> Schimmelpilz-Gift in Futtermitteln: Milch ist verseucht

Als ob die letzten Lebensmittelskandale - wie undeklariertes Pferdefleisch in Lasagne und gefüllten Nudeln, als Bio-Eier verkaufte Eier aus Hühner-Legebatterien und mit Darmkeimen belastetes Hack- und Putenfleisch - nicht gelangt hätten. Jetzt wurden in Niedersachsen auch noch 45000 Tonnen Futtermittel gefunden, die mit Schimmelpilz-Gift verseucht sind. Untersuchungen zeigen, dass die Gifte in die Rohmilch gelangt sind.

Fast 4.500 Betriebe sind mit dem Mischfutter beliefert worden, in dem der mit Aflatoxin B1 verseuchte Mais enthalten war. Aflatoxin gehört zu den etwa 300 verschiedenen Arten von Schimmelpilz-Giften, den Mykotoxinen. Diese Schimmelpilze sind für die Gesundheit sehr gefährlich: Sie können Krebs auslösen, das Erbgut verändern, das Immunsystem und die Niere schädigen, Fehlbildungen bei Ungeborenen hervor rufen und den Hormonhaushalt verändern. Insbesondere das im Futtermittel gefundene Aflatoxin gilt als Gift mit extrem hohem krebserregendem Potential.

Diese Gefahren können über die mit dem verseuchten Futtermittel versorgten Kühe zum Menschen gelangen. Denn Aflatoxin wandert über den Stoffwechsel der Tiere in die Milch und in das Fleisch, zumindest kann man es nicht ausschließen, dass es sich in Leber und Nieren der Kühe anreichert. Natürlich sind Milch und Milchprodukte weiterhin unbedenklich, versichert uns der Milchindustrie Verband (MIV). Und natürlich beruhigen die zuständigen Ämter, wie das Niedersächsische Verbraucherministerium, dass es sich nicht um Verbrauchergefährdung, sondern um vorbeugenden Verbraucherschutz handele. Also bloß keine Panik? Alles halb so schlimm?

So unbedenklich scheint die ganze Angelegenheit für den Verbraucher wohl doch nicht zu sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat am 1.3.2013 mitgeteilt, dass Aflatoxin bei Kontrollen in Rohmilch festgestellt wurde. Der Wert liegt bei 57 Nanogramm je Kilogramm Rohmilch. Der zulässige Höchstwert ist auf 50 Nanogramm beschränkt. Die Einschätzung des BfR, dass das nur geringfügig und eine Gefährdung des Verbrauchers "unwahrscheinlich" sei, verwundert aber. Denn gleichzeitig stellt das Institut auch fest, dass Milch mit derartigen Verunreinigungsgehalten "nicht verkehrsfähig" ist.

Auch das Bundesministerium für Verbraucherschutz (BMELV) - gleichzeitig im übrigen auch für Ernährung und Landwirtschaft - betont jedenfalls, dass die Belastung des Menschen mit Mykotoxinen "so gering wie möglich zu halten" ist. Das Überschreiten von Höchstmengen hat mit gering aber gar nichts zu tun.

Berliner Ärzteblatt 04.03.2013/ Quelle: BfR Information Nr. 008/2013
 
 
 
 
 
 
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