Paprika, Tafeltrauben und Rucola: Immer wieder gefährliche Rückstände

Das Bundesamt für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat die Ergebnisse
des Lebensmittel-Monitorings 2006 vorgestellt. Das
Lebensmittel-Monitoring ermöglicht einen repräsentativen
Überblick der Belastung ausgewählter Lebensmittel mit
Pflanzenschutzmittelrückständen, Schwermetallen,
langlebigen Organochlorverbindungen und anderen unerwünschten
Stoffen. Der Bericht wird jährlich auf der Grundlage von Daten
der Bundesländer erstellt.


Säuglings- und Kleinkindernahrung,
Eier, verschiedene Käsesorten sowie Leber und Nieren von Rind,
Kalb und Schwein waren im Jahr 2006 nur geringfügig mit
unerwünschten Stoffen belastet. Nur geringfügig mit
Pflanzenschutzmittelrückständen belastet waren Weizen,
Auberginen, Bananen, Blumenkohl, tiefgefrorene Erbsen, Melonen sowie
Orangensaft und schwarzer Tee. Tomatensaft, kaltgepresste Raps- und
Sonnenblumenöle sowie Thunfisch enthielten kaum Rückstände
und Kontaminanten. In Fischen und Fischerzeugnissen wurden kaum
Spuren unerlaubter Tierarzneimittel gefunden. Räucheraal war nur
gering mit Schwermetallen und den beim Räuchern gebildeten
polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen verunreinigt.



Fleisch, Milch und Honig waren geringem
Umfang mit Rückständen aus Tierarzneimitteln und hormonell
oder antibakteriell wirksamen Substanzen belastet. Wie bereits in den
beiden Vorjahren wies auch 2006 rund jede 500. Probe tierischer
Herkunft Rückstandsgehalte oberhalb der gesetzlichen Normen auf.



Im Jahr 2006 wurden in Deutschland
386 107 Untersuchungen an 46 565 Tieren oder tierischen
Erzeugnissen durchgeführt. Darüber hinaus wurden fast
250 000 Tiere mittels eines Schnelltests auf antibakteriell
wirksame Stoffe untersucht. Insgesamt wurde auf 664 Stoffe
geprüft. Bei den Untersuchungen werden sowohl unverarbeitete
tierische Lebensmittel wie auch Proben lebender Tiere analysiert. Die
im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplans von den
Bundesländern erhobenen Daten werden vom BVL ausgewertet und für
die Berichterstattung an die Europäische Kommission
zusammengestellt.



Die Ergebnisse im Einzelnen:



Bei Eichblattsalat, Lollo rosso/bianco,
Gemüsepaprika, Rucola, Küchenkräutern,
Tafelweintrauben und grünem Tee wurden die zulässigen
Höchstmengen für Pflanzenschutzmittelrückstände
im Vergleich zu den Grundnahrungsmitteln häufiger überschritten.
Eine durchgreifende Verbesserung der Rückstandssituation ist bei
diesen Obst- und Gemüsearten bislang nicht festzustellen.
Vereinzelt wurden auch Rückstandsgehalte festgestellt, die die
akute Referenzdosis überschritten. Der Handel muss daher aus
Sicht des BVL im Rahmen des Qualitätsmanagements und in
Kooperation mit den Produzenten und Importeuren den Anteil belasteter
Waren weiter reduzieren.



Das BVL bemängelt darüber
hinaus die erhöhten Nitratgehalte in Eichblattsalat, Lollo
rosso/bianco, Feldsalat und Rucola. Die Gemüsebauern stehen in
der Verantwortung, alle Maßnahmen der guten
landwirtschaftlichen Praxis auszuschöpfen, die zu einer
Reduzierung der Nitratgehalte führen.



Mehr Sorgfalt bei der Auswahl der
Rohstoffe fordert das BVL auch von den Herstellern diätetischer
Lebensmittel auf Maisbasis, die teilweise mit gesundheitsschädlichen
Stoffwechselprodukten von Schimmelpilzen (Fumonisin) belastet waren.
Ochratoxin A (OTA), ebenfalls ein Schimmelpilzgift, wurde häufig
in getrockneten Feigen nachgewiesen, während anderes Trockenobst
davon kaum betroffen war. OTA wurde auch häufig in
Bitterschokolade gefunden, die zudem relativ hohe Cadmiumgehalte
aufwies. In Reis und Weizenvollkornmehl wurde häufig der
Weichmacher Di-n-butylphthalat festgestellt, der im Verdacht steht,
als hormonell wirksamer Stoff fortpflanzungs- und
entwicklungsschädigend zu wirken.



In Schwertfisch, Haifisch und
Dorschleber wurden erhöhte Gehalte an Schwermetallen oder
organischen Kontaminanten registriert. Dorschleber war häufig
mit Dioxinen belastet. Da in Räucheraal und Butter verschiedene
Lösungsmittel nachgewiesen wurden, sind weitere Untersuchungen
vorgesehen, um die Risiken besser bewerten und Gegenmaßnahmen
entwickeln zu können.



Rinder und Schweine



Die Belastung von Rindern und Schweinen
mit unzulässigen Rückstandmengen lag bei unter
0,15 Prozent. Bei 5 von 3213 untersuchten Rindern und
9 von 2639 Schweinen wurden Stoffe mit hormonaler Wirkung
gefunden, deren Anwendung verboten ist. Eine illegale Behandlung
konnte in keinem Fall nachgewiesen werden. Als Ursache kommt das
natürliche Vorkommen dieser Stoffe im Tier in Frage.



