Fertigessen kann das Risiko für eine Krebserkrankung steigern

Vorgefertigte Lebensmittel - wie Tiefkühlpizza, Fertigsuppen, Backwaren und Wurstprodukte - stehen seit einiger Zeit in der Kritik. Und das nicht nur wegen der manchmal fragwürdigen Qualität der Grundstoffe und der oft versteckten Zusatzstoffe, wie Salz, Zucker, Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel, künstliche Aromen, Farbstoffen, Dickungs— und Säurungsmitteln und Emulgatoren. Auch die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit werden diskutiert. Häufige Folgen können Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit, Asthma und Allergien sowie Übergewicht bis hin zu Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. Jetzt bestätigt eine Studie, dass industriell verarbeitete Nahrungsmittel die Gefahr für eine Krebserkrankung erhöhen können.

Was Fertignahrungsmittel anrichten können, wurde in Frankreich bei 104.980 Teilnehmern, 78% Frauen, im Durchschnittsalter von 43,8 (zwischen 18 und 72,8) Jahren im Zeitraum von 2009 bis 2017 beobachtet. Dazu wurden Ernährungs-Tagebücher geführt, durch die etwa 3.300 unterschiedliche Nahrungsmittel erfaßt und nach dem Grad ihrer industriellen Verarbeitung klassifiziert wurden.

Dabei stellte sich heraus, dass es insbesondere die am meisten bearbeiteten Lebensmittel das höchste Risiko bringen. Bei weniger verarbeiteten Produkte (wie Gemüse in Dosen, Käse und Brot) fand sich dagegen kein bedeutender Zusammenhang zwischen Verzehr und Ansteigen des Krebsrisikos. Frische oder nur minimal verarbeitete Lebensmittel (wie Früchte, Gemüse, Hülsenfrüchte, Reis, Nudeln, Eier, Fleisch, Fisch und Milch) verminderten sogar die Krebsgefahr.

Der Anteil industriell verarbeiteter Lebensmittel an der gesamten Ernährung betrug bei Männern wie Frauen ca. 18,7% im Durchschnitt. Den höchsten Anteil an diesen Fertignahrungsmitteln hatten Süßwaren (26%), Softdrinks (20%) sowie stärkehaltige Speisen und Müslis (jeweils 16%).

Während der Studie wurden 2.228 Krebsfälle diagnostiziert, darunter 739 Brust-, 281 Prostata- und 153 Darmkrebserkrankungen. Wer den Anteil der sehr stark industriell verarbeiteten Lebensmittel um 10% steigerte, der erhöhte damit das Risiko für eine Krebserkrankung um 12%, das für Brustkrebs um 11%.

Warum dieser Zusammenhang zwischen industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln und Krebserkrankungsrisiko besteht, kann die Studie nicht belegen. Es gibt verschiedene Hypothesen:
1. Der Anteil von Fett, Zucker, Natrium, Salz und Kalorien liegt in verarbeiteten Lebensmitteln höher, der von Ballaststoffen und Spurenelemente dagegen niedriger.
2. Außerdem weisen die Mediziner darauf hin, dass industriell verarbeiteten Lebensmittel ein Cocktail von bis zu 250 verschiedenen Zusatzstoffen beigemischt werden. Obwohl diese Stoffe einzeln möglicherweise ungefährlich sind, könnten die vielen gemeinsam beigegebenen Additive für eine Kumulation der karzinogenen Potentiale in den Zellen sorgen.
3. Bei der industriellen Verarbeitung entstehen möglicherweise krebserregende Stoffe (z.B. Acrylamid in frittierten Kartoffeln, Keksen, Brot oder Kaffee).
4. Die Verpackung - meist in Plastik - von Fertigprodukten kann Bisphenol A in die Nahrungsmittel abgeben. Bisphenol soll das Hormonsystem stören, was möglicherweise die Krebsgefahr erhöht.

19.2.2018 cs/ Quelle: BMJ





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/fertiglebensmittel-19-2-2018.php
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