Alkohol: Positive Effekte umstritten

Alkohol in Maßen ist gesund – sagt man. Und einige Studien wollen
das auch belegen. Doch jetzt kommen Zweifel an dieser Erkenntnis auf, obwohl
die Kritiker das Gegenteil nicht vollständig beweisen können.


In den vergangenen Jahren kam eine Reihe von Studien zu dem
Ergebnis, dass ein mäßiger Alkoholkonsum günstige Auswirkungen auf die
Gesundheit hat. Ein Gläschen Rotwein am Abend beispielsweise senke den
Blutdruck, setze die Blutgerinnung herab und steigere den HDL-Cholesterinwert.
Langfristig senke der mäßige Alkoholkonsum die Rate von Herzinfarkten und
Schlaganfällen, lautete das durch Daten belegte Fazit von insgesamt 54 Studien.



In vielen dieser Studien wollen die Soziologin Kaye M. Fillmore
von der Universität von Kalifornien in San Francisco und ihr Team einen
systematischen Fehler entdeckt haben, der die Ergebnisse auf den Kopf stellt:
Als Abstinenzler werden dort nämlich häufig auch diejenigen gewertet, die erst
vor kurzem wegen Gesundheitsproblemen – weil sie schwer krank gewesen seien
oder Medikamente einnehmen mussten – mit dem Trinken aufgehört haben.



Nur sieben Studien hätten einen solchen Irrtum („Former Drinker
Misclassification Error“) vermieden, indem sie Personen mit früherem Alkoholkonsum
ausschlossen. Deren Resultate zeigten kein erhöhtes Risiko für Nichttrinker im
Vergleich zu den moderaten Trinkern.



„Wir wissen, dass ältere Leute mit leichtem Alkoholkonsum
gewöhnlich gesünder sind als abstinente Gleichaltrige. Unsere Untersuchung
weist darauf hin, dass leichtes Trinken ein Zeichen guter Gesundheit ist und
nicht notwendigerweise der Grund dafür. Viele Leute reduzieren ihren
Alkoholkonsum aus gesundheitlichen Gründen, wenn sie älter werden“, erklärt
Fillmore.



Die positiven Wirkungen seien daher wahrscheinlich überschätzt
worden, man könne sie aber auch nicht gänzlich ausschließen, schreiben die
Forscher. Denn dafür gebe es einfach nicht genügend fehlerfreie Studien. Fazit:
Manchmal verwirrt die Wissenschaft mehr, als dass sie für Aufklärung sorgt.



WANC 23.05.06/dgk





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/23_05_alkohol.php
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