Eier
Legehennen übertragen Salmonellen auf Eier (Foto: MEV)
> Legehennenbetriebe: Etwa ein Drittel mit Salmonellen verseucht

In Deutschland sind nach ersten Ergebnissen eine
europaweiten Studie etwa 30 Prozent der großen Legehennenbetriebe mit
Salmonellen verseucht. Nach ersten Auswertungen scheint ein Zusammenhang zwischen
Salmonellenbelastung, Betriebsgröße und Haltungsform zu bestehen.


Seit 1992 erkranken immer weniger Menschen an Salmonellen. Im vergangenen Jahr
wurden in Deutschland nur noch rund 52.000 Fälle gemeldet. Erstmals haben sich
mehr Menschen mit Campylobacter-Keimen infiziert. Die Salmonellose ist damit
die zweithäufigste Lebensmittelinfektion in Deutschland.



Eine bedeutende Infektionsquelle sind Eier, die von
infizierten Legehennen mit Salmonellen verunreinigt und vor dem Verzehr nicht
ausreichend erhitzt wurden. In ca. 30 Prozent der großen deutschen
Legehennenbetriebe kommen Salmonellen vor. In den skandinavischen Ländern liegt
die Quote unter 1 Prozent, in einigen osteuropäischen Ländern bei 65 Prozent
und darüber.



Das ist das vorläufige Ergebnis einer Pilotstudie, die im
Auftrag der Europäischen Kommission in den 25 europäischen Ländern durchgeführt
und nun von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)
ausgewertet wurde. Die endgültigen Zahlen sollen im Herbst vorliegen. In Deutschland
wurden die Daten von der amtlichen Überwachung erhoben. Am Bundesinstitut für
Risikobewertung wurden sie überprüft und ausgewertet.



„Die Zahl der Salmonellen-Infektionen ist insgesamt
rückläufig", so der Präsident des BfR, Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.
„Die Ergebnisse der Pilotstudie zeigen aber, dass wir uns auf diesem Erfolg
nicht ausruhen können. Das Vorkommen von Salmonellen bei Legehennen muss weiter
reduziert werden, um den Verbraucher noch besser zu schützen."



Informationen zu Salmonellen: Die Keime lieben die Wärme. Einmal vorhanden,
können sie sich jetzt explosionsartig vermehren und krank machen. Eine
Salmonelleninfektion geht mit Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen,
manchmal auch mit Fieber einher. Meist sind die Krankheitsverläufe leicht, es
gibt aber auch schwere, typhusartige Fälle. Häufigste Infektionsquelle sind
verunreinigte Lebensmittel und hier besonders Eier und daraus hergestellte
Speisen. Infizierte Legehennen übertragen die Salmonellen in und auf die Eier.



Informationen zur Studie: Wie viele Betriebe betroffen sind,
sollte eine einjährige Pilotstudie klären. Diese Studie ist nun abgeschlossen
und liefert erstmals vergleichbare Zahlen für alle 25 Mitgliedsstaaten der EU.
Die Werte sollen als Basis für EU-weite Bekämpfungsmaßnahmen unter
Berücksichtigung der spezifischen Situation in den einzelnen Mitgliedsstaaten
dienen.



Mit positiven Befunden in 29 Prozent der großen
Legehennenbetriebe liegt Deutschland unter dem europäischen Durchschnitt von 31
Prozent. Betrachtet man nur die für den Menschen gefährlichsten
Salmonellentypen S. Enteritidis und S. Typhimurium, liegt Deutschland knapp
darüber. Bislang war man von Größenordnungen im einstelligen Prozentbereich
ausgegangen. Diese Zahlen basierten auf freiwilligen Probeneinsendungen an die
amtlichen Untersuchungseinrichtungen und waren daher nicht repräsentativ.



Anders die Daten der Pilotstudie: Sie wurden von der amtlichen Überwachung der
Bundesländer bei insgesamt 563 ausgewählten Herden anhand intensiver Untersuchung
von Kot- und Staubproben aus jeder Herde flächendeckend und repräsentativ
erhoben, und auch Salmonellenfunde in der Tierumgebung wurden in die Bewertung
einbezogen. Positive Befunde wurden im Nationalen Referenzlabor für Salmonellen
des BfR experimentell bestätigt. Sie zeigen, dass bei Legehennen der beim
Menschen häufigste Salmonellentyp S. Enteritidis vorherrscht, während die
ebenfalls humanpathogene S.-Typhimurium-Variante nur in zwei Prozent der Herden
nachgewiesen wurde.



Nach ersten Auswertungen scheint ein Zusammenhang zwischen
Salmonellenbelastung, Betriebsgröße und Haltungsform zu bestehen: Größere
Betriebe mit mehr als 3000 Legehennen und Tiere in Käfighaltung waren häufiger
betroffen als kleinere Betriebe und solche mit Boden-, Volieren- oder
Freilaufhaltung. Betriebe mit weniger als 1000 Tieren wurden nicht untersucht.



Schon in den neunziger Jahren hatten Untersuchungen darauf hingedeutet, dass S.
Enteritidis bei Legehennen ein Problem sein könnte. In Deutschland wurde
daraufhin eine Pflichtimpfung für Legehennen eingeführt. Der kontinuierliche
Rückgang der gemeldeten Salmonellose-Fälle des Menschen, um rund ein Drittel
allein seit 2001, wurde als Erfolg dieser Impfung gewertet.



Die Ergebnisse der Studie machen aber auch deutlich, dass
weitere Anstrengungen erforderlich sind, um den Verbraucher noch besser zu
schützen. Künftig sollen Herden deshalb in Deutschland regelmäßig amtlich
untersucht und bei positiven Befunden gezielte Maßnahmen ergriffen werden.
Denkbar sind beispielsweise Einschränkungen im Hinblick auf die Verwendung der
Eier. Mit diesen und weiteren Maßnahmen soll das Risiko für den Verbraucher
weiter gesenkt werden. Gleichzeitig wird damit der Vorgabe der Europäischen
Kommission Rechnung getragen, die für Deutschland eine Reduktion der Zahl
Salmonellen belasteter Bestände um 30 Prozent bis Ende 2008 vorsieht.



Der Verbraucher kann sich vor einer Salmonellen-Infektion durch Eier leicht
schützen, indem er Eier immer kühl lagert, möglichst frisch verwendet und nur
hart gekocht verzehrt, daraus hergestellte Speisen ausreichend erhitzt und eine
Verunreinigung anderer Lebensmittel oder Gegenstände vermeidet.



WANC 30.06.06

 
 
 
 
 
 
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