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Die Pillen aus dem Internet: Das "rein pflanzliche Präparat" enthält gefährliche Dosen von verschreibungspflichtigen Medikamenten (Foto: www.abnehmen-dss.de)
> Apfel-Abnehm-Tabletten: Ernsthafte Gesundheitsgefahren

Der Fall hat Methode. Geschäftemacher
nutzen das Internet, um falsche und oft gefährliche Tabletten zu
verkaufen. Diätpillen stehen dabei hoch im Kurs. Jetzt ist es also das
Schlankheitsmittel "FSS Fat Slimming show". Durch das Mittel drohen
ernsthafte Gesundheitsgefahren, auch wenn die Kapseln als
"Apfeltabletten" und als rein pflanzliches Präparat ohne Nebenwirkungen
beworben wurden.
Eine Überprüfung des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales
habe allerdings gezeigt, dass die Kapseln eine gefährliche Dosis des
verschreibungspflichtigen Appetitzüglers Sibutramin enthalten, so der
Apotheker Tim Steimle von der Techniker Krankenkasse. Der Stoff könne
den Blutdruck gefährlich erhöhen und akute Herzschäden verursachen.
Während einer Schwangerschaft und in der Stillzeit drohe zusätzlich
Gefahr für das Leben des Kindes. Außerdem können bei der gleichzeitigen
Einnahme von Psychopharmaka gefährliche Wechselwirkungen entstehen. "Käufer des Schlankheitsmittels sollten die Kapseln sofort absetzen und
einen Arzt aufsuchen", rät Steimle. Der Wirkstoff werde zwar auch in
zugelassenen Medikamenten als Appetitzügler eingesetzt. Sibutramin
müsse allerdings richtig dosiert und es müssten zahlreiche
Anwendungsverbote beachtet werden, so Steimle. "Deshalb ist der
Wirkstoff auch verschreibungspflichtig und die Einnahme nur unter
ärztlicher Aufsicht erlaubt." Nach Informationen des Bundesamtes für Arzneimittel und Medizinprodukte
(BfARM) wurde FSS von einer Berliner Firma über das Internet
vertrieben. Das Präparat soll aber auch von weiteren Unternehmen in
Umlauf gebracht worden sein. Der Handel mit FSS ist nach dem
Arzneimittelgesetz verboten und kann mit einer Freiheits- oder mit
einer Geldstrafe geahndet werden. Steimle rät generell zur Vorsicht bei
Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten von unsicheren
Bezugsquellen. "FSS zeigt, dass den Menschen sonst selbst bei
vermeintlich pflanzlichen Mitteln Gesundheitsgefahren drohen." Schon im April hatte das BfARM vor den Kapseln gewarnt. Das
Landeskriminalamt beschlagnahmte beim Betreiber vorhandene Kapseln,
dennoch scheint das Produkt nach wie vor in den Verkehr zu gelangen.
Eine der Websiten, auf denen das Produkt angeboten wurde -
www.abnehmen-dss.de -, ist abert inzwischen im Internet nicht mehr
erreichbar. Der verbotene Handel mit gefährlichen Diätpillen scheint sehr
einträglich zu sein. Denn bereits 2006 waren Beamten des
Zollfahndungsamtes Frankfurt am Main einem groß angelegten Schmuggel
mit lebensgefährlichen Schlankheitspillen aus Asien auf die Spur
gekommen. Mehr als eine Million Kapseln wurden beschlagnahmt.
Bundesweit ermittelten die Fahnder in 60 Verfahren. Damals handelte es
sich um  „LiDa“-Präparate, die sowohl über das Internet als auch
über ein deutschlandweites Verteiler-Netzwerk an den Käufer gebracht
wurden. Die „LiDa“-Präparate enthielten genau wie jetzt die Apfeltabletten
einen gefährlich hohen Anteil des chemisch-synthetischen Wirkstoffs
Sibutramin. Diese Substanz ist in geringeren Dosen auch in Mitteln
enthalten, die auf dem deutschen Markt zugelassen sind. Die Präparate
aus Fernost waren aber etwa doppelt so stark dosiert. Weitere Produkte
mit gleichen Inhaltsstoffen waren unter den Bezeichnungen „Miaozi“ und
„Darling Tian Ran Jian Fei“ als Kapseln sowie „Li Da Lidameiticha Meizi
Tea“ als Tee erhältlich. WANC 09.06.09/Quelle: TK, Verbraucherzentral Nordrhein-Westfalen
 
 
 
 
 
 
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