiven Effekt auf die Lebenserwartung und
die Gesundheit nicht. Andere Studie wollen belegen, dass schon ein
geringer Alkoholkonsum der Gesundheit schadet.
Alkohol wird in unserer Gesellschaft zu vielen Gelegenheiten getrunken:
bei Feiern und Festen, zu Mahlzeiten oder zur Entspannung nach einem
anstrengenden Tag. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, denn
Alkohol ist, in geringen Mengen genossen, für gesunde Erwachsene nicht
schädlich. Das sagt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Doch so ganz einig sind sich die Gelehrten da nicht. Es gibt Studien,
die nachweisen wollen, dass schon geringe Mengen Alkohol der Gesundheit
schaden und beispielsweise das Brustkrebsrisiko erhöhen oder zu
Hirnschwund führen. Andere Studien dagegen besagen, dass gerade im
Alter ein wenig Alkohol der Gesundheit dient, dass er die Neubildung
von Gehirnzellen anregt, die Nieren und das Herz schützt sowie das
Cholesterin im Blut senkt. Nur eines scheint klar: Alkoholmissbrauch oder ständig größere Mengen
von Alkohol zu sich zu nehmen, ist nach Ansicht aller Wissenschaftler
schädlich für die Gesundheit und verkürzt das Leben. Das Forscherteam der Universtität von Texas hat über 20 Jahre bei 1.824
älteren Menschen ausführliche Daten zum Alkoholkonsum und zu einer
Vielzahl von Einflussfaktoren erfasst und diese zum
Sterblichkeitsrisiko in Beziehung gesetzt. Das Sterberisiko war bei
Abstinenzlern und starken Trinkern um 51 % bzw. 45 % höher als bei den
moderaten Trinkern, auch wenn die Effekte von Fremdfaktoren wie frühere
Alkoholprobleme, Vorerkrankungen, soziodemografische und soziale
Merkmale sowie Geschlecht und Alter herausgerechnet wurden. Diesen positiven Effekt eines moderaten Konsums – unabhängig von
dritten Einflussfaktoren – führen die Forscher auf die Reduktion von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurück. Als einen moderaten Alkoholkonsum
bei älteren Menschen (55 bis 65 Jahre) bezeichenen die Forscher ein bis
zwei Drinks pro Tag. Dass sich ein wenig Alkohol positiv auf die Lebenserwartung auswirken
kann, haben bereits andere Studien versucht zu beweisen. Allerdings
konnten diese nicht die Vermutung widerlegen, dass zum großen Teil
Fremdfaktoren, die mit einem abstinenten Lebensstil zusammenhängen, für
eine Überschätzung der positiven Effekte des moderaten Alkoholkonsums
verantwortlich sind. Dahinter steckt folgende Überlegung: Abstinent lebende Menschen sind
mit größerer Wahrscheinlichkeit ehemalige Alkoholiker und daher mit
einer ganzen Reihe von gesundheitlichen Risiken und Vorerkrankungen
belastet. Auch unterscheiden sich abstinent lebende Erwachsene von
moderaten Trinkern u. a. in Bezug auf soziale Strukturen,
sozioökonomischen Status, körperliche Aktivitäten, die Anzahl von nahen
Freunden und die Qualität der Unterstützung durch diese. All dies sind
wiederum Faktoren, die die Lebenserwartung signifikant beeinflussen. Das Forscherteam um Charles Holahan hat diese Fremdfaktoren in der
20-jährigen Studie erstmals detailliert zu erfassen versucht, um deren
Einfluss auf die Lebenserwartung zu kontrollieren. WANC 09.12.2010, Quelle: Holahan et al.: Late-Life Alcohol Consumption
and 20-Year Mortality, Alcohol Clinical and Experimental Research, Vol
34, No 11, 2010: PP 1961-1971.





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/09_12_akohol.php
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