Das seit 1994 in der Tierhaltung
verbotene Antibiotikum Chloramphenicol wurde bei rund jeder
860. Rinderprobe (4 von 3454 Proben) und jeder
500. Schweineprobe (4 von 1969 Proben) nachgewiesen.
Einzelbefunde bei nicht zugelassenen Stoffen gab es bei
Phenylbutazon, einem entzündungshemmenden Stoff, Metronidazol,
einem Antibiotikum, und Lasalocid, einem Antiparasitikum.



Bei jedem 400. Rind und
760. Schwein waren die zulässigen Höchstgehalte von
Antibiotika überschritten. Fast 10 000 Proben wurden mit
spezifischen Analysemethoden untersucht. Bei den mittels
Dreiplatten-Schnelltest auf diese Stoffgruppe untersuchten Proben
waren 0,16 Prozent (387 von 244 004 Proben) positiv.



Kontaminanten wurde in acht von
insgesamt 3828 untersuchten Proben (0,2 Prozent) nachgewiesen.
Neben Schwermetallen (4 Befunde) wurden einmal PCB, einmal
Dioxine und zweimal der Holzschutzmittelwirkstoff Pentachlorphenol
über der Höchstmenge gefunden.



Geflügel



0,13 Prozent von den insgesamt
5525 getesteten Geflügelproben waren mit Rückständen
in unzulässiger Höhe belastet. In zwei Proben wurden
verbotene Stoffe ermittelt und in drei Proben konnte ein
unsachgemäßer Einsatz von Tierarzneimitteln nachgewiesen
werden. Dioxine in unzulässiger Höhe waren in zwei Proben
zu finden. In einem Fall wurde in mehreren Beständen Nikotin als
Desinfektionsmittel verbotenerweise eingesetzt. Die belasteten
Tierkörper und Eier gelangten nicht mehr in den Handel.



Schafe, Pferde, Kaninchen, Wild



499 Proben von Schafen, 141 Proben
von Pferden, 11 Proben von Kaninchen und 222 Wildproben
wurden untersucht. In rund sechs Prozent (2 von 32) auf
Schwermetalle untersuchten Schafproben wurden Cadmium bzw. Blei und
Cadmium nachgewiesen. Bei Pferden waren in einer Probe PCB zu finden.
Bei Kaninchen und Zuchtwild konnten keine Rückstandsbelastungen
festgestellt werden. Rund zwölf Prozent (4 von 34 Proben)
der Wildschweine aus freier Wildbahn waren mit
Organochlorverbindungen wie DDT, Lindan, alpha- und beta-HCH, PCB 138
und 153 oberhalb der zulässigen Höchstgehalte belastet.



Aquakulturen



2006 wurden 537 Proben getestet,
meist Forellen und Karpfen. In einer Probe war das verbotene
antibakteriell und antiparasitär wirksame 3-Amino-2-oxazolidinon
(AOZ) nachweisbar. Relativ häufig werden wie in den Vorjahren
Rückstände von Malachitgrün analysiert, ein zur
Anwendung bei Fischen verbotenes Teichdesinfektionsmittel. Sieben von
284 Forellenproben (rund zwei Prozent) und zwei von
184 Karpfenproben (rund ein Prozent) waren positiv.



Milch, Eier, Honig



2006 betrug der Probenumfang
1691 Milchproben, 622 Hühnereierproben und
155 Honigproben. Unzulässige Gehalte konnten bei Milch und
Honig jeweils nur in einer Probe ermittelt werden. Es handelte sich
hierbei um Antibiotikarückstände. In einer weiteren
Honigprobe wurde Semicarbazid nachgewiesen. Hierbei handelte es sich
wahrscheinlich um eine Kontamination über die verwendete
Deckeldichtung. Mit rund 1,5 Prozent positiven Proben waren Eier
etwas häufiger zu beanstanden als in den Vorjahren. In vier
Proben wurde Lasalocid und in einer Nicarbazin gefunden, beides
Mittel gegen Darmparasiten. Dioxinrückstände wurden in
allen 47 untersuchten Eierproben nachgewiesen, in drei davon
oberhalb des zulässigen Höchstgehaltes.



Hintergrundinformationen



Die Beanstandung von Lebensmitteln, die
unerlaubte Rückstände pharmakologisch wirksamer Stoffe
enthalten, erfolgt nach gemeinschaftsrechtlichen Vorgaben in
Verbindung mit nationalen Rechtsvorschriften. Für die Kontrollen
sind die Bundesländer verantwortlich. Die Lebensmittel- und
Veterinärüberwachung überprüft vor Ort im
Schlachthof, in landwirtschaftlichen Betrieben, im Tierbestand und
kontrolliert auch die betrieblichen Aufzeichnungen. Die Probenzahlen
richten sich nach den Schlacht- bzw. Produktionszahlen. Neben
Fleisch, Fett, Organe, Urin, Blut und Kot können Proben auch von
Futter und Wasser genommen werden. Der Nachweis verbotener Stoffe
führt im Regelfall zur Sperrung des Betriebes bzw. dazu, dass
Tiere nicht mehr transportiert oder an andere Betriebe abgegeben
werden dürfen. Betriebe, die gegen das bestehende Recht
verstoßen haben, stehen für einen bestimmten Zeitraum
unter verstärkter Kontrolle. Je nach Schwere des Verstoßes
werden Straf- bzw. Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet.



Der Nationale Rückstandskontrollplan
ist ein EU-weit nach einheitlichen Maßstäben
durchgeführtes Programm zur Untersuchung von Lebensmittel
liefernden Tieren und tierischen Erzeugnissen. In Deutschland legt
das BVL zusammen mit den Bundesländern den Plan fest, sammelt
die Ergebnisse, wertet diese aus und übermittelt sie an die
EU-Kommission.



WANC 15.10.07





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/15_10_lebensmittelmonitoring.php
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