Sushi: Vermehrtes Auftreten von Fischbandwurminfektionen wegen infizierten, rohen Fischen
> Sushi-Alarm: Fischbandwurm lauert

Die Krankheitserreger werden bis zu 10 Meter lang und manchmal 20 Jahre alt. Trotzdem wird die Gefahr leicht übersehen. Ein kleiner Imbiss in einer Sushi-Bar kann ausreichen, um sich mit Diphyllobothrium latum anzustecken, der am weitesten verbreiteten Variante des Fischbandwurms.

"In Nordamerika hat die Sushi-Welle zu einem vermehrten Auftreten von Fischbandwurminfektionen geführt", berichtet Dr. Thomas Regnath, Mikrobiologe an der FU Berlin in der DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift (Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2004). Infektionsgefahr bestehe beim Verzehr von rohem oder unzureichend erhitztem Fisch. Die Infektion könne Jahre bis Jahrzehnte lang unbemerkt bleiben, auch wenn der Bandwurm, der sich mit seiner Mundöffnung (Scolex) an der Dünndarmwand festsaugt, bereits eine Länge von mehreren Metern erreicht hat, und täglich bis zu 1 Million Eier mit dem Kot ausgeschieden werden.

Denn die Beschwerden sind häufig unspezifisch: Völlegefühl, Appetitlosigkeit und Schmerzen bei nüchternem Magen. Häufig mache sich die Infektion durch einen Vitaminmangel bemerkbar. Der Fischbandwurm kann vermehrt Vitamin- B12 aufnehmen, das dem menschlichen Organismus dann zur Bildung von roten Blutkörperchen fehlt. Die Folge ist eine besondere Form der Blutarmut (perniziöse Anämie).


Die Behandlung ist laut Regnath einfach. In über 90 Prozent der Fälle kann der Fischbandwurm durch die einmalige Einnahme eines Wurmmittels (Praziquantel) abgetötet werden. Die Therapie kann dann als erfolgreich bezeichnet werden, wenn die Scolex des abgehenden Wurms im Kot identifiziert wurde - es sei denn der Mensch war mit mehreren Bandwürmern gleichzeitig infiziert, was aber, so Regnath, ungewöhnlich ist.

In deutschen Gewässern ist der Parasit selten geworden, weiß Regnath. Jedenfalls bisher. Doch Importfische aus dem Nordwesten Russlands, dem Baltikum oder Skandinavien können infiziert sein. Verbreitet sei er auch in ferneren Regionen wie Alaska, Nordamerika, Kanada, Afrika, Ostasien, Papua-Neuguinea und Südamerika und dort vor allem im Fleisch der Raubfische wie Forelle, Barsch und Hecht.

WANC 19.11.04

 
 
 
 
 
 
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