Das europäische Bio-Siegel - Zeichen für ökologischen Landbau und ökologische Verarbeitung
> Streit um Bio: Nur teuerer, nicht gesünder?

Bio-Lebensmittel sind zwar teurer,
aber nicht gesünder als normale Lebensmittel. Das sagen britische
Forscher, die wissenschaftliche Untersuchungen der letzten 50 Jahre
durchforstet haben. Allerdings: Kritiker werfen der Studie große Mängel
vor, weil sie nur die Inhaltsstoffe aber nicht die Schadstoffbelastung
bewerte.
Arbeit haben sich die Wissenschaftler des Londoner Instituts für
Hygiene und Tropenmedizin auf jeden Fall gemacht. Viel Arbeit. Denn sie
haben 162 wissenschaftliche Artikel und 3500 Analysen aus den letzten
50 Jahren ausgewertet. Die Arbeitsgruppe um Alan Dangour kam dabei zu
dem Ergebnis, dass Bio-Lebensmittel nicht gesünder ist als
konventionelle Nahrung. So gebe es bei Vitamin C, Calcium, Kalium, Eisen und einer ganzen Reihe
weiterer Inhaltsstoffe keine Hinweise darauf, dass die Anbau- oder
Wirtschaftsweise Auswirkungen habe. In konventionellen Lebensmitteln
gebe es mehr Stickstoff, in ökologische dagegen mehr Phosphor und
manche Säuren. Die geringen Differenzen beim Nährstoffgehalt hätten auf die Gesundheit
nur verschwindend geringen Einfluß. Der Geschmack der Produkte sei von
den Unterschieden überhaupt nicht betroffen. Die Wissenschaftler führen
die Differenzen auf den unterschiedlichen Einsatz von Düngemitteln
sowie den Reifegrad bei der Ernte zurück. Alles klar? Anscheinend. Denn im Jahr 2003 veröffentlichten die
Bundesforschungsanstalten laut “Stern” eine Studie, in der es hieß,
dass Unterschiede im Anbau kaum Einfluß auf die Inhaltsstoffe – also
Vitamine und Mineralstoffe - habe. Auch die Stiftung Warentest kam im
September 2007 bei einem Vergleich konventioneller und biologischer
Lebensmittel zu dem Ergebnis, dass sich deren Qualität kaum
unterscheide. Doch ganz so klar scheint die Sachlage doch nicht. Die Bio-Branche
beispielsweise kritisierte die Methodik der Studie. Muss sie auch –
natürlich. Diese habe dazu geführt, dass die Wissenschaftler einige
eindeutige Ernährungsvorteile von biologisch angebauten Lebensmitteln
als unwichtig eingestuft hätten, sagte Peter Melchett, Politik-Direktor
der britischen Soil Association. Und Carlo Leifert von der Uni
Newcastle nannte die Studie “selektiv”. Er war Koordinator einer
EU-finanzierten Studie, derzufolge der Anteil gesunder Bestandteile wie
Antioxidantien und Vitamine in Bio-Getreide höher, der von schädlichen
Stoffen wie Chemikalien, Pilzgiften, Kadmium und Nickel aber niedriger
ist. Und genau da ist das Manko vesteckt. Die aktuelle britische Studie hat
nur den entsprechenden Nährstoffgehalt der Lebensmittel unter die Lupe
genommen. Die Schadstoffbelastung von konventionellen und
Bio-Lebensmitteln wurde überhaupt nicht betrachtet. Dabei muß man -
allein wegen des Einsatzes von Pestiziden – in diesem Bereich die
stärksten Unterschiede vermuten. Gert Korentschnig kommentiert dazu in der österreischen Zeitschrift
“Kurier”: "Bei Bio-Produkten geht es selbstverständlich um die
Langfristigkeit. Einen biologischen Apfel zu essen oder in ein
biologisches Schnitzerl zu beißen und nie wieder Schnupfen zu haben -
daran glauben nicht einmal die radikalsten Öko-Freaks und
Müsli-Fetischisten. Bei biologischen Produkten geht es darum, den
Körper nachhaltig sinnvoll zu ernähren, die Umwelt und die
landwirtschaftlichen Bemühungen hochzuhalten.“ WANC 04.08.09/Quelle: American Journal of Clinical Nutrition, Süddeutsche, Stern
 
 
 
 
 
 
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