Wohnlage: Sie bestimmt auch das Angebot an gesunden Lebensmitteln
Sage mir, wo du wohnst und ich sage dir
dein Gewicht. Forscher haben ermittelt, dass die Wohnsituation
unmittelbaren Einfluss darauf hat, ob Menschen Übergewicht haben
oder nicht. Das gilt im Übrigen auch für die Höhe des
Einkommens.
Die Einkommens- und Wohnsituation hat
großen Einfluss darauf, ob ein Mensch übergewichtig ist
oder nicht. Diesen Schluss ziehen kanadische Wissenschaftler der
Universität von Alberta nach der Untersuchung hunderter Studien
aus Nordamerika. "Es gibt zahlreiche Zusammenhänge zwischen
sozialer Ungleichheit und Gesundheit und das bezieht sich natürlich
auch auf Ernährung und Übergewicht", bestätigt
Christoph Hörhan vom Fonds Gesundes Österreich.
"Als wir die Daten auswerteten
erkannten wir zum Beispiel, dass in Wohngegenden mit niedrigeren
Einkommen eher kalorienreiches Essen wie Fast Food angeboten wird und
Supermärkte oder andere Geschäfte, die gesundes Essen
verkaufen, weniger oft vertreten sind", so Forschungsleiterin
Kim Raine. Das Einkommen wirke sich außerdem darauf aus, welche
Nahrung Menschen sich leisten könnten. Untersuchungen zeigten
jedoch, dass gesundes Essen nicht wirklich teurer sei, erklärt
Höhrhan. "Das Problem ist, dass bildungs- und
einkommensschwachen Menschen oft das Bewusstsein für gesunde
Ernährung fehlt."
Doch noch weitere Faktoren für
Fettleibigkeit hängen mit dem Wohnort der Menschen zusammen. So
zeigte sich, dass Nachbarschaften, die sich für Spaziergänge
eignen oder spezielle Freizeitanlagen bieten, ihren Bewohnern einen
gesunden Lebenstil erleichtern. In einkommensschwachen Gegenden
fänden sich diese Möglichkeiten seltener. "Es geht
hier auch um psychosoziale Faktoren", gibt Hörhan zu
Bedenken. "Arbeitslose haben oft Probleme mit Stigmatisierung.
Manche trauen sich während der üblichen Arbeitszeiten nicht
einmal aus dem Haus, aus Angst davor, von den Menschen in ihrer
Umgebung als faul oder arbeitsscheu abgestempelt zu werden. Manager
hingegen nützen problemlos jedes Zeitfenster für ihren
Lieblingssport oder einen Besuch im Fitnessstudio."
Initiativen seien nötig, die
Einkommen und Bildung von Menschen und Familien in urbaner Umgebung
fördern, um dem Problem beizukommen, fordern die Forscher.
Außerdem sei es wichtig, auch schlechter verdienenden Menschen
Zugang zu gesunder Nahrung zu ermöglichen. "Es ist klar,
dass es nicht reichen wird, Information zu streuen, um den Menschen
weiterzuhelfen", meint auch Hörhan. Es gebe kein
Patentrezept, das in jedem Fall wirksam sei. "Wir versuchen die
Menschen mit praxisorientierten Projekten in ihren Lebenswelten
anzusprechen und gemeinsam mit ihnen Strategien zu erarbeiten, wie
sie in ihrem Alltag mehr für ihre Gesundheit tun können."
WANC 18.03.08/pte