Kaffee: Doch kein Flüssigkeitsräuber

Bisher waren sich die Ernährungswissenschaftler einig. Wer Kaffee trinkt, der fügt seinem Körper keine Flüssigkeit zu sondern entzieht ihr welche. Neue Erkenntnisse belegen jetzt aber, dass Kaffee keine negative Auswirkung auf den Flüssigkeitshaushalt hat. Jedenfalls, wenn es nicht mehr als vier Tassen am Tag sind.

Kaffee gehört mit in die Flüssigkeitsbilanz, betont Diplom Ökotrophologin Judith Bünker von der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik. Die Annahme, dass Kaffee nicht zur Deckung des täglichen Flüssigkeitsbedarfs beitrage, sei ein weit verbreiteter Irrglaube. Der Rat, zu jeder Tasse Kaffee die gleiche Menge Wasser zu trinken, um damit den kaffeebedingten Flüssigkeitsverlust auszugleichen, sei wissenschaftlich nicht haltbar. Denn sonst wäre Kaffee ein verschreibungspflichtiges Diuretikum, also ein hochwirksames wassertreibendes Medikament und kein Getränk, so die Gesellschaft.

Eine jetzt veröffentichte Studie, untersuchte den Einfluss koffeinhaltiger, koffeinfreier, kalorienhaltiger und energiefreier Getränke auf den Flüssigkeitshaushalt. Als Messgröße diente der 24-Stunden-Urin. Der Konsum koffeinhaltiger Getränke bewirkte im Vergleich zu Wasser keinen bedeutsamen Anstieg des Urinvolumens.

Die Forscher kamen zum Ergebnis, dass es keine signifikanten Unterschiede in der Wirkung der verschiedenen Getränke auf den Flüssigkeitshaushalt gibt und Koffein damit keinen negativen Einfluss auf die Flüssigkeitsbilanz ausübt. Koffeinhaltige Getränke sind nach Ansicht der Autoren der Flüssigkeitsbilanz ebenso wie koffeinfreie Getränke anzurechnen.

Zu diesem Ergebnis kamen auch die Autoren einer Übersichtsarbeit die im Jahr 2003 veröffentlicht wurde. Die systematische Auswertung von Studien aus den Jahren 1969 bis 2002, die den Einfluss von Kaffee und koffeinhaltigen Getränken auf den Wasserhaushalt des Körpers untersuchten, ergab, dass die üblicherweise getrunkene Menge an Kaffee, Tee und anderen koffeinhaltigen Getränken keine erwähnenswerte diuretische Wirkung aufweist.

Lediglich eine akute Dosis von 250 bis 300 Milligramm Koffein führt bei Personen, die zuvor über einen Zeitraum von mehreren Tagen oder Wochen kein Koffein konsumiert haben, in einer kurzfristig gesteigerten Urinproduktion. Bei Personen die an Koffein gewöhnt sind, zeigt sich eine gesteigerte Flüssigkeitsausscheidung erst bei einer Dosis von mehr als 300 Milligramm Koffein, das entspricht etwa 4 Tassen Kaffee. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, das dem regelmäßigen Verzehr koffeinhaltiger Getränke nichts entgegen zu setzen ist, wenn in der Summe täglich nicht mehr als 300 Milligramm Koffein aufgenommen werden.

WANC 29.09.04





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/29_09_kaffee.php
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