Krankenhäuser: Werden Patienten ungenügend ernährt?

Patienten
in europäischen Krankenhäusern sind anscheinend mangelernährt. Das liegt
aber nicht nur an der Qualität des Essens, sondern Experten vermuten,
dass die Organisation der Krankenhäuser im Zusammenhang mit dem Essen
nicht richtig funktioniert.


Untersuchungen
haben bereits gezeigt, dass bis zu 40 Prozent der stationär
aufgenommenen Patienten mangelhaft ernährt werden. "Das wirkt sich
massiv auf den Heilungsverlauf aus", erklärt Michael Hiesmayr von der
Medizinischen Universität Wien. Dabei werde das Krankenhaus-Essen nur
in weniger als 10 Prozent der Fälle als schlecht bewertet. Das Problem
liege auch in den Strukturen, der Organisation des Stationsalltags.
"Einige Patienten klagen über mangelnde Hilfe, andere leiden unter
Übelkeit", führt der Experte aus. Doch auf den Punkt gebracht: Die
Patienten essen insgesamt zu wenig.



Jetzt
soll ein bewussterer Blick auf die Ernährungssituation helfen, diese
Probleme in den Griff zu bekommen und Krankenhaus-Kosten zu senken. "Es
ist ein qualitätssicherndes Projekt für einen europaweiten Vergleich",
sagt Hiesmayr. Die Ergebnisse würden ein Bewusstsein über Stärken und
Schwächen der Stationen als Organisationseinheit schaffen. Nach dem
Stichtag bekommt jede teilnehmende Einrichtung ihre persönliche
Auswertung. Damit bestehe die Chance, etwas zu verbessern.



Eine
Langzeitstudie soll nun europaweit die Ernährungssituation in
Krankenhäusern analysieren. Das Projekt "NutritionDay in European
Hospitals" befasst sich mit der Realität von Ernährung und
Mangelernährung auf einzelnen Stationen. "Ziel ist es", so Hiesmayr,
der die Studie koordiniert, "präzise Informationen über das Auftreten von Mangelernährung in Zusammenhang mit Krankenhaus-Strukturen zu sammeln."



Dazu
bekommen mehr als 400 Krankenhaus-Stationen in 26 europäischen Ländern
und vier weiteren Staaten (USA, Mexiko, Brasilien, Indien) Fragebögen.
Diese stehen den Stationen und den über 10.000 Patienten in 24 Sprachen
zur Verfügung. "Jeder Bürger Europas kann sich in seiner Muttersprache
ausdrücken", betont Hiesmayr. "So werden auch benachteiligte Gruppen
gleich wie alle anderen behandelt." Der Gedanke, der dahinter stecke,
sei, dem Patienten eine Stimme zu geben.



Im
Laufe der dreijährigen Laufzeit werden weitere "NutritionDays" im
Abstand von einem Jahr durchgeführt. So können die jährlichen
Ergebnisse der einzelnen Stationen verglichen werden. Mit der
Langzeitstudie setzt das österreichische Forscher-Team eine politische
Willenserklärung des Europarats von 2003 in die Praxis um. Denn das
Ausmaß des Problems der Mangelernährung in Krankenhäusern wurde bereits
2001 erkannt. "Jetzt muss man Taten folgen lassen", hebt Hiesmayr
hervor.



WANC 19.01.06/pte





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/19_01_mangelernaehrung.php
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